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„Septagon“ ist der vierte Fall der Detectives Kevin Byrne und Jessica Balzano, die als Team in der Mordkommission des Philadelphia Police Departements für ungelöste Fälle zuständig sind. Diesmal ermittelt das erfolgreiche Duo in einem bizarr anmutenden Mord an einem siebzehnjährigen Mädchen, dessen Leiche auf einem Holzstuhl sitzend in einer Glasvitrine im Keller eines abgelegenen Hauses in Nordphiladelphia aufgefunden wird. Kurz darauf meldet sich ein Mann bei der anonymen Polizeihotline und gesteht das Verbrechen. Als Beweis seiner Schuld dient ein Knopf von der Jacke des Opfers, der am selben Tag mit der Post beim Police Departement eingeht. Als Kevin und Jessica an der Adresse des vermeintlichen Mörders nachsehen, stoßen sie auf einen grausamen Fund, der ihnen den Schauer über den Rücken jagt. In einem ausrangierten Kühlschrank, eingelegt in einem Glasgefäß, befindet sich das herausgetrennte Herz eines Menschen.
Immer wieder verschwinden in Philadelphia junge Mädchen. Allesamt Ausreißerinnen, einsame Kids, die versuchen sich auf der Straße durchzuschlagen und die kaum jemand vermisst. Hungrig nach Liebe und Verständnis, abhängig von dem Geld anderer, treffen sie auf einen Mann, der ihnen Hilfe verspricht. Doch wer ist dieser Fremde, der ständig in neue Rollen schlüpft? Die Fälle werden immer mysteriöser und Kevin und Jessica stoßen während ihrer Ermittlungen auf eine merkwürdige alte Dame, deren Lebensmittelpunkt die Beschäftigung mit Rätseln und Spielen ist. Voller Begeisterung erklärt sie den Detectives ein altes Legepuzzle namens Tangram und während beide, noch im Wohnzimmer befindlich, die gelegte Figur betrachten, stürzt sie sich aus dem Schlafzimmerfenster im 10. Stock eines Hochhauses in den Tod. Zurück bleibt ein aus vier Scrabble-Buchstabensteinen auf dem Fensterbrett gelegtes Wort: LUDO. Kevin und Jessica sind verwirrt. Warum nur hat die Frau sich das Leben genommen? Was für eine Bedeutung hat das Wort LUDO und wo, verdammt noch mal, ist die Verbindung zu dem von der Presse mittlerweile als „Der Sammler“ bezeichneten Mörder?
Wahrheit oder Täuschung? Eine Frage, die der Mörder den beiden ermittelnden Detectives immer wieder über seine Opfer stellt und deren Beantwortung zunächst nicht gelingt. Mit einer an Perfektion grenzenden Kleinarbeit arrangiert er seine Morde wie ein Magier seine Show und nutzt dazu eine Bühne, die bis an die Stadtgrenzen Philadelphias reicht. Ein gekonnt inszeniertes Katz-und Mausspiel, mittels dessen es der Autor Richard Montanari wunderbar versteht, Spannung aufzubauen. Bereits auf den ersten Seiten des Buches geht es so richtig zur Sache und der Nervenkitzel lässt auch im Verlaufe der Geschichte nicht nach. Aus verschiedenen Perspektiven erzählt, unter Nutzung mehrerer parallel verlaufender Handlungsstränge und durch kurze Kapitel- und Szenenwechsel gibt er einen tiefen Einblick nicht nur in das Geschehen rund um die grausam ausgeführten Morde und die nervenaufreibende Ermittlungsarbeit der Detectives, sondern auch in die Psyche des Mörders. Jederzeit kann der Hörer verfolgen, wie er die Mädchen ködert, mit ihnen spielt und sie letztendlich für seine grausamen Vorstellungen benutzt, wie er gekonnt und voller subtiler Raffinesse die ermittelnden Beamten an der Nase herum führt.
Überraschende Wendungen und gekonnt eingefügte Details aus der Vergangenheit machen aus diesem Buch einen hervorragend inszenierten und schlüssigen Thriller, der äußerst hörenswert ist. Dabei hat Matthias Köberlin, der als Schauspieler bereits den Deutschen Fernsehpreis und den Deutschen Comedypreis gewinnen konnte und gemeinsam mit seinen Kollegen für „The Glenn Gould Trilogy – Ein Leben“ mit dem Deutschen Hörbuchpreis ausgezeichnet wurde, einen nicht unerheblichen Anteil. Mit einer gekonnt professionellen Interpretation hat er es wunderbar verstanden, den Figuren Leben einzuhauchen und dem gesamten Geschehen einen Schleier von Angst und Schrecken aufzuerlegen, der dem Hörer eine Gänsehaut über den Rücken jagt.
„Septagon“ ist ein rasant daher kommender Thriller, der sein Hauptaugenmerk auf das Leben und die Psyche des Mörders und seine bizarr angerichteten Morde legt und dabei auf eine umfassende Schilderung des Privatlebens der Ermittler verzichtet. Eine spannende Jagd mit einem temporeichen Showdown, der voller psychologischer Feinheiten steckt und sich äußerst hörenswert präsentiert.