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Nach den drei Bänden um die Hebamme Marthe und den Ritter Christian musste sich der Leser vorerst verabschieden von ihren Abenteuern um die Stadtgründung Freibergs. Doch mit „Blut und Silber“ gibt es ein Wiedersehen mit der Stadt, wenn auch rund ein Jahrhundert nach der Geschichte Marthes und Christians.
König Adolf von Nassau will mehr Macht, als er bisher inne hat. Die Macht, die er hat, verdankt er der Wahl durch seine Fürsten: Er ist der erste gewählte König Deutschlands. Um seinen Reichtum und Einfluss zu mehren, hat er seine Hände nach Freiberg ausgestreckt. Friedrich soll sein Lehen zurückgeben, damit das geeinte Reich in Mitteldeutschland beginnen kann. Friedrich, Nachkomme des Stauferkaisers gleichen Namens, weigert sich jedoch und bringt damit den Krieg in seine Ländereien.
Während der folgenden Belagerung müssen die Freiberger sich entscheiden: Halten sie zu ihrem Fürsten oder knicken sie vor einem König ein, der nur Gewalt androht? Während die Belagerung um die Stadt sich immer enger zieht, versucht Änne, eine Nachfahrin von Marthe und Christian, geschlagen mit der Kraft der Vorhersehung und einem Talent zum Heilen, möglichst viele Verletzte zu retten. Unterstützt wird sie dabei durch Sybilla, die bei der Arbeit auch ihre eigenen – körperlichen und seelischen – Verletzungen heilt.
Doch alles scheint zunächst vergebens, Freiberg fällt durch Verrat – wie Änne vorausgesehen hat -, und Änne, Sybilla, die Männer, die sie lieben, Friedrich und alle anderen müssen sehen, dass sie ihr Leben retten, um im Verborgenen Pläne zu schmieden …
Wieder hat Sabine Ebert das mittelalterliche Freiberg als Handlungsort für ihre Geschichte gewählt. Wer auf eine direkte Fortsetzung der Hebammen-Trilogie gehofft hat, wird aber enttäuscht sein: Außer der Tatsache, dass auch „Blut und Silber“ in Freiberg, früher Christiansdorf, spielt und Änne Marthes Erbin ist, erinnert nur wenig an die Trilogie. Änne bleibt im Vergleich zu Marthe blass, sogar der Autorin selbst scheint dies aufgefallen zu sein: Oder warum kommt die eigentliche Hauptfigur der Geschichte so selten vor?
Den Großteil der Geschichte über begleitet der Leser Ulrich und Marcus, sozusagen die Leibwachen von Friedrich und Geliebten von Sibylla und Änne.
So wirkt auch der Schachzug, das teure Hardcover als Nachfolgeband der Hebammen-Reihe im Taschenbuch zu verkaufen, wie ein Verkaufstrick, um möglichst viele Fans von Marthe dazu zu bringen, auch dieses Buch zu kaufen – möglichst bevor es als Taschenbuch erhältlich ist. Dennoch: Ein Hardcover macht sich im Regal besser.
Der Schreibstil der Autorin lässt Freiberg wieder auf den Seiten lebendig werden. Und auch andere Gebiete Deutschlands werden dieses Mal vorgestellt, meist leider als Schlachtfelder. Dennoch, hier wird Geschichte ein Stück weit lebendig. Auch auf den Einsatz neuer Kriegsgeräte wird eingegangen, Strategieplanung vor Angriffen spielt ebenso eine Rolle wie Hinweise auf das höfische Leben. Den wichtigsten Part spielt allerdings wieder die mittlere Gesellschaftsschicht. Nicht adelig, aber auch nicht arm, sondern ein Mittelding an Macht und Reichtum, herausragend jedoch auf dem Gebiet der Ritterlichkeit und Ehrlichkeit. Grauzeichnung gibt es bei den Charakteren nämlich leider nicht: Die einen sind durch und durch gut, die anderen grausam und böse, so ist es einfach, die Seiten zu teilen. Nur leider nicht realistisch.
„Blut und Silber“ kann ohne Probleme als eigenständiger Roman gelesen werden, auch wenn die größte Leserschaft wohl aus Fans der Hebammen-Reihe bestehen wird. Wer allerdings zuerst „Blut und Silber“ liest, dem kann nur empfohlen werden, sich davon nicht in seinem Gesamturteil über die Autorin leiten zu lassen. Was hier leb- und lieblos, flach und schnell heruntergeschrieben wirkt, wird bei den Büchern über Marthe auf einmal witzig, temporeich, schlagfertig und wirklich unterhaltsam.