Media-Mania.de

 Spartacvs

Die Krise der römischen Republik 80-71 v. Chr.


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Glück
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Spielregel
Strategie
Der Spieleautor John B. Firer ist bekannt für seine hochkomplexen und tiefschürfenden historischen Brettspiele. Firer pflegt dabei weniger auf Würfel denn auf Kartensysteme zurückzugreifen, zumeist aber auch eine Kombination beider Zufallselemente zu verwenden, so auch in "Spartacvs - die Krise der römischen Republik 80-71 v. Chr.", das bei Compass Games erschien und von Phalanx Games in einer deutschen Version vertrieben wird.

"Spartacvs" setzt kurz nach dem Konflikt zwischen Marius und Sulla an. Die krisengeschüttelte Republik hat in dem Diktator Sulla einen martialischen Anführer, der als Vertreter der Optimaten alle Versuche der unteren Schichten blockiert, ihren Einfluss zu mehren. Doch auch wenn er seinen Konrahenten, den Konsul Marius, ausgebootet hat, sind dessen Anhänger noch lange nicht besiegt. Quintus Sertorius, Feldherr und spanischer Militärtribun, schart den marianischen Widerstand um sich und versucht, Sullas Macht zu knacken. Sein Ziel ist es, die Republik zum Kollaps zu bringen und Sulla zu stürzen; Sulla wiederum muss den Angriff abwehren und zugleich versuchen, eine Allianz des Sertorius mit dem pontischen König Mithridates VI. zu verhindern. Und dies sind nicht die einzigen Gefahren, die Rom drohen. Denn während Sertorius und Sulla sich mit ihren Heeren belauern, fegt ein gewaltiger Sklavenaufstand durch die Republik, angeführt von dem einstigen Gladiatoren Spartacus.

Diese bewegten Zeiten können in Firers Brettspiel simuliert werden. Dabei treten zwei Spieler gegeneinander an; auf der einen Seite die republikanischen Kräfte des Diktators Sulla, auf der anderen Seite der marianische Widerstand unter Quintus Sertorius. Mit militärischem und politischem Geschick gilt es, die eigenen Ziele zu erreichen, ohne dabei Rom den äußeren Feinden in die Hände fallen zu lassen. Dazu gilt es, die eigenen Truppen klug einzusetzen, strategisch wichtige Orte zu erlangen, Raubzüge zu planen und vorübergehende Allianzen zu schmieden.

Ausgetragen werden die Konflikte auf einem Spielplan, der zwei unterschiedliche Schauplätze zeigt: auf der einen Seite Spanien, Südfrankreich, Italien und Sizilien, auf der anderen Seite Kleinasien, wo die Römer gegen Mithridates kämpfen. Beide Schauplätze sind wiederum unterteilt in einzelne Provinzen und Kontrollfelder, die mit Bewegungslinien miteinander verbunden sind. Um eine Provinz zu besitzen (und die daraus entstehenden Vorteile zu gewinnen), muss eine bestimmte Anzahl an Feldern kontrolliert werden.
Um dies zu erreichen, spielen die beiden Feldherren so genannte Strategiekarten aus, die jeweils verschiedene Ereignisse simulieren. Es sind jeweils historische Ereignisse aus der Krisenepoche; da werden etwa zusätzliche Einheiten in Rom ausgehoben, die pontischen Truppen starten einen Überraschungsangriff oder eine Verschwörung schwächt das gegnerische Lager. Zugleich kombinieren die Spieler ihre Truppen mit schlagkräftigen Generälen und Legaten und verschieben diese, um neue Felder zu kontrollieren, Städte zu überfallen, Stellungen zu belagern oder natürlich auf dem Feld das Heil in der Schlacht zu suchen. Dazu werden sogenannte Schlachtkarten ausgespielt, die das eigene Taktieren vorgeben (vom Sturmangriff über den Flankenangriff). So versucht man sich in die Angriffsposition zu versetzen. Die Schlacht selbst wird - nach Einberechnung zahlreicher Modifikatoren - ausgewürfelt. Dabei kann man triumphale Siege erringen oder aber vernichtende Niederlagen erleiden; auch wichtige Anführer können fallen.

Je nach Schlachtenglück und taktischer Finesse wandert der Krisenmarker - eine Art Zustandsanzeige der römischen Republik - in linke oder rechte Richtung: Stabilität oder Anarchie. Wird der Zustand Anarchie erreicht, haben Sertorius und seine marianischen Gefolgsleute das Spiel gewonnen. Sulla wiederum muss alle Truppen des Gegners vom Feld fegen. Sertorius kann zusätzlich gewinnen, wenn die Republik am Ende keine acht Provinzen mehr kontrolliert; hinzu kommen einige Spezialfälle, wenn die Rebellion des Spartacus ausgebrochen ist oder die verräterischen Senatoren Fannius und Magius in das Mächteringen eingegriffen haben.

Klingt kompliziert? Dann sollte man vielleicht noch kurz die zahlreichen Sonderregeln beachten, wie die Konsulwahlen, die jeder Runde vorausgehen, den Winterverschleiß, die Verstärkungs- und Seefahrtsregeln sowie die politischen Vorgänge in Rom, die durch Bestimmung der Prokonsule erfolgt. Hinzu kommen die besonderen Ereignisse jeder Spielrunde, die ja jeweils ein Jahr zwischen 80 und 71 v. Chr. symbolisiert. Das Regelbuch enthält zudem einen Haufen optionaler Regeln, die Einteilung des Spiels in einzelne Szenarien und ein Bonusszenario, das die Rückkehr der Marianer behandelt.
Man sieht, dieses Spiel richtet sich nicht an Fans von "Die Siedler von Catan", "Carcassonne" oder auch "Risiko". Firers "Spartacvs" entspringt mehr dem Geist des Golden Age of Gaming der 1960er, 1970er und 1980er Jahre, als Spielfirmen wie Avalon Hill hochkomplexe Brettspiele wie Britannia oder Squad Leader entwickelten. Historisch akkurat, mehr der korrekten Simulation als der Ausgewogenheit geschuldet, ist "Spartacvs" ein Spiel, das immense Einarbeitungszeit und Leidenschaft erfordert. In guter "Avalon Hill"-Tradition ist auch das Regelwerk sehr spartanisch gehalten - auf 32 Seiten finden sich enggedruckte, meist unbebilderte Regelschilderungen, die erst gar nicht versuchen, mögliche Anfänger an die Hand zu nehmen. Sie sind ganz klar nicht das Zielpublikum, sondern vielmehr erfahrene Brettspielhasen.

Die Ausstattung selbst ist denn auch eher zweckmäßig als hübsch. Etwas zu klein geratene (aber immerhin feste) Pappcounter bilden die Spielfiguren, schlichte Würfel und Karten ohne Illustrationen delegieren die Imagination allein in die Köpfe der Spieler. Das "Spielbrett" ist leider nicht auf Pappe geklebt, sondern ein Falzplan mit den üblichen Problemen, die ein solcher mit sich bringt: Er liegt nicht glatt auf dem Tisch und knickt beim Zusammenfalten leicht ein. Angesichts des doch recht stolzen Preises ist das bedauerlich. Noch bedauerlicher ist, dass die deutsche Version zwar Spielregel und Spielkarten übersetzt hat, nicht aber den Spielplan. Hätte das so wirklich viel Mühe gemacht oder so hohe Produktionskosten verursacht?

Damit korrespondiert die äußere Erscheinungsform leider nicht mit dem exzellenten Inhalt. "Spartacvs" ist ein verteufelt gutes taktisches Brettspiel für Experten, bei dem vor allem Antike-Fans und verhinderte Feldherren voll auf ihre Kosten kommen. Mit etwas mehr Liebe bei der Gestaltung wäre es für diese Zielgruppe ein echter Volltreffer. In der vorliegenden Form aber kann es nur ausgedürsteten Avalon-Hill- und John-B-Firer-Fans empfohlen werden. Wer endlich wieder ein richtig knackiges, durchdachtes und hochkomplexes Brettspiel zocken möchte, ist hier richtig. Alle anderen sollten sich eventuell im Spieleladen selbst ein Bild von der Ausstattung machen und erst dann zugreifen.

Hagen Hoffmann



Ähnliche Titel
Geschichte der AntikeKonstantin der GroßeCiceroCiceroImperium Romanum - Die größten Schlachten des Römischen Reiches