Die Seereisen des Marco Polo, die Entdeckung Amerikas und die Eroberung Afrikas – das sind nicht nur Stoffe, die sich für spannende Unterhaltungsliteratur oder Filme eignen. Heutzutage ist die komplette Erde vermessen und wird mit modernster Technik beobachtet. Die Abenteurer von einst konnten nicht auf solche Hilfsmittel zurückgreifen, als sie sich aufgemacht haben, unbekannte Gebiete der Welt zu entdecken. Von ihnen und den Strapazen, denen sie ausgesetzt waren, handelt “Entdecker”. Neben den “üblichen Verdächtigen” wie Kolumbus, Magellan und Marco Polo klärt das Sachbuch auch über die Fahrten der Wikinger auf, über die Forschungsexpeditionen von James Cook, Kublai Khan und die Entdeckung von Australien, des Nord- und des Südpols. Somit bietet der Band auf den ersten Blick mehr als einen repräsentativen Querschnitt der wichtigsten Entdecker der Weltgeschichte: ein gefundenes Fressen für kleine Abenteurer!

Mit seiner “Edition Grips!” will der Contmedia-Verlag unterschiedliche Themengebiete, zugeschnitten und aufbereitet auf ein Publikum von Erstlesern, präsentieren. Damit fokussiert sich die Reihe auf ein etwas jüngeres Publikum als die bekannte “Was ist Was?”-Reihe. Entsprechend haben die Verantwortlichen nicht nur inhaltlich auf leicht verdauliche Informationen gesetzt, sondern dem Buch auch äußerlich einen entsprechenden Look verpasst: Die Schrift auf den 48 Seiten des Bandes ist sehr groß gehalten und dadurch einfach und gut zu lesen. Zudem wird das Schriftbild durch zahlreiche Zeichnungen aufgelockert, die größtenteils leider etwas grob und detailarm erscheinen. Der Hardcover-Einband des ungefähr DIN-A4-großen Sachbuchs ist mit einer gepolsterten, abwaschbaren Schutzfolie bezogen. Dadurch kann man es erfreulicherweise auch mal etwas grober anfassen: ein echtes Plus für Kinderhände!

Weniger begeistert allerdings der Inhalt von “Entdecker”: Der Informationsgehalt bleibt doch sehr überschaubar. Damit läuft die Edition Grips! zwar nicht Gefahr, ihr kleines Publikum zu überfordern, etwas gehaltvoller hätte es aber schon werden dürfen. So werden Kolumbus & Co. zwar jeweils mindestens zwei Seiten gewidmet, im Endeffekt lässt sich der geschriebene Text aber auf ein paar wenige Sätze herunterrechnen. Mit welchen Schwierigkeiten sich Vasco da Gama, Marco Polo und Magellan tatsächlich vor, auf und nach ihren monate- und jahrelangen Seereisen auseinandersetzen mussten, wird allenfalls im Ansatz deutlich. Immerhin ist der Versklavung der Afrikaner ein Absatz gewidmet. Was die Entdecker Amerikas allerdings für die Ureinwohner dieses Kontinents bedeutet hat, verschweigt der Band.

Schade ist außerdem, dass Contmedia nicht die Chance genutzt hat, das Buch mit einigen Portraits von Kolumbus und seinen Zunftgenossen oder einer etwas prägnanteren Weltkarte auszustatten. Die zahlreichen Zeichnungen wiegen das nicht auf.

Dadurch eignet sich “Entdecker” wirklich nur für Kinder im ersten Lesealter, die sich nur sehr oberflächlich damit beschäftigen wollen. Die werden andererseits mit dem Band alles in allem dennoch recht sympathisch an die Thematik herangeführt.