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 Galaxy Trucker - Die Große Erweiterung


Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Glück
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Spielregel
Strategie
Das Leben als professioneller Galaxy Trucker ist langweilig geworden. Weltraumpiraten holt man mit einem müden Schulterzucken (und übermächtigen Waffensystemen) vom Sternenhimmel, die Konkurrenten lässt man im Wettrennen Sternenstaub fressen und ganze Asteroidenschwärme verursachen nichts weiter als leichte Kratzer am perfekt geplanten Raumschiff Marke Eigenbau. Wehmütig denkt man an die ersten Flugversuche zurück, wo man regelmäßig mit einem durch zwei Rohre zusammengehaltenen Schrotthaufen am Bestimmungsort ankam und den mickrigen Teil der Ware verkaufen konnte, der sich auf der Hälfte des Schiffs aufhielt, die den Flug überlebt hatte. Für echte Nostalgiker ist die Große Erweiterung von Vlaada Chvátils genialem Spiel „Galaxy Trucker“ daher ein echter Segen. Denn hier wird auch der größte Profi erbarmungslos zusammengeschossen und durch die Mangel genommen. Und darauf kommt es bei „Galaxy Trucker“ – dem Spiel, in dem es immer noch am meisten Spaß macht, zu verlieren – schließlich an.

Bis zu sieben neue Elemente kann man an das „Galaxy Trucker“-Paket mit der Erweiterung ranbasteln. Doch, wie die Anleitung gleich zu Beginn auf erneut herrlich witzige Weise warnt, sollte man nicht alle gleichzeitig in das Spiel einführen – die angedrohten gesundheitlichen Schäden fielen sonst beträchtlich aus. Zunächst kann man sich ja darauf beschränken, das Spiel endlich auch mit fünf Teilnehmern zu zocken, entsprechendes Material liegt der Erweiterung bei. Und damit es auch weiterhin einigermaßen fair zugeht, können die Belohnungen einiger Begegnungen auf dem Flug durchs All gleich mehrfach eingesackt werden – nur leider ist das eine Regelung, die man gerne mal vergisst. Die Anpassung an fünf Spieler funktioniert zwar, wirkt aber leider auch irgendwie notdürftig.

Wenn man in neuer voller Besetzung spielt, dürfen die neuen Bauteile (von denen es merkwürdigerweise genau 42 gibt) sowieso gar nicht fehlen. Viele von ihnen wird man auch brauchen, will man der neuen Gefahren im Weltall, die da später kommen, überhaupt Herr werden. Mit einigen der Teile kann man nun also Laser, Schilde und Antriebe überladen, wodurch man stärker wird, sogar große Treffer abwehren kann oder gleich in den Hyperraum springt, um ungeliebte Flugkarten einfach zu umgehen. Bei den Lasern und Antrieben hat das nur den etwas unangenehmen Nebeneffekt, dass diese kurzerhand verglühen … na ja, das Schiff ist ja auch schließlich immer noch nur aus Schrottteilen zusammengebaut. Außerdem gibt es nun noch Tiefschlafkammern und Luxuskabinen für Astronauten, Brennöfen zum Aufladen von Batterien, unzerstörbare Panzerplatten, Kombinationsteile und Lebenserhaltungssysteme für eine dritte Alienrasse mit so praktischen Funktionen wie Anwalt (keine Kosten für abgefallene Teile mehr) oder Diplomat (Feinde können einfach übersprungen werden). Dadurch ergeben sich viele neue Möglichkeiten, wie man mit den Flugkarten umspringen kann – allerdings erhöht sich auch der Erklärungsaufwand, wenn man mit Anfängern spielt.

Auf keinen Fall mit Anfängern sollte man die Erweiterungen „Krasse Strecken“, „Üble Untaten“ oder die neuen Schiffsklassen spielen, denn die machen das Spiel erst so richtig hart. Von den Krassen Strecken etwa wird vor jeder Flugetappe eine vorher festgelegte Anzahl Karten ausgelegt, die den Flug ein wenig verändern. So können paranoide Eingeborene bei jeder Landung auf einem Planeten einen großen Schuss auf das Raumschiff abgeben, da können zerstörte Batterien explodieren und alles im Umkreis mitnehmen, da gerät man in eine Zeitschleife und muss den ganzen Flug nochmal rückwärts durchmachen oder da muss man für verlorene Astronauten auf einmal Hinterbliebenenrente zahlen. Einige dieser Variationen sind wirklich köstlich, andere dagegen eher unspektakulär. Die meisten erfordern es jedoch, dass man sich beim Bau des Schiffes wirklich drauf einstellt, ansonsten kann es böse Überraschungen geben.
Die Üblen Untaten funktionieren ganz ähnlich. Da erhält jeder Spieler zu Beginn der Partie vier fiese Karten, von denen er in jeder Etappe eine in den Flugkartenstapel mischen kann. Ab dann warten kosmische Staus, Radarfallen oder gar die Weltraum-Mafia mit allerhand gemeinen Effekten auf die Trucker. Zu blöd nur, wenn man vergisst, welche Karte man selbst reingespielt hat …

Und wem die Standard-Schiffsklassen des Grundspiels letztendlich zu öde geworden sind, der kann auch mit neuen und selbstverständlich nicht versicherbaren Modellen auf Tour gehen. Die Klasse Ia etwa kann durch Asteroiden und Schüsse überhaupt nicht verfehlt werden, während man sich in der Klasse IIa gleich eine ganze Flotte baut … bestehend aus zwei Schiffen, die aber natürlich separat mit Crew und Antrieben versehen werden wollen. Wenn das keine Herausforderung ist, kann einem diese Erweiterung auch nicht mehr weiterhelfen.

Wie man sieht, richtet sich „Galaxy Trucker – Die Große Erweiterung“ nahezu exklusiv an fortgeschrittene Spieler des Grundspiels. Wer zu feige ist, seine geliebten Schrottkreationen zu Klump schießen zu lassen, der sollte sich von diesem Paket fernhalten und mit Barbiepuppen spielen gehen. Diese Erweiterung ist nur was für abgebrühte Trucker, für harte Kerle und toughe Frauen, die die Gefahr zum Frühstück verputzen und ihren Kaffee frisch aufgebrüht austrinken, um noch rechtzeitig die nächste Lieferung vom Planeten Sadomax abzuholen. Denn durch die Gefahren und Gemeinheiten der Großen Erweiterung wird „Galaxy Trucker“ auch für sie wieder das, was es eigentlich sein sollte: eine Mordsgaudi … IN SPACE!

Julius Kündiger



Brettspiel | Erschienen: 23. Oktober 2008 | Originaltitel: Galaxy Trucker: The Big Expansion | Preis: 40 Euro | für 2 - 5 Spieler | Sprache: Deutsch

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