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Herbstanfang an der Nordsee. Der Immobilienmakler Hartmut Meckenwald wird von seinem Enkel Carsten tot in seinem Büro in Wilhelmshaven aufgefunden. Der Fall scheint klar zu sein, denn der Immobilienmakler hatte Kontakte zum Rotlichtmilieu und alle Spuren weisen eindeutig in diese Richtung.
Aber wer ist der alte Mann, der plötzlich überall in der Nähe der Familie Meckenwald auftaucht? Und was ist mit den Auszügen aus einem Tagebuch, die Birthe Meckenwald, die Frau von Carsten, erhält und die ganz offensichtlich einen Bezug zur Familiengeschichte der Meckenwalds haben? Sie geben Birthe einen Einblick in die Familiengeschichte, in eine Vergangenheit, die längst begraben und vergessen schien.
Birthe gerät durch dieses Tagebuch immer mehr in den Sog der Geschichte von Hartmut Meckenwald, die im Zweiten Weltkrieg begann und in deren Mittelpunkt Anna, eine polnische Zwangsarbeiterin, steht. Plötzlich erkennt sie die Verbindung zu ihrem eigenen Leben und weiß, dass auch ihr Leben stark gefährdet ist.
Regine Kölpin thematisiert auf der einen Seite ganz deutlich die Brutalität, die im Rotlichtmilieu herrscht. Sie zeigt auf, wie wenig dort ein Menschenleben zählt und dass die Frauen, die als Prostituierte arbeiten, keinerlei Rechte haben und lediglich funktionieren müssen. Die ganze Verachtung, die diesen Frauen insbesondere auch von ihrem jeweiligen Zuhälter und dessen anderen Angestellten entgegengebracht wird, wird hier mit einer Deutlichkeit beschrieben, dass es dem Leser wirklich eine Gänsehaut über den Rücken jagen kann.
Aber die scheinbar besser gestellten Personen verbergen ebenfalls ihre Geheimnisse. Regine Kölpin gelingt es hier darzustellen, wie sehr es auch in diesen Kreisen lediglich um Macht und Geld geht. Auch hier wird alles getan, um an Geld zu gelangen und Macht über andere Personen ausüben zu können. Ein Menschenleben zählt hier genauso wenig wie im Rotlichtmilieu, wenn es darum geht, den eigenen Einfluss zu erweitern.
Der düster erzählte Krimi gibt einen Einblick in die Abgründe der menschlichen Psyche. Dies macht den Leser wirklich nachdenklich, wenn er sich nicht sogar erschüttert darüber zeigt, zu was ein Mensch fähig ist, wenn er seine vermeintlichen Rechte durchsetzen will.
Regina Kölpin vereint die vielen Perspektiven, aus deren Sicht die ganze Geschichte erzählt wird, so, dass ein wirklich spannender Krimi entstanden ist. Leider hat sie dabei aber nicht gänzlich auf Klischees verzichtet. Die Sekretärin, die seit Jahren unglücklich in den Juniorchef verliebt und bereit ist, alles zu tun, damit diese Liebe erwidert wird, kann in einem Krimi berücksichtigt werden, muss aber nicht.
Die Hintergrundgeschichte ist hervorragend recherchiert und perfekt in die aktuelle Handlung des Krimis mit eingearbeitet. Dadurch erhält der Krimi ein Niveau, das sich deutlich von vielen anderen Krimis abhebt.
Regine Kölpin ist es gelungen, Vergangenheit und Gegenwart zu einem düsteren, spannenden Krimi zu verbinden, der den Leser fest in seinen Bann zieht.