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Armer Klufti. Der Kommissar kann so gar nicht genießen, dass er ein Wochenende in einem Allgäuer Berghotel verbringen wird. Denn leider begleitet ihn Herr Doktor Langhammer. Und dann soll es auch noch ein Mörder-Spiel geben. Mit Kommissar Kluftinger als Poirot und Langhammer als Watson. Ausgerechnet der nervige Doktor als sein Gehilfe.
Doch es kommt noch viel schlimmer. Es findet sich eine echte Leiche und Langhammer sieht es nun als seine Aufgabe an, die Ermittlungen gemeinsam mit dem Kommissar zu führen. Da ein schwerer Schneesturm tobt und jeglicher Kontakt mit der Außenwelt abgeschnitten ist, bleibt Kluftinger nicht anderes übrig als einzuwilligen. Doch der Mordfall entwickelt sich zu einer reinen Farce. Welchen Gast der Kommissar auch immer unter die Lupe nimmt, er scheint ein Mordmotiv allererster Güte zu haben. Bald hat er mehr als ein halbes Dutzend Verdächtiger, ohne jedoch klären zu können, wie der Mord überhaupt von statten gehen konnte, denn der Tote liegt in einem von innen verriegelten Raum.
Wohl oder übel arrangiert sich Kluftinger mit Langhammer als nervigem Gehilfen, kann aber nicht verhindern, dass der sich immer wichtiger vorkommt und dank seines unerschütterlichen Selbstvertrauens bald kaum mehr aufzuhalten ist, selbst die Ermittlungen zu führen. Doch Kluftinger wäre nicht Kluftinger, wenn er hinter den zahllosen Spuren nicht bald einen perfiden Plan erahnen würde.
Ein abgelegenes Hotel, ein Schneesturm, viele Verdächtige, ein Ermittler, der wie Poirot nur seine grauen Zellen zur Verfügung hat und ein Gehilfe, der als Trottel jeder falschen Spur nachgeht – fast käme man sich vor wie in einem Roman von Agatha Christie. Wäre nicht Kommissar Kluftinger und seine unnachahmliche Art mit Fakten wie mit Menschen umzugehen, diese Hommage an berühmte Kriminalromane aus den Kindheitstagen dieses Genres würde als müder Abklatsch empfunden. Denn Spannung kommt nicht oder nur sehr spät auf. Hier wird eher gepflegte Unterhaltung mit einem Schuss Humor geboten. Allerdings mit einem gewaltigen Schuss sehr spezifischem Kobr-und-Klüpfel-Humor. Die Autoren lassen ihren Kult-Kommissar zur absoluten Hochform auflaufen. Dabei ist es nicht wichtig, wie logisch es zur Sache geht, Hauptsache, der Kommissar und damit die Leserschaft kommt in den Genuss einer hohen Dosis Klufti. Und diese bereits im Buch so köstliche Dosis wird in diesem Hörbuch noch weiter erhöht. Denn die beiden Autoren geben – wie bereits in den vier vorhergehenden Hörbüchern der Kluftinger-Reihe – gemeinsam den Erzähler, Unterhalter, Sprecher und Clown ab. Wie sie sich die Bälle zuspielen, jede Pointe auf die Spitze treiben und in ihrem typischen Dialekt hörbar machen, welch kauzige Charaktere da beisammen sind, ist eine Kunst für sich.
Michael Kobr und Volker Klüpfel haben sich vorgenommen, eine Art „Mord im Orientexpress“ aufzuführen. Inklusive Poirot, exklusive dem britischen Flair. Denn das Allgäu, so bemerkt der Hörer schnell, kann mindestens so viel Atmosphäre bieten, wie London, England oder einer der Schauplätze der Christie-Romane. Und sehr viel mehr Humor. Das dabei die Spannung auf der Strecke bleibt, ist bedauerlich, stört aber kaum, denn der Hörer will vor allem eine Show des Kommissars Kluftinger genießen – und die wird hier ohne Wenn und Aber in Perfektion abgeleistet.
„Rauhnacht“ ist kein Krimi, sondern fast eine Screwball-Komödie aus besten Hollywoodzeiten. Der Hörer kommt kaum aus dem Schmunzeln heraus, wenn Langhammer und Kluftinger die Bühne betreten. Dank den Autoren und Sprechern Kobr und Klüpfel ist dieses Hörbuch der reinste Genuss – zumindest für Fans dieses Ermittlers. Wer jedoch ein spannendes und vor allem ernst zu nehmendes Krimi-Hörbuch erwartet, wird entsetzt sein über viel Klamauk, sehr viel Lokalkolorit und eine Riesenportion Hommage an Agatha Christie. Alle Fans aber sehen in „Rauhnacht“ die Krönung der Reihe – mehr Kluftinger ist schwerlich vorstellbar.