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Als einziger offen Schwuler an einer reinen Jungenschule hat es Timothy nicht gerade einfach. Seine Mitschüler mobben ihn, vor allem im Sportunterricht. Dennoch steht Timothy zu sich selbst und lässt sich nicht unterkriegen. Das Blatt für ihn wendet sich, als seine Englischlehrerin die Klasse dazu verdonnert, Shakespeares Sommernachtstraum einzustudieren. In ganz klassischer Manier müssen die Jungs auch in Frauenrollen schlüpfen. Dieser Kelch geht an Timothy allerding vorüber. Seine Lehrerin besetzt ihn, nachdem sie ihn beim Vorsprechen zum Singen aufgefordert hat, aufgrund seines stimmlichen Talents als Puck, den Hauptakteur. Als die Klasse mit den Proben beginnt, entfaltet sich ein magisches Verwirrspiel. Timothy kommt in den Besitz einer magischen Blume: Ganz in der Tradition des englischen Theaterstücks entbrennen jene, die er mit dem Saft aus dem Blütenkelch beträufelt, in Liebe zu dem Menschen, den sie als erstes erblicken. Timothy ist sich sofort klar, wen er mit diesem Zauber belegen will, schwärmt er doch selbst für einen seiner Mitschüler, der ihn nicht – wie die anderen – von oben herab behandelt. Bis ihm dies gelingt, geht aber so einiges schief. Natürlich gerät der Saft der zauberhaften Blume auch in die Augen von so manch anderem Mitschüler, so dass die sonst so homophoben Schüler bald buntgemischte Liebesgrüppchen bilden …
“Wäre die Welt mein” ist kunterbuntes Queer Cinema im wahrsten Sinne des Wortes: Der Film ist ein bisschen Highschool-Komödie und ein bisschen Sozialdrama. Diesen ungewöhnlichen Mix garnieren darüber hinaus noch einige waschechte Musical-Nummern. Ein experimentelles Wagnis, dass größtenteils, wenn auch nicht auf ganzer Linie überzeugt.
Der Film ist gut besetzt und die Schauspieler agieren recht glaubhaft. Auch der magische Realismus wirkt gelungen. Die Musical-Nummern selbst sind klasse! Nicht nur hat Hauptdarsteller Tanner Cohen eine tolle Stimme, die Produzenten haben sich bei der Inszenierung der Gesangseinlagen auch wirklich Mühe gegeben. Die Songs selbst sind toll und haben allenfalls das Manko, dass es derer zu wenig gibt! Die Idee, die klassischen Shakespeare-Texte in moderne Glamrock-Lieder zu verwandeln, ist großartig! Die Musical-Nummern selbst – mal als Tagtraum inszeniert, mal integriert in die Handlung – wirken wie lebendig gewordene Gemälde des Künstlerpaars Pierre et Gilles: Nackte Haut, von Feenstaub überzogen, verspielte Kostüme, mystische Lichtstimmung und eine nette Choreographie: kitschig, bewusst schwul und durch diese Aufrichtigkeit wieder sympathisch. Das macht Spaß! Besonders toll ist außerdem, dass der Soundtrack des Films als Bonusmaterial auf die DVD mit dazu gepackt wurde.
Überhaupt können sich die Extras auf “Wäre die Welt mein” sehen lassen: Neben den inzwischen fast obligatorischen Audiokommentaren, der oben erwähnten Playlist und einer Bildergalerie ist nämlich außerdem der rund zwanzigminütige Kurzfilm “Fairies” auf der DVD enthalten. Dieser preisgekrönte schwule Kurzfilm diente als Vorlage für “Wäre die Welt mein”. Es ist interessant zu sehen, wie aus einem Independent-Filmchen ein etwas kommerziellerer Streifen gemacht wurde.
Ein kleines Manko ist, dass der Film nicht synchronisiert wurde und nur mit der Originaltonspur und wahlweise deutschen Untertiteln vorliegt. Wer damit kein Problem hat und queere Geschichten mag, wird an der romantisch-verkitschten Story sicher seine Freude haben. Ankreiden kann man “Wäre die Welt mein” allenfalls, dass er ein bisschen zu viel auf einmal will. Er kratzt an interessanten Nebenschauplätzen – zum Beispiel Timothys ambivalentes Verhältnis zu seiner Mutter oder seine Beziehung zu seiner schrillen besten Freundin -, scheint aber nicht gewillt, das ganze Potential aus diesen Handlungssträngen herauszuholen.
Letztendlich fällt das aber nicht allzu stark ins Gewicht. Unterm Strich ist der Film ein wunderbares Feelgood-Movie mit einem nicht unbedingt realistischen, aber wunderbar romantischen Happy End und einer netten Botschaft obendrein. Und mit Ohrwurm-Charakter!