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Was gab es nicht alles für Generationen: die Generation Golf, die Generation X, die Generation Y – besser bekannt als Millenials oder Digital Natives -, die Generation Praktikum, dank eines Buches auch die Generation Doof und viele mehr. Die meisten davon überschneiden sich. Oder wo soll man die Trennlinie ziehen zwischen den Generationen Praktikum und Y? Und was ist mit denen, die sich keiner Generation zuordnen wollen?
Letzteren dürfte das Buch „Und plötzlich ist später jetzt“ gefallen. Es widmet sich dem Lebensgefühl einer Generation, die keine Generation sein will – den ungefähr Dreißigjährigen, die sich aber noch wie Mitte zwanzig fühlen und wie Anfang zwanzig benehmen. Wie kommt es, dass man sich auf einmal dafür rechtfertigen muss, wenn man einen Wellnessurlaub macht statt eines verrückten Partyurlaubs, bei dem im Schlafsaal geschlafen wird? Wieso entwickeln Gleichaltrige ganz unterschiedliche Lebenswege – die einen ziehen mit Lebenspartner und Kind ins Reihenhaus, die anderen sind froh, neue WG-Mitbewohner gefunden zu haben.
In fünf Kapiteln, mit typischen Sätzen eines Bewerbungsgespräches übertitelt („Bitte stellen Sie sich doch kurz vor …“, „Was haben Sie denn schon so gemacht?“, „Wo liegen denn Ihre Interessen?“, „Wie sind denn Ihre Gehaltsvorstellungen?“ und „Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?“), geht es in das Leben einer jungen Frau, die erwachsen werden muss, ohne es zu wollen. Dabei zeigen bereits die Überschriften schön, wie schwer es ist, sich ordentlich vorzustellen und für sich einzustehen, wenn man noch gar nicht so genau weiß, wer man ist und was man will.
Die Überschriften sind nur grobe Anhaltspunkte, es geht um die ganze Bandbreite des Lebens. Seien es die Schwierigkeiten bei der Partnersuche – schließlich steigt mit höherem Alter das Risiko, dass dies der Mensch ist, mit dem man sein Leben verbringen sollte, um keine Chance zu verpassen -, die Schwierigkeiten bei der Jobwahl, mit den Eltern, die sich entweder weigern, ihr Kind loszulassen oder aber zu viel zu früh erwarten (Stichwort: Enkelkinder), und das Problem mit Freunden, die einem fremd werden.
Elena Senft, selbst an dieser Altersgrenze angekommen, an der man nicht mehr zugeben darf, noch nicht so genau zu wissen, was man will, schildert humorvoll viele Begebenheiten dieses Lebens. Die Eltern stoppen die Dauerüberweisungen, man muss erwachsen sein und hat doch irgendwie den Punkt verpasst, an dem man sagen kann „So, ich bin jetzt erwachsen und für mich selbst verantwortlich“.
Die Situationen, die sie schildert, sind zwar aus ihrem Leben gegriffen, aber dennoch erschreckend ähnlich zu vielen anderen Menschen. Wohl jeder wird Freunde haben, die auf einmal nicht mehr mit die Clubs unsicher machen, sondern lieber mit dem Partner kochen und eine edle Flasche Wein öffnen. Oder die sich nicht trauen, die Eltern über den Kontostand zu informieren, da ein gewisses Minus die neue Nulllinie ist.
„Und plötzlich ist später jetzt“ gibt keine Ratschläge, wie man mit dem Erwachsenwerdenmüssen umgeht oder wie man möglichst effektiv älter wird, sondern beleuchtet vielmehr, wie sich die jungen Leute an dieser Grenze fühlen. Nicht nur deswegen ein gutes Mitbringsel für die Eltern, die Angst haben, dass aus ihrem Kind nie etwas wird – es wird sie beruhigen.