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Ein Serienkiller als Identifikationsfigur für eine Fernsehserie – gewagt, provokant oder gar unmöglich? Die amerikanische Serie „Dexter“ zeigt, dass es doch möglich ist. Staffel eins bietet auf vier DVDs die ersten zwölf Folgen, damit sich der geneigte Zuschauer selbst davon überzeugen kann. Die Idee der Serie basiert übrigens auf den Romanen des Schriftstellers Jeff Lindsay.
Dexter arbeitet als Forensiker bei der Polizei von Miami und kennt sich wie kaum ein anderer mit Blut aus. Dexter hat eine ihn liebende Schwester namens Debra und unter den Kollegen ein paar Freunde. Dexter ist mit der liebenswerten Rita zusammen, die zwei Kinder hat. Aber Dexter ist trotzdem nicht wie alle anderen – er ist ein Killer, ein gnadenloser Mörder, der freundlich lächelnde Psychopath von nebenan. Denn während er tagsüber wie alle anderen seinem Job nachgeht, jagt er nachts diejenigen Verbrecher, die die Polizei aus Mangel an Beweisen oder Verfahrensfehlern laufen lassen muss. Allerdings ist Dexter kein Superheld, der die bösen Jungs vor der nächsten Polizeistation abliefert … er tötet seine Opfer gnadenlos. Dabei ist es für Dexter alles andere als einfach, seine saubere Biedermann-Fassade immer aufrechtzuerhalten, denn innerlich ist er ein Killer, ein mordlustiges Ungeheuer, das die Verbrecher nicht aus Notwehr, sondern aus Zwang tötet.
Als ein Serienmörder Miami unsicher macht, ist Dexter gefordert wie noch nie zuvor in seinem Leben. Denn der „Kühllaster-Killer“, wie der unbekannte Täter bald genannt wird, scheint Dexter zu kennen und ein Spiel mit ihm zu spielen. Jetzt heißt es für Dexter nicht nur, den Verbrecher so schnell wie möglich zu fassen, sondern auch, sein wahres Ich vor seinen Kollegen verborgen zu halten – ganz besonders vor Sergeant Doakes, der den scheinbar so braven Forseniker nicht riechen kann ...
Staffel eins kleckert nicht, sondern klotzt gleich von Anfang an: Die Charaktere werden nicht behutsam und langsam eingeführt, die Geschichte an sich braucht nicht viel Vorlauf. Hart und schnell steigt der Zuschauer ein, lernt Dexter kennen und lieben. Gleichzeitig lernt man auch schon in der ersten Folge den Kühllaster-Killer kennen, denn die Jagd des Serienmörders stellt die Rahmenhandlung dar, die die Folgen der ersten Staffel zusammenhält. Zwischendurch lernt man Dexter näher kennen, seine Beziehung zu der zurückhaltenden Rita und ihren beiden Kindern, die Spannungen zwischen ihm und Doakes, und auch Dexters dunkle Seite kommt nicht zu kurz, bringt er doch in schöner Regelmäßigkeit Verbrecher um die Ecke.
Was Michael C. Hall als Dexter da zustande bringt, ist aller Ehren wert. Der nicht nur mit dem Emmy ausgezeichnete Darsteller, den Serienjunkies wohl am ehesten aus „Six Feet Under“ in Erinnerung haben werden, spielt den netten Psychopathen von nebenan so glaubwürdig, dass es den Zuschauer bei jedem Mundwinkelzucken, bei jedem Augenbrauenheben wohlig schaudert. Ihm gelingt perfekt die Gratwanderung zwischen Vorzeige-Saubermann und blutrünstiger Bestie. Indes kann der ganze Cast überzeugen, von Julie Benz als Rita über Jennifer Carpenter als Debra – im wahren Leben ist sie übrigens mit Michael C. Hall liiert – bis hin zu Erik King als misstrauischer Kollege Doakes liefern hier alle Schauspieler gute Leistungen ab. Aber auch das Setting kann überzeugen: Die Mischung aus Miami-Beach-Atmosphäre, Latinomusik und knallharten, blutigen Szenen macht rabenschwarzen Spaß.
Die FSK-18 ist absolut berechtigt, denn hier bekommt man keine Soap-Opera-Krimiserie zu sehen oder einen Detective, der sämtliche Indizien und Beweise zusammenknobelt und am Ende den Täter präsentiert; hier geht es darum, dass der Protagonist tagsüber brav seiner Arbeit nachgeht und sich nachts auf die Jagd begibt, um jemanden zu töten. Dass er dabei wenigstens hehre Ziele verfolgt, nämlich diejenigen zu bestrafen, die es verdient haben, erleichtert das Gewissen des Zuschauers nicht immer, geht Dexter doch wenig zimperlich mit seinen Opfern um.
Einen kleinen Wermutstropfen gibt es bei den Extras zu verzeichnen: Außer Untertiteln in diversen Sprachen sowie der deutschen und der englischen Sprachausgabe haben es nur ein paar Featurettes auf die DVDs geschafft, bei denen man zum Beispiel erfährt, worin sich eine Wunde, deren Blut aus einer Arterie spritzt, von anderen Verletzungen unterscheidet. Das passt natürlich perfekt zur Serie, ein wenig mehr Hintergrundinfos, ein Making-of und ähnliches hätten es aber gern sein dürfen.
Eine Serie wie „Dexter“ gab es bisher noch nicht: Kompromisslos und brutal, voll schwarzen Humors und glaubwürdiger Charaktere und mit einer faszinierenden Hauptfigur, die man trotz aller Unmenschlichkeit schnell ins Herz schließt. Wer den Glauben daran verloren hat, dass gute Unterhaltung auch für das Fernsehen gemacht werden kann, wird mit „Dexter“ wieder bekehrt. Volle Punktzahl!