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Auf die Frage, warum sie über Essen schreibe und nicht über die Liebe, über Sicherheit oder den Kampf um Macht, antwortete Mary Frances Kennedy Fisher: "Weil ich hungrig bin - Menschen müssen essen". MFK Fisher schreibt jedoch nicht nur über die einfache Befriedigung eines Bedürfnisses. Sie schreibt über die Kunst des Essens und der Essenszubereitung und sie tut dies auf höchst kunstvolle und vergnügliche Art. Damit steht damit in der Tradition des berühmten französischen Gastrosophen Jean Anthelme Brillat-Savarin. Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts in Kalifornien geboren, verbrachte Fisher in den dreißiger Jahren eine Zeit in Frankreich – dies sollte ihre Ess- und Lebenskultur nachhaltig prägen. Nach ihrer Rückkehr in die USA übersetzte sie das Hauptwerk Brillat-Savarins in die englische Sprache und begann ihre Tätigkeit als Autorin.
In dem kleinen gebundenen Hardcoverbuch „Die Kunst des Essens“, das in der edition ebersbach erschienen ist, hat Brigitte Ebersbach zwanzig Essays der amerikanischen Autorin veröffentlicht, auch für die Übersetzung ist sie verantwortlich. Nach „Köstliche Jahre. Eine Amerikanerin im Herzen Burgunds“ ist dies der zweite deutschsprachige Band der Autorin. Entnommen sind die Essays den vier Titeln: The Gastronomical Me, Serve It Forth, How to Cook A Wolf und An Alphabet For Gourmets, die in den Jahren 1937 bis 1949 in Amerika veröffentlicht wurden. In diesen Essays schreibt MFK Fisher über Restaurants, über das Kochen, Essenseinladungen, die richtige Tischdekoration und darüber, wie man schwierige Zeiten mit knapper Kasse übersteht.
Bei der Lektüre dieses Buches weiß man es wieder: Es gibt sie, die großen Geschichtenerzähler, die Wortmagier, die Zauberzungen, die mit Worten Bilder, Gerüche und Stimmungen erzeugen und ganze Zeitalter auferstehen lassen. MFK Fisher schreibt über die Kunst des Essens so spannend wie in einem Roman und es ist ein Vergnügen, ihr über die einhundertsechzig Seiten zu folgen. Eins kann man ihr bescheinigen, sie beherrscht die Kunst des Schreibens - in englischsprachigen Ländern weiß man dies schon längst - wie gut, dass ihre Werke jetzt auch in deutscher Sprache erscheinen.
Die Essays beginnen mit misslungenen Kochversuchen in der Kindheit, dem ersten Kontakt mit der großen weiten Welt in Gestalt von Austern auf einem Schulfest und berichten von Reisen nach Europa mit der Familie. Die Autorin erzählt jedoch nicht nur von gastronomischen Höhenflügen - auch der Hunger war Gast an ihrer Tafel. Sie gibt ganz konkrete Tipps, wie man mit wenig Geld den Magen füllen kann und sie verrät, wie man Eier zubereitet und Wasser richtig kocht. Selbst die banalsten Alltagsverrichtungen sind betrachtenswert und reizvoll und bieten Stoff für eine seitenlange, spannende Unterhaltung. Es ist eine ganze Philosophie, die sich mitteilt. MFK Fisher lädt dazu ein, ihr Gesellschaft zu leisten und sie weiß, wie man eine angenehme Atmosphäre schafft und eine gute Zeit miteinander verbringt. Es bleibt der Wunsch nach mehr und man ist neugierig auf weitere Werke der Autorin. Es bleibt zu hoffen, dass noch weitere Titel übersetzt und veröffentlicht werden.
Das Buch ist in Leinen gebunden und auch optisch ein Genuss und sicher nicht nur für Gourmets empfehlenswert, auch Liebhaber und Kenner guter Bücher und Literatur werden diesen Titel zu schätzen wissen. Nicht zuletzt werden das Werk und die Person einer interessanten und inspirierenden Frauenfigur vorgestellt und in den Mittelpunkt gerückt.