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Arlen ist jung, doch er hat sich schon an die nächtlichen Angriffe gewöhnt. Immer wieder geschieht es, dass die magischen Siegel nicht halten und die Horclinge so in die Schutzbereiche der Menschen ungehindert eindringen, die Häuser in Brand setzen und die Bewohner töten und fressen können. Allein das Tageslicht kann sie verbannen und gönnt damit den Menschen eine Verschnaufpause, um Verletzte zu versorgen und ihrer Arbeit nachzugehen. Das Zeichnen der Schutzsiegel beherrscht Arlen im Schlaf und als eines Tages seine Mutter bei einem Überfall schwer verletzt wird, da sein Vater vor Angst unfähig ist einzugreifen, schwört sich Arlen, dass er den Horclingen nie wieder etwas überlassen wird.
Die junge Leesha ist ein schönes Mädchen, das bald einen Ehemann suchen sollte. Versprochen ist sie Gared, einem starken Holzfäller, der nur darauf wartet, von ihr endlich mehr als Küsse zu erhalten. Doch als er durch seine Prahlerei ihre Unschuld befleckt, befreit sie sich von ihrer ewig zankenden Mutter und ihrem Verlobten und zieht zu Bruna, der Kräutersammlerin. Diese alte sture Frau bringt Leesha ihr gesamtes Wissen bei, doch es zieht Leesha weiter weg, um noch mehr zu lernen und die weite Welt kennen zu lernen.
Im Gasthaus seiner Eltern in Flussbrücke ist der kleine Rojer glücklich. Doch da für den baldigen Besuch des Herzogs die Brücke instand gesetzt wird, hat der Bannzeichner wenig Zeit für seine übrigen Pflichten. Und so geschieht es, dass die Horclinge, ermutigt durch die beschädigten Bannsiegel, ins Gasthaus des nachts eindringen und alle Einwohner niedermetzeln. Lediglich Arrick, der Meisterjongleur kann sich gemeinsam mit dem kleinen Rojer in den Schutzkeller retten. Seine fehlenden Finger an der Hand erinnern den Jungen fortan jeden Tag daran, wie er seine Eltern verloren hat.
"Das Lied der Dunkelheit" ist ein Fantasyroman, der es nicht nötig hat, mit großer Magie, prächtigen Sagengestalten und seltsamen Geschöpfen zu prahlen. Die Welt, auf der die Geschichte spielt, lebte lange friedlich, da man die früheren Angriffe der Horclinge, die aus der Erde aufsteigen, vergessen hatte und es gab Zeitalter der Wissenschaft und Technik. Doch durch die plötzlich neuen Angriffe der Horclinge wurde die Welt in ein zweites Mittelalter zurückgestoßen, stets darauf bedacht, sich mit überlieferten Siegeln zu schützen und die Nacht zu fürchten.
Da Peter V. Brett keine komplette Welt neu erschaffen muss, kann er sich voll und ganz auf die Entwicklung seiner Charaktere konzentrieren. Beständig wechseln die Erzählfäden zwischen Arlen, Leesha und Rojer hin und her, bis sie endlich zusammengeführt werden und ein Versprechen auf einen zweiten Teil hinterlassen. Fasziniert und begeistert blättert man sich durch diese Erzählung und erlebt die Entwicklung der Hauptfiguren hautnah mit, beständig der stets drohenden nächtlichen Gefahr bewusst, durch die der Geschichte nie die Luft ausgeht.
Hier zeigt sich, dass man kein komplettes Universum erschaffen muss, um Fantasy zu schreiben, sondern lediglich gute Ideen für eine Geschichte braucht, um den Leser zu unterhalten und ihn gespannt darauf warten zu lassen, wie sich der Roman weiterentwickelt. Wirklich lesenswert.