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In seinem Buch "Das Ende der Liebe" befasst sich Sven Hillenkamp damit, warum wir trotz der unendlich vielen Möglichkeiten, die uns unsere Zeit bietet, nicht glücklicher sind als die Generationen vor uns.
Das Buch ist in vier Teile, den Schluss mitgezählt, eingeteilt. Im ersten erklärt Hillenkamp, was er unter den "freien Menschen", der "unendlichen Freiheit" und der Nichtliebe versteht.
Laut seiner Interpretation ist die (sexuelle) Freiheit der heutigen Zeit auch ein Zwang: Man
muss sich ausprobieren, weiterentwickeln. Der (gerade aktuelle) Partner ist ein Mittel zum Zweck.
Dem entgegen tritt die Liebe: Wir haben alle ein Idealbild
der Liebe in uns, dem wir nachjagen. Doch weil es nur ein solches Ideal ist und die Wirklichkeit voller kleiner und großer Makel, finden wir es nie.
Der zweite Teil beschäftigt sich dann mit der Vielzahl an möglichen Partnern: Irgendwo gibt es
unseren Seelenverwandten, der perfekt zu uns passt. Auf der Suche nach diesem gerät jeder nicht perfekte Partner zu einem Trittstein.
"Was die Liebe in der Freiheit sein soll" ist der Titel des dritten Teils. Hier dreht es sich um Sex, die Suche nach dem Richtigen und Meinungen über die Liebe.
Im Schluss beschreibt Hillenkamp die Rückkehr zur Vernunftehe: diesmal nicht aus religiösen oder ähnlichen Motiven, sondern aus Zeitzwang (irgendwann muss man mal lieben). Im Epilog liefert Hillenkamp die Hoffnung, dass es möglich sei, aus diesem Kreis auszubrechen.
Zuletzt gibt er Nachweise für die im Buch verwendeten Beispiele.
"Das Ende der Liebe" ist kein leichtes Buch. Hillenkamp verpackt seine Ideen in philosophische Reden, er ist nicht leicht zugänglich. Doch der Inhalt seiner Ideen kann überzeugen und den Leser fesseln, egal ob man ihm in allen Ansichten zustimmt oder nicht.
Seine Sprache ist etwas entrückt, aber sie erfüllt ihren Zweck: Man denkt über das Gelesene intensiv nach, sucht nach eigenen Interpretationen und möglicherweise übersehenen Implikationen. Gelegentlich muss man Abschnitte zwei bis drei Mal lesen, um sie vollständig zu erfassen, was bei diesem Thema allerdings nicht schwerfällt. Man sollte sich jedoch Zeit nehmen - es ist kein Buch, in dem man spätabends vorm Zubettgehen schmökern kann (wer eine humanistische Ausbildung genossen hat, dem juckt es in den Fingern, zu unterstreichen und zu markieren und mit anderen über dieses und jenes zu diskutieren).
Stellt man sich allerdings auf das Buch ein, so kann man viel davon lernen. Hillenkamp verwendet zwar den Großteil des Buches darauf, die momentane (verfahrene) Situation darzustellen, doch im Epilog lässt er wieder die Hoffnung aufflammen, dass wir doch aus unseren Fehlern lernen können.
"Das Ende der Liebe" ist weder erbaulich noch leicht zu lesen. Doch es bietet interessante Ideen, die den, der sie auf sich wirken lässt, verändern werden.