Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Gefühl | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
1342, während die jungen Männer des Dorfes Hookton Osterwache halten, wird ihr Dorf überfallen und geplündert. Keiner versteht dies, schließlich ist Hookton, an der Küste Englands gelegen, kein reiches Dorf und besitzt keinen nennenswerten Schatz. Doch die Plünderer wissen genau, was sie suchen: Der Priester der Stadt brachte vor Jahren eine uralte Lanze mit, angeblich die Lanze des heiligen Georg. Hinter dieser Reliquie waren die Söldner her, angeführt von einem Mann in Schwarz, der sich „Harlekin“ nennt. Thomas’ Vater, ebenjener Priester, kennt den Mann, doch bevor er Thomas einweihen kann, stirbt er. Thomas schwört Rache, auch wenn er von diesem Mann kaum etwas weiß.
Die Jahre gehen ins Land, und Thomas, von Kindesbeinen an ein begabter Bogenschütze, hat sich den englischen Truppen im Hundertjährigen Krieg angeschlossen. Sie ziehen durch Frankreich, plündern und bringen die Hölle über die Landbevölkerung. Thomas’ Schwur, die Lanze zurück zu bringen, gerät zusehends in Vergessenheit, einzig sein Beichtvater erinnert ihn immer wieder daran.
Viele schicksalhafte Verstrickungen sind nötig, damit Thomas dazu angehalten wird, seinen Schwur zu erfüllen und den Mörder seines Vaters zu finden - Verstrickungen, die ihn quer durch Frankreich treiben, ihn auf englischer und auf französischer Seite Freunde, Feinde und Frauen finden lassen.
Bernard Cornwell ist mittlerweile ein Name, der für perfekt recherchierte und geschilderte historische Romane steht. Ihm gelingt es, den Schlachtenlärm, die Todesangst, die Schrecken des Krieges auf den Seiten lebendig werden zu lassen. Er ist einer der wenigen Autoren, die sich nicht auf romantische Liebschaften, schöne Frauen und ritterlichen Anstand konzentrieren, sondern dessen Geschichten so wirken, als könnten sie tatsächlich so geschehen sein.
Vor allem der Einsatz der englischen Bogenschützen, die so manchen Sieg in der Schlacht hervorgerufen haben, sticht hierbei hervor.
Dennoch sollte man bloß nicht denken, dass Cornwell nicht mehr kann als Schlachten wirklichkeitsgetreu zu beschreiben. Sehr feinfühlig bringt er seine Charaktere dem Leser näher, sowohl Freund als auch Feind erhalten ihre eigenen Zeichnungen, werden lebendig und verständlich. Dabei gibt es kein Gut und Böse, zumindest nicht durch und durch. Wie viele Bücher gibt es, die deutlich machen, dass jedes Verbrechen im Krieg von beiden Seiten verübt wird und jeder sich prinzipiell im Recht glaubt? Wie schwer das Leben in diesen Zeiten für die Landbevölkerung war, wird sehr deutlich beschrieben, ohne aber unnötig grausam zu werden.
Der Roman beschränkt sich auf die Landbevölkerung. Natürlich erhalten auch Sirs und Earls und Könige ihren Raum, aber die wahren Hauptpersonen sind die einfachen Menschen, die vom Rad des Schicksals hinauf getragen und herab gestürzt werden, wie es Gott oder dem Schicksal eben gefällt.
„Auf der Suche nach dem Heiligen Gral“ kann nicht ganz mit den anderen Büchern Cornwells mithalten, ist aber nicht weniger lesenswert, sondern ist ein sehr gutes Buch – allerdings nicht die absolute Perfektion, wie bisher gewohnt.
Dennoch, wer immer sich für wirklichkeitsgetreu geschilderte Geschichte interessiert, bei der es nicht darum geht, dass eine arme Bauerstochter nach vielen Schicksalsschlägen den Ritter fürs Leben findet, sondern darum, wie Schlachten waren, wie das wirkliche Leben war und was das für die einzelnen Bevölkerungsschichten bedeutete, kann bedenkenlos zugreifen. Cornwell steht für Qualität, daran hat sich nach wie vor nichts geändert.
Für die Leser, die den Band durch haben, bleibt nur, auf den zweiten Teil zu warten, denn die Geschichte von Thomas von Hookton ist noch lange nicht beendet.