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„Kälteschlaf“ ist der achte Teil einer Krimireihe um den schwermütigen isländischen Kommissar Erlendur. Erlendur Sveinsson, angestellt bei der Reykjavíker Kriminalpolizei, bemüht sich bereits seit 1997 erfolgreich um die Aufkärung von Verbrechen in seinem Land. Während er sich in den ersten sieben Fällen, die allesamt in Deutschland erschienen sind, mit Mördern aller Couleur herumplagen muss, sieht es in seinem achten Fall etwas anders aus. Ein Selbstmord lässt ihn nicht zur Ruhe kommen und sein untrügliches Gespür dafür, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmt, soll ihm Recht geben.
Kurz nach Mitternacht geht in der Notrufzentrale ein Anruf ein. Eine aufgeregt klingende weibliche Stimme teilt den Beamten mit, dass sich in einem Ferienhaus am See von Pingvellir eine Frau namens Maria das Leben genommen hat. Kommissar Erlendur, beauftragt mit den Ermittlungen zu diesem Fall, glaubt zunächst an einen Selbstmord. Zu eindeutig sind die Hinweise, die in der Umgebung der Toten gefunden wurden. Doch eine Freundin Marias, die diese in ihrem Ferienhaus an einem Strick hängend aufgefunden hat, möchte nicht an eine solche Version glauben. Nie gab es einen Hinweis von Maria, dass sie des Lebens überdrüssig war. Und so wendet sich die Frau an Kommissar Erlendur, der die Ermittlungen abgeschlossen zu haben glaubt, und händigt ihm eine Kassette aus, auf welcher merkwürdige Dinge zu hören sind. Kommissar Erlendurs Argwohn ist geweckt. Denn bei dem auf der Kassette zu hörenden Mitschnitt handelt es sich um mysteriös anmutende Dialoge, welche die Tote mit einem sogenannten Medium geführt hat. Erlendur, der nicht viel von okkulten Praktiken hält, findet in der akustisch aufgezeichneten Verbindung zum Jenseits wichtige Hinweise, die in Marias Kindheit führen und für deren Tod eine große Bedeutung haben.
In ruhiger Art und Weise erzählt der Autor Arnaldur Indridason in „Kälteschlaf“ ein Verbrechen, das zunächst nicht als ein solches erscheint. Doch wie das Leben so spielt, kommen Dinge ans Tageslicht, die lieber im Dunkeln verborgen geblieben wären. Erlendur Sveinsson, der als Kommissar bei der Reykjavíker Kriminalpolizei tätig ist, schafft es mit einer nahezu stoischen Ruhe, den Umständen auf den Grund zu gehen, die zu dem Tod einer jungen Frau führten. Dabei gestaltet sich sein eigenes Leben alles andere als einfach. Als Vater zweier Kinder ist er allein, nachdem es mit seiner Frau zu schweren Zerwürfnissen kam. Sein Sohn Sindri ist Alkoholiker, hat aber seine Sucht im Griff, was er ebenfalls von seiner Tochter Eva Lind hofft, die einst als drogensüchtige Gelegenheitsprostituierte in Reykjavíks Unterwelt zugange war. Kein einfaches Leben und doch lebenswert. Und genau diese Grundhaltung, die Arnaldur Indridason seinen Charakteren mitgibt, findet man in diesem Hörbuch wieder. Die für die skandinavische Kriminalliteratur so charakteristische melancholische Grundstimmung zieht sich durch die gesamte Geschichte, glücklicherweise aber immer nur in einem Maß, das der Handlung gut tut und der Hörer zu ertragen weiß. Hervorragend hat es der Autor dabei verstanden, seinen Figuren Leben einzuhauchen und sie authentisch erscheinen zu lassen. Mit einer pragmatisch anmutenden Gelassenheit erfolgt die Lesung des Hörbuches von Walter Kreye. Was aber nicht heißen soll, dass diese zäh und langweilig ist, im Gegenteil. Gerade mit dieser zur Schau getragenen Bedachtsamkeit unterstützt er hervorragend die Atmosphäre der Geschichte und weiß diese auf eine Art zu erzählen, die äußerst passend erscheint und das triste Gesamtbild hervorragend abrundet.
„Kälteschlaf“ ist eine Kriminalgeschichte mit viel Tiefgang, die es hervorragend versteht, den Hörer an das Geschehen zu fesseln. Besonders zu empfehlen für Fans skandinavischer Kriminalliteratur.