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 Fair Play

Spiel ohne Regeln


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Bildqualität
Brutalität
Extras
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Im Jahr 2002 wurde der französische Kurzfilm „Squash“, eine Satire über die Arbeitswelt, mit einer Oscarnominierung veredelt. 2006 drehte Regisseur Lionel Bailliu eine Langversion, die unter dem Titel „Fair Play“ in die französischen Kinos kam und 2009 von Concorde Home Entertainment in Deutschland auf DVD herausgebracht wurde.

Charles ist Chef der Firma seines Schwiegervaters, der ihm diesen Job nur zugeschustert hat, weil seine Tochter Isabella Charles liebt. Ansonsten hält er seinen angeheirateten Verwandten nicht unbedingt für den idealen Leiter seiner Firma, wie er Charles bei einer Golfpartie unmissverständlich klarmacht. Ganz im Gegenteil, will er Charles sogar schnellstmöglich ersetzen, hat der doch bald ein Verfahren wegen sexueller Belästigung am Hals …
Andere Probleme haben derweil Charles’ Angestellte. Während Alexandre während eines Squashspiels von seinem Chef die Kündigung ausgesprochen bekommt und im Spiel um seinen Arbeitsplatz kämpfen muss, trifft Nicole ihren Kollegen Jean-Claude auf dem Trimm-dich-Pfad. Dieser will Nicole überreden, Akten zu manipulieren, die Alexandre für seinen nächsten Auftrag bräuchte, und erpresst sie, weiß er doch, dass sie Firmengelder veruntreut hat.
Dieses intrigante Beziehungsgewirr zwischen den Kollegen wird nicht besser, als Charles einen Firmenausflug anberaumt, auf dem die Belegschaft per Canyoning, also das Wandern durch Canyonwasserschluchten, enger zusammenrücken soll. Alexandre, Jean-Claude, Nicole und Béatrice, die Cousine seiner Frau, die als Praktikantin für ihn arbeitet und die er für eine Spionin seines Schwiegervaters hält, begleiten ihn dabei. Tatsächlich spitzt sich das Geflecht aus Misstrauen, Verrat und Falschheit langsam zu und nimmt tragische Ausmaße an …

Die ganze Zeit über besteht der Film nur aus zwei wesentlichen Elementen: Sport und Intrigen. Ständig betätigt sich einer der Protagonisten körperlich, joggt, spielt Golf oder Squash, schwimmt und rudert. Gleichzeitig reden die Figuren dabei über sich, über andere, über ihre Pläne und Ziele, manchmal versteckt und hintergründig, manchmal offen und berechnend. Den Schauspielern dabei zuzusehen, macht ungeheuren Spaß, denn abgesehen davon, dass alle wirklich gut in Form sind und die Sportszenen dem Film viel Dynamik geben, bekommen die Figuren herrlich hinterhältige Züge, und jeder versucht, jeden anderen zu hintergehen. Zwei stechen besonders aus diesem munteren Kabalespiel hervor: Eric Savin, der bereits in Baillius Kurzfilm den Charles gab, überzeugt auch hier wieder als charismatischer Chef, der seine Ziele mit allen Mitteln erreichen will. Daneben ist es vor allem Benoît Magimel, sonst eher als Draufgänger oder Frauenschwarm bekannt, der als Jean-Claude mit roten Haaren und Bierbauch ein paar Schmunzler für sich gewinnt. Auch der übrige Cast ist gut aufgelegt und trägt den Film auf herrlich boshafte Weise. Das Lachen bleibt einem allerdings viel zu oft im Halse stecken oder äußert sich in gelegentlichem fiesem Grinsen – eine witzige Komödie mit einem Gag nach dem anderen darf hier also nicht erwartet werden.
Gleich die zweite Szene ist eine der besten des Films: Chef Charles und sein Untergebener Alexandre spielen eine Partie Squash. Die anfangs noch harmlose Unterhaltung nimmt währenddessen immer mehr an Ernsthaftigkeit und Verbissenheit zu, und mit jedem gewechselten Wort ändert sich auch die Squashpartie. Diese Wechselwirkung zwischen Sagen und Tun tritt in jeder Szene des Films auf und ist eine seiner ganz großen Stärken, egal ob die Charaktere nach oben buckeln und nach unten treten oder auch mal umgekehrt. Trotz des wiederkehrenden Szenenaufbaus, bestehend aus sportlichen Duellen verknüpft mit den beruflichen Wettstreiten, wird es nicht langweilig, da die Dialoge authentisch sind und nie dröge werden. Zudem treiben sie die Handlung jedes Mal ein Stück voran.
Was noch als unterhaltsamer, augenzwinkernder Blick in die intrigante Arbeitswelt beginnt, entwickelt sich spätestens ab der Hälfte des Films zu einem spannenden Thriller, der aus fiesem Spiel plötzlich bitteren Ernst macht. Der Zuschauer kann durch diesen Wechsel absolut nicht vorhersagen, wie das Ganze ausgehen mag – und wird am Ende mit einer kleinen, fiesen Überraschung belohnt.

An Extras hat die DVD bedauerlicherweise nur ein paar Trailer zu bieten und wird dem guten Film dadurch nicht gerecht. Allerdings ist an Bild und Ton nichts auszusetzen: Vor allem bei dem rasanten Squashspiel und beim Canyoning werden die Boxen voll ausgereizt und tragen mit dazu bei, dass es sich um zwei der stärksten Szenen handelt. Zudem kann der Zuschauer sich den französischen Originalton samt Untertiteln zu Gemüte führen.

„Fair Play“ ist eine böse Satire aus Frankreich, die mit ihrer guten Besetzung ebenso überzeugen kann wie mit einer interessanten Handlung, die mit jedem Dialog ein kleines bisschen die Richtung wechselt. Lionel Bailliu ist es gelungen, das Maximum aus einem Kurzfilm herauszuholen und eine gute Idee zu einem unterhaltsamen Spielfilm auszubauen.

Tina Klinkner



DVD | Disc-Anzahl: 1 | EAN: 4010324026583 | Erschienen: 17. September 2009 | FSK: 16 | Laufzeit: 92 Minuten | Originaltitel: Fair Play | Preis: 12,95 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch | Verfügbare Sprachen: Deutsch, Französisch

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