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"Geisterstunden vor Halloween" enthält 31 Horror-Storys für die langen Nächte vor Halloween, geschrieben und gesammelt von Stephan Melneczuk. Für jeden Tag des Monats Oktober hat sich der Schriftsteller, der an Halloween seinen Geburtstag feiert, Gruselgeschichten ausgedacht. Alte Flüche, düstere Vorahnungen, Vampire, Untote, Geister und Gespenster sind die Themen, über die Stefan Melneczuk in seinen Erzählungen schreibt. Als Bonus erwartet den Leser zudem die längere Geistergeschichte „Elaine“, in der ein Kritiker und Journalist von einem eigenbrötlerischen Mann eingeladen wird, ein verlorenes Manuskript des Schriftstellers Edgar Allan Poe aus einem alten Grab zu bergen. Dass auf den Schriftstücken ein Fluch lasten soll, tun die beiden Grabräuber zunächst als Unsinn ab. Doch schon wenig später müssen sie feststellen, dass der Besitz des wertvollen Manuskripts leicht das Leben kosten kann …
Die Werke des Schriftstellers Stefan Melneczuk sind ein echter Geheimtipp unter Freunden klassischer Horrorgeschichten. Bereits sein Debütroman „Marterpfahl“, ein atmosphärisch dicht erzählter Gruselthriller, hat durchweg gute bis sehr gute Kritiken erhalten und legt Zeugnis ab von dem eindrucksvollen Talent des Autors.
Mit dem vorliegenden Buch präsentiert Melneczuk eine ausgewogene und abwechslungsreiche Mischung aus Horrorgeschichten, die das gesamte Spektrum des Genres abdecken. Plakativ ist der Schrecken in den Erzählungen jedoch nie; selbst in den Geschichten, in denen das Grauen sehr ausgeprägt und konkret daherkommt, verleiht der Autor dem Geschehen eine subtile Note. Dadurch bleiben die Storys stets anspruchsvoll und trotzdem unterhaltsam. Stefan Melneczuk bedient sich einer sehr bildhaften Sprache, die aber immer niveauvoll ist und den Leser unweigerlich mitreißt, ob er nun in „Loch Ness“ seine Protagonisten auf die Jagd nach dem berühmten Ungeheuer gehen lässt oder in „Der lachende Mann“ die Ängste eines Kindes Gestalt werden lässt. Besonders gelungen sind ihm außerdem die Geschichten „Der Kongress“, „Geisternacht“, „Wölfe“, „Die Treppe“, „Der Tank“ und „Vogelscheuchen“. Selbst Fantasy-Fans kommen in „Drachentod“ auf ihre Kosten. Eng miteinander verwoben sind dagegen die Geschichten „Hände“ und „Ednäh“, die einen sehr realistischen Touch besitzen. Der Autor hat ein unglaublich sicheres Gespür dafür, Alltägliches in eine schaurige Handlung einzubetten. Dabei gelingt es ihm auf nur wenigen Seiten eine unheimlich intensive Gruselatmosphäre aufzubauen, die manche Schriftsteller auf mehreren hundert Seiten nicht erzeugen können. In einem äußerst lebendig geschriebenen Vorwort erzählt Melneczuk, wie er zum Schreiben gekommen ist, während er in einem abschließenden Nachwort erklärt, wieso und weshalb die einzelnen Storys Eingang in diese großartige Sammlung von Gruselgeschichten gefunden haben.
Mark Freier ist nicht nur eine treffende Titelillustration gelungen, sondern auch ein ausgezeichnetes Cover-Artwork, das dem Buch eine sehr edle Note verleiht. Das Hardcover liegt nicht nur angenehm in der Hand, sondern besitzt darüber hinaus auch eine exzellente Papierqualität sowie einen angenehmen Satzspiegel.
Fazit:
Ein weiterer Beweis dafür, dass Stefan Melneczuk zu den ganz großen Nachwuchsschriftstellern Deutschlands gehört. 32 abwechslungsreiche, originelle Gruselgeschichten, die anspruchsvoll und schaurig zugleich sind.