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 The Seamstress - Die Rache der Schneiderin

Uncut


Cover
Gesamt +----
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Extras
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Der Zeitungsreporter Donny (David Nykl) hat in einer geheimnisvollen Mordserie recherchiert, ist aber seit Tagen wie vom Erdboden verschluckt. In seinen Unterlagen findet seine Tochter Allie (Kailin See) Notizen, die eine Verbindung zwischen den jüngsten Todesfällen und den Morden der „Näherin“ herstellen: Vor einigen Jahren wurde eine Grundschullehrerin mit seherischen Fähigkeiten in einem Akt von Lynchjustiz zu Tode gefoltert, nachdem in ihrer Umgebung Kinder auf grausame Art und Weise ermordet aufgefunden worden waren; Mund und Augen waren ihnen bei lebendigem Leib zugenäht worden. Die Spur ihres vermissten Vaters führt Allie zusammen mit ihren Freunden auf eine einsame Insel vor der Küste. Als ihr Motorboot den Geist aufgibt und sie auf dem Eiland gefangen sind, muss die Gruppe schnell erkennen, dass sie nicht allein ist: Der Geist der „Näherin“ ist zum Töten verdammt, bis ihre Mörder ihrer gerechten Strafe zugeführt worden sind. Da kommt ihr ein halbes Dutzend leichtsinniger Teenagers gerade recht …

Low Budget und Horror – unversöhnliche Geschwister? Keineswegs, denn wie mehrere cineastische Zeugen belegen, ist auch (oder vielleicht gerade?) mit geringen finanziellen Mitteln alles möglich, vom puren Splatter über Horrorkomödien bis hin zum Sci-Fi-Horror. Trash-Juwelen wie Sam Raimis „Tanz der Teufel“ oder Peter Jacksons Funsplatter „Braindead“ haben nicht zuletzt dank ihres B-Movie-Charakters das cineastische Kap der guten Hoffnung souverän umsegelt und genießen heute Kultstatus. Der Independentfilm „The Seamstress – Die Rache der Schneiderin“ hingegen ist schon gekentert, noch während man am Drehbuch gearbeitet hat – sofern man dem Film überhaupt so etwas wie ein Drehbuch zuzusprechen bereit ist.

Schon nach der ersten Viertelstunde steht bereits fest: „The Seamstress“ ist ein stümperhaft zusammengesetztes Mosaik aus schablonenhaften Versatzstücken, welche die Filmcrew aus allen erdenklichen Teenie-Slasher- und Mystery-Filmen bemüht hat. Dies fängt schon mit der Karikatur eines Drehbuchs an: Der Plot geizt nicht mit logischen Ungereimtheiten, obwohl er bereits dünner als ein Blatt Papier ist, und wird mit haarsträubenden und nicht selten sinnentleerten Dialogen vorangetrieben. Der Handlungsaufbau wirkt, als hätte man eine To-Do-Liste Punkt für Punkt abgehakt, ohne den Film in sich stimmig zu gestalten. So ergeben manche Szenen im Hinblick auf das vorangegangene Geschehen keinen Sinn. Von Spannung kann während der gesamten 72 Minuten Laufzeit kein einziges Mal die Rede sein – von Horror einmal ganz zu schweigen –, dafür hinkt das Timing einfach zu stark: Die Dialoge sind zu dürftig, die Darsteller zu unbegabt und die amateurhaft wie aufdringlich eingestreuten Schockmomente einfach zu lahm, als dass der Film auch nur annähernd zu unterhalten wüsste. Das geht sogar so weit, dass die handvoll brutalen – und deutlich kunstblutigen – Einlagen den Zuschauer völlig unberührt zurücklassen; wenn das nächste Opfer um sein Leben kreischt, gähnt man ob des dramaturgischen Dilettantismus.

Fehlendes Talent seitens Regisseur, Drehbuchautoren und Darstellern ist die maßgebliche Kraft, die den Film in cineastische Abgründe treibt. So kommt die Gruppe mit dem Ziel, Allies Vater zu finden, auf die Insel, doch schon kurz nach ihrer Ankunft haben die Teenies nichts anderes mehr im Sinn als Sex: Zwei aus der Gruppe wollen ihre Verlobung mit ein wenig „Outdoor-Sport“ besiegeln, Lizzie plant Allies Ex-Freund mit allen ihr zur Verfügung stehenden, jedoch bescheiden ausfallenden Mitteln zu verführen und der fünfte im Bunde legt mangels Freundin selbst Hand an. Als die erwähnte körperliche Unterzeichnung der Verlobung von einer ausgesprochen unromantischen, da den Liebhaber meuchelnden Spukgestalt jäh beendet wird, laufen die übrigen Teenies wie aufgeschreckte Hühner vor der Kamera auf und ab; die Mädels kreischen kopflos und hysterisch in den finsteren Wald hinein, während der männliche Cast schauspielerisch heillos damit überfordert ist, seinen Mann zu stehen. Glücklicherweise dezimiert ein entstellter Geist im CGI-Nachthemd die nervtötende Gruppe kontinuierlich, und dank des geringen Budgets hat man auch ganz wenig davon: Die Nachtszenen, die einen Großteil des Films ausmachen, fallen derart finster aus, dass nicht selten nur der Schein der Taschenlampen zu erkennen ist. Der Schlüssel zur Auflösung des Fluchs sind ein sichtlich unmotivierter Lance Henriksen und eine alberne Prophezeiung – ja, so etwas muss es in einem Mystery-Streifen schließlich auch geben –, mit der die Auflösung im Widerspruch steht.

Die deutsche DVD-Erstveröffentlichung fällt nur bedingt besser aus als der Film: Die Bildschärfe ist passabel, die Farben aber blass, was jedoch wohl eher die Kamera als die DVD zu verschulden hat. In den Nachtszenen ist zudem öfters ein grüner Stich zu bemerken; ob dies auf die finanziell bescheidenen Produktionsumstände oder auf die DVD-Umsetzung zurückzuführen ist, konnte nicht hundertprozentig bestimmt werden. Der Ton ist solide, stellenweise fallen die Dialoge jedoch etwas zu leise aus. Der DD-5.1-Ton klingt etwas dürftig, da wäre bestimmt mehr herauszuholen gewesen. An Extras zeigt sich die DVD ebenso mager wie der Film an Unterhaltungswert: Neben der obligatorischen Vorschau zum Hauptfilm sowie einer Trailershow zu sage und schreibe zwei weiteren Filmen findet sich eine (lückenhafte) Bio- und Filmografie zu Lance Henriksen auf der Silberscheibe. Abgerundet wird das Ganze mit einem fehlerhaften Cover: Deutscher Untertitel und Klappentext sprechen von der „Schneiderin“, Titel und Film aber von der „seamstress“, also „Näherin“. Des Weiteren ist die deutsche DD-2.0-Tonspur nicht auf dem Cover vermerkt. Über diese schmächtige Ausstattung tröstet auch kein Wendecover hinweg, zumal das Covermotiv nicht den geringsten Bezug zum Film aufweist – auch wenn es das Beste ist, was die DVD zu bieten hat …

Fazit: Ein dilettantisch zusammengemixter Mystery-Slasher-Cocktail, bei dem der Hangover auf dem Fuß folgt. Prinzipiell ist es ja lobenswert, eine deutsche DVD-Erstveröffentlichung „uncut“ zu präsentieren, doch im Falle von „The Seamstress – Die Rache der Schneiderin“ hätte man auch guten Gewissens die Schere zücken können; so muss man sich hingegen durch ganze 72 Minuten hindurchquälen. Gottlob ist keine Extended Version daraus geworden …

Michael Höfel



DVD | Disc-Anzahl: 1 | EAN: 4260157711518 | Erschienen: 24. September 2009 | FSK: 18 | Laufzeit: 72 Minuten | Originaltitel: The Seamstress | Preis: 9,99 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch | Verfügbare Sprachen: Deutsch (Dolby Digital 5.1 und 2.0), Englisch (Dolby Digital 5.1)

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