Burgen regen mit ihren uralten Gemäuern noch heute die Fantasie vieler Menschen an. Für den einen bildet eine alte Burgruine eine romantische Kulisse. Ein anderer findet es spannend in alten Verliesen herumzustöbern und sich mit Gedanken an die Folterinstrumente einen schaurig-schönen Grusel zu bereiten. Doch auch die Nachfolger der Burgen, die Schlösser, üben ungebrochen ihren Reiz auf viele Menschen aus. Ob man gerne durch die ausgedehnten Parkanlagen wandelt oder sich in den hohen Sälen ein wenig selber wie eine Prinzessin fühlen darf - Annette Roeder hat sich umgesehen und in diesem Buch 13 bemerkenswerte Bauten zusammengefasst.

Beginnend mit zwei typischen deutschen Burgen des Mittelalters – der Wartburg und Burg Eltz - stellt die Autorin dann mehrheitlich die Prunkschlösser aller Welt dar. In einer Zeitleiste am oberen Rand der Seiten finden sich wichtige historische Daten, die für das entsprechende Gebäude wichtig sind, in komprimierter Form dargestellt. So finden sich dort nicht nur die baulichen Gegebenheiten wie Errichtung und Erweiterung wieder, sondern auch, welche bedeutenden Menschen mit den Gemäuern in Verbindung gebracht werden können oder über welche historischen Ereignisse die Mauern berichten würden, wenn sie denn sprechen könnten. In einem kleinen Seitenkasten wird auf diese Daten nochmals eingegangen. Zusätzlich wird auf die Baustile hingewiesen, die prägend für das Objekt sind.

Doch was wären die schönsten Burgen ohne die Sagen, die sich um sie ranken? Und so bietet der erläuternde Text nicht nur jede Menge Sachinformationen, sondern auch viele Anekdoten und Legenden, die sich um die Burgen und Schlösser ranken. Erstaunlicherweise finden sich kaum Bilder von Zimmern oder Inneneinrichtungen. Meist muss man sich mit den wundervollen Außenansichten begnügen und erfährt dann zwar im Text, was drinnen alles zu bewundern wäre, kann dies aber leider nicht gleich tun, sondern muss auf die weiterführende Literatur und Links im Internet zurückgreifen, von denen es aber zu jedem Gebäude einige aussagekräftige gibt.
Auch wenn man den Eindruck hat, dass deutsche Burgen und Schlösser den Schwerpunkt des Buches bilden, täuscht dies. Denn mehr als die Hälfte der dargestellten Gemäuer stammt aus anderen Ländern. Man reist von der spanisch-maurischen Alhambra über den Dogenpalast in Venedig und den Topkapi-Palast in Istanbul bis hin zur Verbotenen Stadt mit dem Kaiserpalast in Peking. Man besucht die Paläste der englischen Queen und der österreichische Kaiserin sowie das Märchenschloss des bayerischen Königs. Die Fotos sind beeindruckend, wenn sie die ganze Pracht des gesamten Gebäudekomplexes einfangen. Sie sind faszinierend, wenn man die vielen Statuen, Fresken und Säulengänge bewundert.
Stets ist die Autorin bemüht, das Leben in diesen Schlössern lebendig zu schildern, was manchmal genau das Gegenteil von märchenhaft war. Auch erklärt sie oft, dass selbst für die Herrscher, die goldene Zimmer bewohnten, diese schnell zu einem goldenen Käfig werden konnten. Neben den obligatorischen Quizfragen, die kennzeichnend für die Reihe Kunst für Kids ist, finden sich in diesem Buch weniger Anregungen zum Mitmachen und selber entdecken. Dafür gibt es umso mehr Tipps zu weiterführenden Informationen.

Fazit: Weniger die mittelalterliche Ritterburg, die idealtypisch zwar am Beispiel der Burg Eltz dargestellt wird, als vielmehr die imposanten Schlösser späterer Herrscher werden hier dem interessierten Leser und Betrachter vorgestellt. Aufgrund der vielen Landschaftsfotografien ist das Buch schon fast ein kleiner Bildband.