Gesamt |
|
Aufmachung | |
Brutalität | |
Spannung | |
Frank Miller und Geof Darrow liefern mit „Hard Boiled“ eine ebenso detailverliebte wie blutige Science-Fiction-Satire ab. Frei nach einer Geschichte von Philip K. Dick gestaltet, wurde der Band mit dem begehrten EISNER-Award ausgezeichnet. Der Band ist eine neu übersetzte, sorgfältig editierte Neuauflage; das edle Hardcover-Album enthält die komplette, dreiteilige US-Miniserie.
Nixon ist Steuerfahnder und hat immer Erfolg. Massaker und blutige Gemetzel sind nur kleine Hindernisse beim Tagwerk eines ehrlichen Mannes. Denn Steuerflüchtlinge jagt man ja nun mal mit einer dicken Wumme, oder etwa nicht? Aber warum behaupten manche Gestalten, Nixon wäre gar nicht Nixon? Ja, Nixon wäre nicht nur nicht der, der er zu sein glaubt, sondern auch nicht das, was er zu sein glaubt?
„Hard Boiled“ bietet vordergründig keine ausgefeilte oder interessante Handlung. Der Leser staunt vielmehr ungläubig über die teilweise ganz- und doppelseitigen Bilder, die mit enorm vielen Details vollgestopft sind, viele davon blutig und teilweise ziemlich grausig. Zu Lesen ist angesichts des wenigen Textes weniger, eher zu entdecken. Trotzdem geht es im Hintergrund um Identität und was diese ausmacht; ebenso um eine pervertierte Gesellschaft. Leider wird beides nur als Staffage für Gemetzel benutzt. Letztlich lässt der Band den Leser angesichts der brutalen und schnellen Handlung etwas ratlos zurück. Der Zynismus ist teilweise mehr als rabenschwarz zu nennen.
Geof Darrow liefert eine interessante wie gelungene Arbeit ab. Seine Bilder unterstützen perfekt die Handlung und laden zum genauen Absuchen ein. Die Farbgebung ist in ihrem speziellen Stil stimmig.
"Hard Boiled" ist ein Feuerwerk der besonderen Art, selten hat man so viel Blut, Obszönitäten und Obskures auf so wenigen Seiten versammelt. Die große Stärke des Bandes sind die Zeichnungen, inhaltlich dominieren Action und Gewalt vor Tiefgang. So hinterlässt die Lektüre von "Hard Boiled" ein ambivalentes Gefühl: Zeichnerisch stark und vom Gewaltgrad konsequent, dafür aber ohne wirklichen Tiefgang. Frank Miller-Fans sollten aber einen Blick riskieren können; alle anderen Comic-Fans müssen für sich selbst entscheiden, ob sie etwas mit diesem Band anfangen können.