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 The Year of Rogue Dragons: Realms of the Dragons

The Year of Rogue Dragons - Anthologie


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Diese Anthologie beinhaltet vierzehn Kurzgeschichten rund um Drachen und verwandte Arten auf der Welt Faerûn. Die geschuppten Giganten treten hier als Gegner, Auftraggeber und Hauptfiguren auf.
Ein rachesüchtiger Schurke bedient sich eines versklavten Drachen zum Erreichen seiner Ziele. Ein Magier findet sich in einem Kampf gegen seltsame Monster hoffnungslos unterlegen. Ein Drow-Arenakämpfer tritt unter den Intrigen seiner Feinde einen schwierigen Kampf an. Zwei Händler stellen einem mysteriösen Geheimnisträger nach. Ein Topazdrachen beauftragt eine Gruppe Piraten mit der Widerbeschaffung ihres Geleges. Die Schurken Jarlaxle und Entreri werden von zwei seltsamen Damen gegeneinander ausgespielt. Eine Abenteurergruppe wird angeheuert, einen Drachen zu töten. Eine Wandernde findet sich plötzlich in den Klauen eines weißen Drachen wieder, der von ihr eine Dienstleistung erfordert. Zwei Zwerge infiltrieren ein fallenverseuchtes Gewölbe auf der Suche nach einem alten Artefakt. Eine Drachenschildkröte rettet einen Ertrinkenden vor dem Tod. Ein Halbdrache muss in einem Kloster einen Mord aufklären. Eine Theatertruppe bekommt einen Auftrag für ein ganz besonderes Stück. Zwei Reisende machen Rast an der Oase eines fröhlichen Gastgebers. Der Halbling Will und der Priester Pavel befreien einen Smaragddrachen aus einer Burg der Zhentarim.

Dies ist eine englische Kurzgeschichtenanthologie aus den "Vergessenen Reichen" in der es in jeder Geschichte irgendwie um Drachen geht und die an die Trilogie "The Year of Rogue Dragons" von Richard Lee Byers angelehnt ist. Für Fans der Feuerspeier hört sich das zunächst traumhaft an. Allerdings wird es vielen der Geschichten in "Realms of the Dragons" auch irgendwie zum Verhängnis, fällt doch die Pointe jeder zweiten Geschichte flach, weil man weiß, das hinter der mysteriösen Person im Mittelpunkt ein Drache steckt. Die andere Hälfte der Geschichten bedient sich dann allerreinsten Klischees, um die Reptilien einzubinden.
Die erste Geschichte, "Soulbound", ist noch recht interessant, weil sie nicht allzu klischeehaft ist und teilweise sogar aus der Perspektive des Drachen selbst erzählt wird.
"First Flight" ist zwar ebenfalls recht ungewöhnlich, hat aber keinen guten Spannungsbogen und ist für eine Kurzgeschichte zu durcheinander.
"GorlistÂ’s Dragon" ist eine halbwegs klassische Arenageschichte und vor allem für Drowliebhaber interessant, jedoch wird der Klimax hier viel zu schnell abgehandelt und der Spannungsbogen ist auch nicht die Welt.
"The Keeper of Secrets" ist eine nette Hintergrundgeschichte zur größten Stadt Faerûns, Tiefwasser. Hier treten die Drachen auch erstmals nicht in Klischeerollen auf, sondern sind eigenständige Akteure am Geschehen. Wirklich vom Hocker reißen tut sie einen freilich dennoch nicht.
In "The Topaz Dragon" geht es dagegen ordentlich zur Sache. Der Hintergrund, Drache beauftragt Abenteurergruppe, ist zwar ganz tief aus der Klischeekiste geholt, die Umsetzung ist aber recht flott geworden, wenn auch ein wenig konfus. Außerdem sind die Hauptfiguren Piraten.
"Wickless in the Nether" ist von dem nicht ganz unbekannten Autoren R.A. Salvatore und beinhaltet seine beiden Figuren Jarlaxle und Entreri, die sich sehr amüsante Wortgefechte liefern, während sie durch eine kurze Geschichte gehetzt werden, die auch nicht zu sehr allen Konventionen entspricht, letztendlich aber keine dolle Pointe hat.
"Serpestrillvyth" ist die klassische Drachentötergeschichte und als solche von vorne bis hinten vorhersehbar. Aber das Ende ist trotzdem ganz nett.
"Waylaid" ist dann wieder ein echtes Highlight der Anthologie. Der Plot selbst mag zwar nicht übermäßig originell sein, aber der Drache ist schön fies und die Geschichte an sich schön geschrieben. Außerdem lässt sich hier das D&D-System mit seinen guten und bösen Drachen am besten erkennen.
"Standard Delving Procedure" ist eine sehr amüsante Geschichte um einen Zwergendieb und seinen Schüler, der den guten alten Konflikt der Generationen inmitten von Dungeons, Fallen und Dragonkin neu aufleben lässt.
"An Icy Heart" ist insofern ungewöhnlich, als dass sie aus der Perspektive einer Drachenschildkröte beschrieben ist. Eine sehr gemeine Geschichte, die vielen Drachenfans sicherlich schwer ans Herz gehen wird.
Die beiden besten Geschichten der Anthologie folgen mit "Penitential Rites" und "How Sharper Than A SerpentÂ’s Tooth", die eine inspiriert von Umberto Eco, die andere von William Shakespeare.
"Penitential Rites" spielt bereits im "Year of Rogue Dragons" und hat einen Halbdrachen zum Protagonisten, der in einem Kloster lebt und den Mord an einem Bruder aufklären soll, während er sich selbst beschuldigt, weil der Wahnsinn, der alle Drachen befällt, auch ihn mitzureißen droht. Der Hauptcharakter Drakken ist sehr gut ausgearbeitet, die Geschichte fügt sich gut in die Hintergrundtrilogie ein und liest sich spannend und sympathisch.
"How Sharper..." ist sicherlich die ungewöhnlichste Geschichte der Anthologie. Hier bekommt eine Theatertruppe unter der Leitung eines Werwolfs (!) ganz im Sinne von "Hamlet" von einer wunderschönen Fremden den Auftrag, ein von ihr verfasstes Theaterstück aufzuführen, in dem das Fehlverhalten einer bestimmten Person aufgezeigt werden soll. Wenn die Idee auch übernommen ist, so liest sich die Story dennoch erfrischend anders und steuert auf ein tolles Finale hin.
Dagegen fällt "Beer With A Fat Dragon" wegen der bereits bekannten Pointe wieder auf Durchschnittsniveau ab.
Die letzte Geschichte, "The Prisoner of Hulburg", letztendlich ist von dem Autor der Hintergrundtrilogie, Richard Lee Byers selbst, geschrieben und beinhaltet auch die sich ständig angiftenden Charaktere Will und Pavel aus "The Year of Rogue Dragons". Wie in der Trilogie fackelt Byers hier nicht lange und legt ziemlich bald mit dem D&D-System äußerst getreuen Kampfszenen los. Separiert liest sich das genauso gut wie in Romanform.

Für die gesamte Anthologie lässt sich beobachten, dass die Geschichten von erstaunlich homogener Qualität sind, weil keine Story wirklich schlecht ist, aber auch nur ganz wenige wirklich gut sind. Auf den zweiten Blick ist aber auch klar, woran das liegt: Die Geschichten sind einfach zu kurz, um langweilig zu werden und alle sind von professioneller Hand geschrieben. So darf die Klischeeausreizung durchaus mal sein, es ist ja immer nur für ungefähr dreißig Seiten. Vielleicht wäre es aber besser gewesen, weniger und dafür längere Geschichten in die Anthologie mit aufzunehmen. So vermag es nämlich fast keine Story, einen wirklichen Spannungsbogen zu konstruieren, die guten Geschichten profilieren sich hauptsächlich durch originelle Ideen, gute Charaktere oder amüsante Dialoge.
Damit haben wir hier zwar ein Buch, auf dem "Drache" draufsteht und auch unheimlich viel Drache drinsteckt - aber gerade das ist dann letztendlich wohl doch nicht das Wahre ...

Fazit:
Vierzehn gut lesbare Drachengeschichten, von denen jedoch nur ganz wenige den Funken wirklich überspringen lassen.

Julius Kündiger



Taschenbuch | Erschienen: 01. Oktober 2004 | ISBN: 0786933941 | Preis: 7,99 Euro | 352 Seiten | Sprache: Englisch

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