Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Heute, in Zeiten von CSI und gerichtsmedizinischen Dokumentationen, zweifelt niemand mehr an der forensischen Wissenschaft. Und doch ist sie noch nicht alt: Erst im ausgehenden 19. und im 20. Jahrhundert kam sie richtig in Fahrt und gewann an Bedeutung. E.J. Wagner machte sie zum Inhalt dieses Buchs. Der Clou: Er verbindet reale historische Ereignisse mit den Fällen von Sherlock Holmes.
Wagner beginnt mit einer Übersicht aller Sherlock-Holmes-Geschichten. Im Weiteren folgen dreizehn Kapitel, die jeweils einen Aspekt der Gerichtsmedizin als Schwerpunkt haben. So bespricht Wagner im ersten Kapitel die Anfänge der Obduktion und die oft nicht ganz legalen Methoden, mit denen sich frühe Anatomiker und Forensiker Leichen verschafften. Auch Insektentätigkeit und deren Nützlichkeit zur Bestimmung des Todeszeitpunkts finden Erwähnung, ebenso wie Gifte und Nachweismethoden, die mal mehr, mal weniger korrekt funktionierten. Insgesamt wird fast das gesamte Gebiet der Gerichtsmedizin abgegrast.
Interessant ist die Verbindung der realen Fakten mit Einwürfen aus Arthur Conan Doyles Geschichten. Ein bestimmter Fall, begleitet von Zitaten aus den Büchern oder Kurzgeschichten, leitet die Kapitel ein, und auch zwischendurch tauchen sie immer wieder auf. Wagner beschreibt, wie Holmes manchem realem Kollegen auf dem forensischen Gebiet weit voraus war.
Ein Stichwortverzeichnis beendet das Buch.
Wagner ist es gelungen, die trockene Geschichte der Forensik mit der Attraktion alter Kriminalfälle und dem unbestechlichen Detektiv Holmes zu verbinden. Er greift auf keine billigen Effekte zurück, sondern erzählt recht gemächlich, aber dennoch spannend, wie dieser oder jene Fall ausging. Die Fortschritte der Forensik sind gut dargestellt, auch die Zweifel an dieser Wissenschaft an sich, denn nicht immer wurde den Informationen vertraut - manchmal aus gutem Grund, da nicht alle Nachweismethoden gut funktionierten.
Fans von Holmes werden die Verbindung der altbekannten Fälle des Detektivs mit realen Ereignissen lieben, denn hier wird offensichtlich, dass Doyle einige seiner Ideen dem aktuellen Tagesgeschehen entnahm. Dadurch wird auch Holmes entstaubt und seine Fälle scheinen in einem neuen Licht.
Wer an der Geschichte der Forensik interessiert ist, könnte Schlechteres tun als sich dieses Buch zu kaufen. Manchmal wird Wagner etwas langschweifig, doch trotz dieses kleinen Mankos hat sich das Buch vier Sterne verdient.