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Eric Brewster kann es kaum noch erwarten: Endlich hat sich seine überängstliche Mutter Merrill zu einem Sommer in Phantom Lake überreden lassen, einem wunderschönen Touristenstädtchen an einem See mit zahlreichen Ferienhäusern. Kurz nach Beginn der Sommerferien brechen also die Eltern Dan und Merrill mit Eric und Töchterchen Marci sowie den beiden Haustieren auf, einen wundervollen Sommer in Phantom Lake zu verbringen. Erics Freunde Kent und Tad sind außer sich vor Freude, denn so können die drei Jungs den ganzen Tag zusammenhängen, angeln, Bootstouren machen und abends im Städtchen Mädchen kennenlernen. Wenn das nicht beste Voraussetzungen für einen perfekten Sommer sind!
Doch das Ferienidyll wird nicht lange nach ihrer Ankunft getrübt. Nicht nur, dass ein seltsamer alter Mann in Lumpen ständig um das Haus herumzustreichen scheint - dem alten Herrenhaus der Brewsters gehört auch ein ehemaliges Kutschhaus an, das nur noch als Abstellkammer Verwendung findet. Beim neugierigen Stöbern entdecken die Jungs eine geheime Tür, hinter der sich allerlei seltsame Schätze bergen, unter anderem das Tagebuch des verschollenen ehemaligen Besitzers des Hauses, Dr. Darcy und eine ganze Reihe unvollständiger Gegenstände. Als die Jungs eine leere Arzttasche finden und kurz darauf die dazugehörigen Skalpelle, haben alle drei in der folgenden Nacht derselben Albtraum: Sie träumen, mittels dieser Skalpelle eine Frau umzubringen und auszuweiden.
Am nächsten Tag sucht Marci verzweifelt nach ihrem Kätzchen, das plötzlich verschwunden ist, und Eric ahnt Schreckliches. Er soll Recht behalten …
John Saul gilt als einer der bekanntesten Horrorautoren weltweit. Dutzende von spannenden und gruseligen Werken wurden von ihm bereits veröffentlicht, zumeist mit großem Erfolg. Zuletzt erschien im Deutschen „Schatten der Nacht“, im Original „In The Dark Of The Night“, beide Titel beziehen sich auf die Albträume, die die Jungen durchleben müssen.
Zunächst baut Saul eine idyllische Kulisse für den Leser auf: die befreundeten Familien, die gemeinsam den Urlaub verbringen wollen, das wunderschöne Haus der Familie Brewster, das beschauliche Phantom Lake. Ein perfektes Szenario also, um es auf herrlich fiese Art und Weise zerstören und den Leser in Angst und Schrecken versetzen zu können.
Das gelingt zunächst auch recht gut. Man fiebert mit, wenn die drei Jungs die verborgenen Gegenstände im Kutschhaus entdecken, mit denen es eine besondere Bewandtnis auf sich hat, die der Leser im Verlauf des Romans erfährt. Als der seltsame alte Mann und die Albträume hinzukommen, steigt die Spannung, und die Frage, was da denn nun genau passiert und welche bösen Mächte am Werk sind, werden drängender.
Dieses gute Niveau kann „Schatten der Nacht“ dann allerdings nur bis zur Hälfte des Romans durchhalten. Die Handlungsfäden wirken zuletzt unausgegoren und unfertig, die Geschichte wird nicht vollends ausgereizt. Obwohl der Leser ein blutiges und zum Genre passendes – wenn auch etwas unglaubwürdiges – Finale erhält, werden doch längst nicht alle Fragen geklärt, vieles bleibt zu diffus, und Saul verschenkt so manchen fiesen Kniff. Da ist man Besseres von dem Horrorautor gewohnt.
Mit „Schatten der Nacht“ ist John Saul sicher nicht sein bester, aber auch nicht sein schlechtester Roman gelungen. Die anfängliche Spannung und Ungewissheit verdichten sich bis zur Hälfte des Romans, um in einem nicht wirklich befriedigenden, jedoch immerhin dem Genre angemessenen Finale zu münden. Fans können zugreifen, ansonsten ist „Schatten der Nacht“ jedoch eher ein schwächerer Vertreter des Genres.