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 Die Morde im Oesling

Historischer Kriminalroman

Autoren: Anita Kayser
Verlag: KBV

Cover
Gesamt ++---
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Als Kommissar Leonard Dölner von Wien ins Luxemburgische Oesling gesandt wird, ist er wenig erfreut – schließlich herrscht hier Einöde, nachts heulen die Wölfe, die einfachen Dorfbewohner sind nach Dölners Geschmack zutiefst befremdlich und der Komfort der Reise und vor allem die Unterbringung lassen auch zu wünschen übrig. Immerhin, Dölners Auftrag ist ein wichtiger: Ein Koffer mit Briefen ist verloren gegangen, als der Kurier einen schnellen und überraschenden Unfalltod fand, und die Wiederbeschaffung der Dokumente ist von entscheidender politischer Wichtigkeit.

Doch im Oesling angekommen, schwant Dölner bald Übles: Auf einmal sieht er sich in eine Reihe von grauenhaften Morden verwickelt. Wurde er nur unter einem Vorwand hierher gelockt, an diesen finsteren Ort, der aus seiner Sicht nur von beschränkten Bauerntrampeln bevölkert ist? Welche Bestie geht hier um – und warum konnte ein Unbekannter hier seit einem guten Jahr ungehindert morden?

"Die Morde im Oesling" von Anita Kayser hinterlässt einen zutiefst zwiespältigen Eindruck. Die Handlung spielt im Jahr 1662 in den Ardennen. Sehr gelungen ist die Art, wie die Autorin Zeit und Ort umgesetzt hat, der Kriminalroman besitzt nämlich eine für das Genre außergewöhnliche Authentizität, vor allem sprachlich. Bisweilen sind die Gedanken des bequemen Hofrates Dölner zwar etwas anstrengend zu lesen, aber die liebevolle Charakterisierung der Hauptperson und die Umstände, in die sie unfreiwillig gerät, sind ganz ausgezeichnet und historisch passend beschrieben, dazu auch stellenweise sehr amüsant.

Was auf der Strecke bleibt, sind die Morde und die Aufklärung des Falles selbst. Dabei sind die Voraussetzungen für ein spannendes Krimivergnügen eigentlich vorhanden: grausam zugerichtete Leichen, ein ängstliches Dorf, ein unheimlicher Strippenzieher im Hintergrund, ein griesgrämiger Kommissar von außerhalb, der auf eine Mauer des Schweigens stößt – hier wäre viel Spielraum gewesen für einen ausgezeichneten Historienkrimi. Leider verschenkt Anita Kayser Seite um Seite der Handlung, indem sie sich in extrem langen und dadurch auch sehr langatmigen Szenen ergeht. Der Roman umfasst nur 204 Seiten, und davon werden ganze 63 auf eine Szene verwendet, in der der Kommissar sich mit einer Magd unterhält, um Details zu den Todesfällen zu erhalten. Das ist zwar entscheidend für die Handlung, aber viel, viel zu sehr in die Breite gezogen, da die beiden Figuren wie Tänzer umeinander herumschleichen und sich in Schweigen und rätselhaften Andeutungen ergehen, es aber einfach nicht vorwärts geht.
Die Lösung des Falls ergibt sich buchstäblich auf den letzten Seiten des Romans, was extrem unbefriedigend ist und im Rückblick die sorgsam vorbereitete Atmosphäre mit der rätselhaften Bestie, die das Dorf seit einem Jahr unsicher macht, zunichtemacht.
Das Ende deutet darauf hin, dass es ein Wiedersehen mit dem schrulligen Wiener Kommissar geben könnte – gerne, denn die Figur ist interessant und der Sprachstil der Autorin fesselnd. Nur die Handlung selbst müsste in einem zweiten Roman sehr viel mehr im Mittelpunkt stehen und vor allem straffer und zielgerichteter vorangetrieben werden.

Fazit: Aus historischer Sicht interessant geschrieben und vor allem sprachlich sehr authentisch. Die Handlung bleibt in den detaillierten gedanklichen Ergüssen Dölners allerdings auf der Strecke, so dass die Autorin den Leser nicht wirklich bei der Stange halten kann. Dessen Geduld ist nämlich nach der langen Szene des Zusammentreffens von Kommissar und Magd bereits ziemlich erschöpft, zumal der Roman ja insgesamt recht kurz ist.

Christina Liebeck



Taschenbuch | Erschienen: 8. Oktober 2009 | ISBN: 9783940077608 | Preis: 9,50 Euro | 204 Seiten | Sprache: Deutsch

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