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Polizeikommissarin M.C. Riggio kann ihr Glück kaum fassen. Gerade mal ein halbes Jahr ist sie mit ihrem Freund Dan, einem Psychologen, zusammen. Und trotz dieser kurzen Zeit haben die beiden schon eine solch stabile und liebevolle Beziehung, dass Dan ihr kurzerhand einen Heiratsantrag macht. M.C.s italienische, katholisch-konservative Großfamilie organisiert natürlich sofort eine Verlobungsfeier für das glückliche Paar. Aber der Abend endet tragisch: Als man nach der Feier aufbricht, bringt Dan das Auto von M.C.s jüngerem Cousin Tommy, der zu betrunken ist, um selbst zu fahren, zu diesem nach Hause. M.C. trifft kurze Zeit später ein, um ihren Verlobten einzusammeln, doch sie entdeckt ihn leblos auf dem Fahrersitz von Tommys Wagen … ein Schuss genau zwischen die Augen hat ihn kaltblütig niedergestreckt.
M.C. kann nicht fassen, dass sie Dan einfach so verloren hat. Er war zur falschen Zeit am falschen Ort – oder doch nicht? Denn als wäre Dans Verlust nicht schlimm genug für die Polizistin, entdeckt sie nur wenige Tage später Tommys Leiche in seiner Wohnung. In einer einzigen Woche verliert M.C. zwei der wichtigsten Menschen in ihrem Leben. Doch die junge Frau lässt sich davon nicht unterkriegen. Obwohl der Schmerz und die Trauer groß sind, macht sie sich mit ihrer Partnerin Kitt Lundgren und Agent Smith vom FBI auf die Suche nach dem gnadenlosen Mörder. Schon bald stellt sich heraus, dass die Morde in Zusammenhang mit dem Tod eines weiteren jungen Mannes namens Matt Martin stehen. Allem Anschein nach ist Tommy an eine Cybernet-Mafia geraten, die ihre illegalen Geschäfte über das Internet abwickeln. Aber wird es M.C. gelingen, den harten Kampf gegen den Killer zu gewinnen, ohne selbst daran zu zerbrechen?
Es gibt es ein Wiedersehen mit der erfahrenen Polizeikommissarin Kitt Lundgren und ihrer jungen, ehrgeizigen Kollegin M.C. Riggio, die Fans der Autorin Erica Spindler bereits im Thriller „Der Engelmörder“ kennenlernten. Wo der Fokus dort noch auf Kitt und ihrer Geschichte lag, konzentriert sich die Geschichte in „Stoßgebet“ diesmal auf M.C., ihre Familie und ihren Versuch, mit dem Verlust zweier geliebter Menschen klarzukommen. Bei dem damit zusammenhängenden Kriminalfall geht es um eine Mordserie im Milieu der Cyberkriminalität, ein Thema, das aktueller nicht sein könnte.
Wurde dem Roman „Der Engelmörder“ von Erica Spindler häufig vorgeworfen, in der ersten Hälfte noch ohne rechte Spannung zu sein und sich in die Länge zu ziehen, so lässt sich von „Stoßgebet“ das Gegenteil behaupten. Auf den ersten hundert Seiten passiert bereits so viel, dass der Leser Seite um Seite umblättert: die Morde an M.C.s Verlobtem Dan und ihrem Cousin Tommy, der Mord an einem weiteren jungen Mann, die ersten Ermittlungen. Danach geht es nicht weniger unterhaltsam weiter. Ein Verdächtiger nach dem anderen wird vorgestellt und wieder verworfen, noch mehr Tote setzen M.C. und Kitt unter Druck. Dabei kommt das Privatleben der beiden ungleichen Frauen nicht zu kurz. Man trifft auf M.C.s Verwandte und leidet mit ihnen unter den Verlusten, die sie erdulden müssen, während Kitt an der zerbrochenen und nun langsam wieder aufblühenden Beziehung zu ihrem Ex-Mann arbeitet. Dass der Thriller dabei recht routiniert erzählt wird und wirklich große Überraschungen ausbleiben, tut der Unterhaltung keinen wesentlichen Abbruch.
Mit „Stoßgebet“ ist Erica Spindler ein abwechslungsreicher Thriller gelungen, der seine Protagonisten von der menschlichen Seite ebenso beleuchtet wie einen ordentlichen Kriminalfall erzählt. Ob die Auflösung des Ganzen nun glaubwürdig ist, sei dahingestellt – unterhaltsam ist sie allemal.