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Pilzführer gibt es zuhauf. Sie erläutern die beliebtesten Speisepilze, die ungenießbaren und die am meisten verbreiteten Giftpilze. Dünn gesät sind Veröffentlichungen mit Fachbuchcharakter, in denen es um die Pilze selbst und nicht so sehr um deren Bestimmung zwecks Tauglichkeit für Kochtopf und Pfanne geht, um ihre Präsentation, um Charakteristika. Das vorliegende Buch möchte sich von den üblichen Pilzführern abheben, und das tut es allein schon aufgrund seines Umfanges.
In der Einführung geht es nebst allgemeinen Themen um eine Zuordnung der Sporenfarbe zu den Arten, dann schließt sich bereits der Hauptteil an. Hier findet man die im Titel erwähnten 1.200 Pilzarten, nach Gruppen wie Trichterlingen, Tintlingen, Egerlingen/Champignons und Röhrlingen geordnet.
Die Pilze werden mit deutschem – falls vorhanden – und lateinischem Namen benannt, das Vorkommen wird erläutert, und zwar gemäß Literatur und Erfahrung der auf diesem Gebiet sehr erfahrenen Autorin, Eigenschaften zur Bestimmung wie Lamellen, Röhren oder Leisten werden beschrieben, ebenso der Stil, das Fleisch und die Sporen. Gibt es sichere Angaben zu Essbarkeit oder Giftigkeit, so findet man diese in der Kopfzeile zu jedem Pilz, andernfalls fehlen Aussagen.
Jede Art erhält den Umfang einer Seite, und mindestens zwei Drittel jeder Seite stehen dem Foto zur Verfügung. Die Fotos wurden bewusst unter Studiobedingungen gemacht, wenngleich Laub, Nadeln oder Holz durchaus nicht fehlen – als schmückende Accessoires, die den Lebensraum des jeweiligen Pilzes verkörpern. Junge und ausgewachsene Exemplare, Hüte, Lamellen beziehungsweise Röhren, Stiele und Knollen lassen sich an diesen zumeist sehr gut ausgeleuchteten Fotos gut erkennen und erleichtern die Bestimmung. Am Ende des Buches steht ein ausführliches Register.
Vergeblich sucht man in diesem Buch zunächst ein Inhaltsverzeichnis, anhand dessen die Bestimmung rasch vorgenommen werden konnte. Aber das hier besprochene Buch ist nun einmal kein klassischer Pilzführer. Es wendet sich an Pilzfreunde, die eine umfassende Übersicht über die in Europa vorhandenen Arten verschaffen möchten und eindeutige Ansichten von repräsentativen Exemplaren der Art wünschen.
Also steht die Klassifikation "essbar/nicht essbar/giftig" eher im Hintergrund, und auch zur Bestimmung der Arten findet man Angaben, die nicht wesentlich detaillierter sind als jene in den einschlägigen Pilzführern.
Punkten kann das Buch mit seinen Fotos, die in der Tat fast sämtlich alle wichtigen Merkmale wiedergeben. Die Fotos sind sehr gut gestaltet mit frei gestellten Fruchtkörpern in unterschiedlichen Stadien, der relevanten Umgebung wie Moos und Nadeln oder Totholz und möglichst einer Freistellung der Hüte im Studio-Ambiente. Selbstverständlich fällt auch der Umfang des Buchs ins Gewicht, das, wie erwähnt, nicht nur die häufigen und weithin bekannten Arten aufführt, sondern auch seltenere, womit ein Beitrag zum Artenschutz geleistet wird, lernt doch der Leser schon in der Einführung, dass jeder Pilz, ob giftig oder genießbar, schützenswert ist.
Angesichts des Umfangs und der Abbildungsqualität des Buchs scheint der Preis von 29,90 Euro geradezu günstig. Ein attraktives Werk für alle Naturfreunde, die sich einen Überblick über die noch bestehende Artenvielfalt verschaffen möchten.