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Der Begriff "Trash" stellt für Filme nicht zwingend ein Schimpfwort dar, denn so mancher billige Streifen stellt trotz aller Schwächen die Liebe zum Film an sich in einer Weise dar, wie die meisten teuren Werke sie nicht mehr erreichen können, weil sie zu sehr auf den Allgemeingeschmack getrimmt wurden. Ohne das Fazit vorweg zu nehmen, gehört
Steel Dawn sicherlich irgendwo unter diesen Oberbegriff.
Die Kino-Auswertung des Films liegt schon mehr als zwanzig Jahre zurück, und somit gibt die frisch erschienene DVD die Chance, ein wenig in der Vergangenheit zu schwelgen.
Patrick Swayze spielt die Rolle eines (namenlosen) ehemaligen Elite-Soldaten, der durch die im wahrsten Sinne des Worte verwüstete Welt der Zukunft zieht. Wasser ist zu einem der seltensten Güter der Welt geworden, und die wenigen überlebenden Menschen sind bereit, für sauberes Wasser fast alles zu tun. Von daher ist eine Süßwasser-Quelle, wie sie die junge Farmerin Kasha ihr Eigen nennt, gleichermaßen Fluch wie Segen. Sie möchte ihr Wasser allen zugänglich machen und hier eine neue Stadt gründen, die Wiege einer neuen Zivilisation, doch Damnil, der reichste Landbesitzer der Umgebung, will das Wasser für sich allein und damit seinen Reichtum sichern. Dafür geht er notfalls über Leichen. Doch mit dem Krieger, der auf Kashas Farm Unterschlupf gefunden hat, hat er einen gefährlichen Gegner gegen sich aufgebracht...
Mr.
Dirty Dancing wieder in einer seiner frühen Action-Rollen zu sehen ist sicherlich eine interessante Erfahrung, doch die Jahre seit seiner Premiere haben dem Film leider nicht gut getan. Viele der Action-Szenen, die damals sicherlich zeitgemäß waren, wirken heute behäbig und werden einen modernen Zuschauer kaum vom Hocker reißen.
Die Ästhetik des Films orientiert sich größtenteils am Endzeit-Meilenstein
Mad Max 2. Die Natur der Namib-Wüste, wo der Film entstanden ist, wirkt dabei jedoch durchweg zu sauber und sonnig, um die Welt nach einem Kataklysmus darzustellen. Nur am Anfang des Films gibt es eine kurze Begegnung mit offenbar mutierten Überlebenden des Kriegs, der irgendwann stattgefunden haben muss, doch diese tauchen später nie wieder auf; alle anderen Mitwirkenden des Films sehen geradezu erschreckend normal aus.
Auch das Drehbuch weist leider einige Lücken auf. So taucht neben unserem edlen Krieger, der dem Bild des einsamen Cowboys aus zahllosen Western bis auf die fehlenden Pistolen gleicht, immer wieder ein Hund auf, der dann ebenso unmotiviert wieder verschwindet, um kurze Zeit später doch wieder da zu sein. Am Anfang des Films taucht ein Friedensstifter auf, ohne dass jemals geklärt wird, wer diesen in einer scheinbar gesetzlosen Welt einsetzt; als er stirbt, nimmt unser Held dessen Abzeichen an sich, zeigt es aber später nie wieder, obwohl der Zuschauer immer wieder denkt: „Nun mach schon! Du bist doch der Held!“
Im Endeffekt bleibt somit ein typischer Endzeitwestern, wie er in den Achtziger Jahren in Mode war. Und diese Achtziger zeigen sich auch in vielen anderen Aspekten des Films, von der hochtoupierten Frisur eines Bösewichts über die bei Bud Spencer und Terence Hill geklauten Soundeffekte zur Untermalung einer Schlägerei bis hin zur B-Film-Ikone Brion James mal ausnahmsweise in einer netten Rolle.
Von der technischen Seite betrachtet bietet der Film nur zwei Tonspuren im normalen Stereo-Format, wobei die englische etwas dumpfer daher kommt als die deutsche. Die Bildqualität ist okay, ohne allzu deutliche Aussetzer, aber bestimmt keinen Jubeltanz wert.
An Extras bietet die DVD ein Making-Of und eine Featurette, die sich zu etwa 80% vom Inhalt her überschneiden, aber wenigstens einige interessante Hintergründe zum Film darstellen, wenn auch durch eine rosarot getönte Brille gesehen. Die gebotene Bildqualität ist ziemlich miserabel, und mitten im Making-Of tauchen auf einmal Störungen auf, wie sie typisch für ein altes VHS-Tape sind. Es zeugt nicht gerade von großem Interesse für Kundenzufriedenheit, wenn man das vorhandene Material so sorglos und ohne jede Bearbeitung übernimmt.
Ansonsten gibt es zu dem Film selbst nur noch einige Trailer sowie eine Bildergalerie. Dazu kommen noch vier Trailer zu anderen Filmen in wahrhaft grausiger Bild- und Ton-Qualität, von denen drei sogar nur auf Englisch vorhanden sind.
Wer auf Trash steht, ist sicherlich auch gerne bereit, einem Film seine kleinen Schwächen zu verzeihen.
Im Fall von
Steel Dawn kommt man aber nicht umhin festzustellen, dass der Film zwar routiniert heruntergekurbelt wurde, trotz aller gegenteiligen Beteuerungen im Making-Of aber nicht wirklich außergewöhnlich genug ist, um nach zwanzig Jahren mehr als eine Randerscheinung des Kinos der Achtziger darzustellen.
Wer gerne eine Endzeit-Version des alten Westernklassikers
Mein Freund Shane sehen möchte, kann hier ruhig zugreifen.
Wer aber etwas mehr als ein professionell gemachtes Fließbandprodukt erwartet, sollte sich lieber einem der echten Klassiker des Endzeit-Genres zuwenden. Oder wenigstens einem der liebenswert schlechten Vertreter ...