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Tyler und Lucinda sind entsetzt. Erst sollen sie zu einer unliebsamen Tante, dann schickt sie ihre Mutter zu einem Verwandten, von dem sie bis zu seiner schriftlichen Einladung gar nicht wussten, dass es ihn gibt. Und dieser Großonkel entpuppt sich als kranker, übellauniger alter Mann, der eine riesige Farm mit nur einigen wenigen, sehr seltsamen Mitarbeitern führt. Tyler versucht herauszufinden, was an dieser Farm nicht stimmt. Denn niemand geht gewöhnlichen Tätigkeiten nach. Es gibt keine Tiere, die es zu versorgen gilt, keine Felder, keine der üblichen Arbeiten, die auf einer Farm in den kalifornischen Bergen sonst so anfallen.
Bis Tyler durch das Fenster eines der riesigen Gebäude blickt. Dort liegt ein gewaltiger, leibhaftiger Drache in seinem Gehege. Und auch sonst scheinen die Wesen, die Tyler und Lucinda von ihrem Großonkel eher widerwillig gezeigt bekommen, nicht von dieser Welt zu sein. Aber das wirkliche Geheimnis der Farm offenbart ihnen ihr Onkel nicht.
Wo kommen die „Tiere“ her, wie verdient ihr Onkel das Geld, das in Unmengen Futter, Medikamente und den Unterhalt der Farm fließt? Was verbergen die Mitarbeiter und Angestellten vor den Kindern? Ist die geheimnisvolle Misses Needle, die den Haushalt führt, wirklich eine Hexe, wie eine Angestellte glaubt?
Tad Williams ist nicht zuletzt dank der exzellenten vierteiligen Fantasy-Serie rund um „Osten Ard“ („Der Drachenbeinthron“, „Der Abschiedsstein“, „Die Nornenkönigin“ und „Der Engelsturm“) ein Garant für spannende, weitschweifige Geschichten mit Bestsellergarantie.
Wer „Die Drachen der Tinkerfarm“ zu hören beginnt, klammert zumindest das Adjektiv „spannend“ für lange Zeit aus. Es ist eine zähe, manchmal gar langweilige Angelegenheit, den Erklärungen und Schilderungen von Andreas Fröhlich zu folgen. Das liegt nicht am Sprecher, denn der ächzt, stöhnt, krächzt und flüstert in gewohnt grandioser Art und Weise. Wer die Dutzenden von Stunden „Eragon“ einmal gehört hat, erkennt zwar viele Rollen aus dieser Geschichte wieder, kann aber nicht umhin festzustellen, dass Andreas Fröhlich zurzeit einer der besten Sprecher ist.
Auch wer die Zutatenliste aufzählt, runzelt zunächst die Stirn: ein Geschwisterpaar bestehend aus kleinem Bruder und großer Schwester, das auf einer Farm Urlaub macht und den dunklen Geheimnissen dort auf die Spur kommt. Fabeltiere, die überall auftauchen und sich teils als sehr gefährlich erweisen. Böse Mitarbeiter, die dem alten Mann, der die Farm leitet, Übles wollen. Eine verschwundene Gattin. Eine Außenwelt, die absolut nichts von den Fabeltieren auf der Farm weiß – und es auch nicht herausfindet. Ein böser Mann, der die Farm für sich haben will. Tausend Geheimnisse und Fragen, jedoch nur wenige Antworten. Das klingt nach „Fabelheim“, dem sensationellen Debütroman von Brandon Mull, der Januar 2009 weltweit für Furore sorgte.
Die frappierenden Übereinstimmungen mögen Zufall sein, stimmen aber nicht gerade euphorisch, wenn man den Irrungen und Wirrungen der Geschichte weiter folgt - und ganz langsam, wirklich sehr, sehr langsam mit der Geschichte von Tad Williams und seiner Frau Deborah Beale warm wird.
Wer „Fabelheim“ kennt, nimmt immer stärker die Unterschiede war, bis die Geschichten so stark differieren, dass der anfangs vorherrschende Eindruck der Übereinstimmung verschwindet.
Und wer die komplexen Ereignisse einige Stunden übersteht, wird im letzten Drittel sogar mit einem spannenden Schlussakt belohnt. Leider ohne wirklich auch nur eine einzige Frage beantwortet zu bekommen. Da die Serie auf fünf Bände angelegt ist und für viele spannende Momente herhalten soll, werden diverse Geschehnisse aufgebaut und angerissen, nichts aber gelöst.
„Die Drachen der Tinkerfarm“ ist ein etwas mühseliger Auftakt einer zum Ende des ersten Teils viel versprechenden Reihe. Ob aber alle Fans von Tad Williams dann noch dabei sind, muss man zumindest bezweifeln. Zu langweilig gerät der Start, zu sehr erinnert er an „Fabelheim“ und ist zu stark auf mehrere Bände fixiert. Wer aber das Ende als gelungen erachtet, wird kaum umhin können, sich auch den zweiten Teil zu kaufen. Denn Lucinda und Tyler sind dem Hörer ans Herz gewachsen und Andreas Fröhlich möchte man mit Sicherheit noch einmal als Erzähler der „Tinkerfarm“ erleben.