Es ist ein Thema, das jeden angeht, doch wird es trotzdem von vielen ignoriert und von der Wissenschaft fast stiefmütterlich behandelt. Denn das Älterwerden ist ein Prozess, der jedem bevorsteht, doch hat man teilweise falsche Vorstellungen davon, teils fürchtet man sich oder man freut sich auf die freie Zeit nach dem Arbeitsleben. Welche Chancen, Veränderungen und Einschränkungen tatsächlich im Alter entstehen, zeigt das Buch "Älter werden für Anfänger".

Am Anfang stehen erst einmal die normalen Abläufe des Alterns. Hier erfährt man, welche Folgen der biologische Alterungsprozess hat und wie man diesen teilweise aufhalten kann oder auch akzeptieren muss. Viel wichtiger jedoch ist die Persönlichkeit, die sich ebenfalls ändert, wenn man ein fortgeschrittenes Alter erreicht. Denn durch Einschränkungen und Veränderungen stellt man sich neu auf seine Lebensziele ein und passt sich an, so dass die Persönlichkeit sich von der früheren unterscheidet.

Große physiologische Veränderungen im Gehirn sorgen auch dafür, dass das Gedächtnis anders arbeitet. Erinnerungen werden wichtiger und immer wieder neu aufgefrischt und überarbeitet, um zur Lebenssituation zu passen. Auch die Partnerschaft rückt ins Licht des Interesses dieses Buches, denn oftmals werden Gewohnheiten gebrochen und Konflikte treten auf, wenn beide Partner nicht mehr beruflich tätig sind. Passend dazu thematisiert Mathias Irle ebenfalls die zusätzlichen sozialen Kontakte, deren Anzahl häufig schrumpft, die dafür aber oft an Qualität zunehmen.

Ein ganz großes Thema ist auch die Gesundheit. Welche normalen Abbauprozesse Krankheiten begünstigen und wie man damit umgehen kann, erfährt man in diesem Abschnitt. Genauso wird auch angesprochen, welche Auswirkungen die Annahme und das Bedürfnis fremder Hilfe für die eigene Selbstständigkeit haben. Und letzten Endes wird das Sterben thematisiert, mit dem man sich am Ende seines Lebens auseinandersetzen muss, ob man möchte oder nicht.

"Älter werden für Anfänger" ist ein Sachbuch, das man jedem ans Herz legen sollte. Denn auch in einer Welt, die mit Schönheitsoperationen und Viagra über das Altern hinwegtäuscht, kann man dennoch nicht darüber hinwegsehen, dass jeder altert und damit einschneidende Veränderungen durchlebt. Mit den vielen Beispielen aus seinen Interviews und wissenschaftlichen Studien weist Mathias Irle auf die Möglichkeiten des Alters ebenso hin wie auf die wahrscheinlichen Einschränkungen. So aufgeklärt verfliegt ein wenig die Angst davor, in Rente zu gehen, älter zu werden und nicht mehr körperlich so fit zu sein wie früher. Doch ebenso hilft dieses Buch auch schon früher dabei, sich selbst ein wenig in die Gedankenwelt von Senioren oder vielleicht den eigenen Eltern hineinzuversetzen und sie in einem anderen Licht zu betrachten.

Ein viel zu wenig beachtetes Thema, das hier seine angemessene Plattform findet, die aufklärt, dass das Rentenalter nicht das Ende des Lebens darstellt.