Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Gefühl | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
"Tödliche Gaben" ist eine Anthologie rund um Kriminalfälle mit dem Thema "Weihnachten". So geben sich Simon Beckett, Sebastian Fitzek, Oliver Bottini und weitere bekannte Krimiautoren die Ehre und bieten elf Kurzgeschichten mit unterschiedlichen Handlungen, "Fällen" und Hauptfiguren zum Besten.
"Tödliche Gaben" ist ein bunter Mix aus Verlagspolitik, guten und schwachen Geschichten und wirkt insgesamt etwas aufgesetzt.
Beginnt man ausnahmsweise einmal mit der Gestaltung des Werkes, so wird unterschwellig suggeriert, es handle sich bei diesem Buch um einen weiteren Teil rund um David Hunter ("
Chemie des Todes", "
Kalte Asche" und "
Leichenblässe"). Das Cover in der typischen Hunter-Aufmachung, die Inhaltsangabe auf der Rückseite erwähnt nur Details aus der Geschichte von Beckett. Fairerweise muss angemerkt werden, dass auf der Rückseite des Schutzumschlages auch die anderen Autoren aufgelistet werden und auch auf der Vorderseite ein "u.a." der Wahrheit entspricht, aber die Verpackung, die Hervorhebung des Namens Beckett und die herausgestellte Inhaltsangabe des Hunter-Falls lassen einen bitteren Beigeschmack aufkommen.
Besonders bitter ist dies, da die Kurzgeschichten der Autoren sich eigentlich nicht unter dieser Aufmachung verstecken müssen. Oliver Bottini ("Die Rückkehr des Mörders") und Jay Bonansinga ("Der wahre Grund der Great Depression") beispielsweise liefern wirklich gute und überzeugende Kurzgeschichten. Das "Witzige" an der Situation ist, dass die Geschichte um David Hunter ("Schneefall") aus der Feder von Simon Beckett in dieser Anthologie die mit Abstand schwächste Geschichte darstellt. Becketts Geschichte entwickelt keine Spannung und die Auflösung ist das Papier nicht wert, auf welches die Geschichte geschrieben wurde.
Offen bleibt die Frage, was die Geschichten nun mit dem Weihnachtsfest zu tun haben. "Die spannendsten Weihnachtskrimis" werden hier zumindest nicht erzählt, wohl eher trifft es die "Hochspannung unterm Weihnachtsbaum" - eine weitere Strategie zur besseren Vermarktung?!
Bleibt zum Trost, dass die Geschichten bis auf Simon Becketts und Felicitas Mayalls ("Euer Wille geschehe") absolut lesbar und unterhaltsam sind. Beckett stürzt wie bereits erwähnt über den Kurzauftritt seines schriftstellerischen Zugpferdes David Hunter und Mayalls Geschichte erweist sich als langatmig und zu zäh. Generell gilt für die meisten Geschichten, dass die Handlungen teilweise vorhersehbar sind, aber sie werden sprachlich und auch stilistisch gut und präzise präsentiert. Der Vorteil von Kurzgeschichten ist eben, dass das ausufernde Beschreiben von unwichtigen Dingen ausbleibt, für den Lesespaß ein deutlicher Pluspunkt.
Insgesamt bietet diese Anthologie gute Kurzkriminalgeschichten. Abgesehen von der "schwachen" Verpackung des Buches kann der Inhalt durchaus für kurzweilige Unterhaltung sorgen. Neun von elf Geschichten sind okay, stark oder sehr gut zu lesen, daraus ergibt sich eine durchschnittliche Bewertung. Die Aufmachung des Buches bleibt ungewichtet in dieser (Gesamt-)Bewertung - die Aufmachung hingegen erhält verdient nur einen Stern!