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Nach den Thrillern „Shiver“ und
„Cry" liegt jetzt der vierte in Deutschland erschienene Teil der Serie von Lisa Jackson vor.
Kristi Bentz hat die traumatischen Erlebnisse der letzten Zeit überraschend gut verkraftet und auch wenn ihr Vater alles andere als begeistert ist, will sie zurück an die Uni gehen, um endlich wirklich Schreiben zu lernen. Sie will Kriminalautorin werden, bei einem Polizistenkind ein vielleicht verständlicher Wunsch, hat sie doch schon seit ihrer Kindheit die Fälle des Vaters immer wieder miterlebt.
So packt sie ihre Sachen und zieht zurück an ihr altes College. Dort sind im letzten Jahr vier Studentinnnen verschwunden, keiner weiß, ob sie einfach weggelaufen sind oder ob ihnen etwas Schlimmeres zugestoßen ist. Als Kristi erfährt, dass ihre neue Wohnung vorher von einer der vermissten Studentinnen bewohnt war, ist ihr Jagdinstinkt geweckt: Sie ist sich sicher, dass etwas Dunkles sein Unwesen treibt und die Mädchen nicht freiwillig verschwunden sind. An der Uni treiben sich allerhand merkwürdige Gestalten rum, unter anderem gibt es einen Kurs über Vampirismus, der vor allem von jungen Frauen sehr begeistert belegt wird. Der Lehrer, ein charismatischer, faszinierender Mann, wird von ihnen umschwärmt, das weckt so manches Misstrauen bei anderen. Als sich die Andeutungen häufen, dass die verschwunden Mädchen Anhängerinnen eines merkwürdigen Vampir-Kults waren, wagt sich Kristi immer tiefer in die Abgründe der menschlichen Seele und gerät dabei selbst in Gefahr, denn das Böse hat längst sie als nächstes Opfer gewählt.
Bei „Shiver“ und „Cry“ wurde schon deutlich, dass Jackson kein Problem mit blutigen Gewalttaten und erschreckender Grausamkeit hat. Hier geht sie aber noch einen Schritt weiter. Die Verbrechen, die Gedanken des Täters beziehungsweise der Täter sind so krank und pervertiert, dass einem schon fast schlecht wird. Vampire gibt es eben nicht nur in Gruselromanen, so glaubt man zumindest fast nach dieser Lektüre. Wer immer ein Problem mit Blut hat und den verschiedensten Dingen, die man damit anstellen kann, sollte einen weiten Bogen um dieses Buch schlagen, es fließt nämlich jede Menge.
Fans der ersten beiden Bände werden auch bei diesem dritten zugreifen, allerdings ist der Leser am Ende ein wenig enttäuscht. Die ersten Bände faszinierten durch ein komplexes Muster, ein Puzzle, das immer weiter zusammengesetzt wurde und am Ende – und wirklich erst dann – ein schlüssiges Bild ergab. Aber „Angels“ gelingt dies leider nicht. Das Puzzle bleibt lückenhaft, die Lösung an den Haaren herbeigezogen. Auch Kristi wirkt absolut unglaubwürdig. Zum einen stehen ihre Visionen – sie scheint auf einmal den Tod ihrer Mitmenschen vorhersehen zu können – in krassem Gegensatz zu ihrem sonst sehr rationalen Handeln. Zum anderen stürzt sich kein Mensch, der gerade ein traumatisches Verbrechen überlebt hat, so schnell wieder in Gefahr, um mal wieder fast in der Opferrolle zu enden.
Die Romantik, die bisher noch nie gefehlt hat, ist auch diesmal dabei: An der Uni trifft Kristi zufällig ihren Exfreund wieder, der hier eine Gastprofessur übernommen hat. Gehäufte Zufälle muss man hinnehmen, wenn man dieses Buch liest und dabei Spaß haben will – wirklich schlüssig ist das Wenigste, das hier geschieht, vom eigentlichen Verbrechen an sich hin zur Lösung des Falls und der Handlungserklärung der Täter, die leider äußerst dürftig ausfällt und psychische Tiefe vermissen lässt.