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Zoey hat es nicht ganz so leicht im Leben, wie sie es sich wünschen würde: An der Highschool zählt sie zu den Außenseitern. Zwar ist der begehrteste Junge der Footballmannschaft seit ungefähr einem Jahr ihr „Fast-Freund“, aber ansonsten schert sie sich wenig um die Konventionen der anderen Teenager. Als sie in der Schule von einem Späher der Vampire aufgesucht und „gezeichnet“ wird, ist es mit ihrem doch recht beschaulichen Leben vorbei. Sie muss ihrer unterwürfigen Mutter und dem bigotten Stiefvater gegenübertreten und ihnen gestehen, dass sie drauf und dran ist, zu einem Vampyr zu werden. Denn genau das hat das Mal, eine blaue Mondsichel, die der Vampyr-Späher ihr auf die Stirn zeichnete, zu bedeuten.
Im "House of Night", einem Internat für Nachwuchsvampyre, soll Zoey alles über ihre bevorstehende Wandlung und die damit einhergehende Lebensgefahr lernen. Aber schnell stellt sich heraus, dass sie auch hier anders als die anderen ist. Nicht nur ihre Begegnung mit der Vampyrgöttin Nyx, die besondere Pläne mit Zoey und deren außergewöhnlich starken Kräften zu haben scheint, verunsichert sie. Auch die Tatsache, dass ihr Mal bereits ausgefüllt ist, was normalerweise erst bei "ausgewachsenen" Vampyren geschieht, zieht viel Aufmerksamkeit auf sich. Damit findet Zoey nicht nur Freunde, sondern auch Feinde: den größten in Aphrodite, die bisher unumstrittene Anführerin der Töchter und Söhne der Dunkelheit, wie sich ihre Clique nennt, und zukünftige Hohepriesterin der Vampyre. Aber Aphrodite, auch „Höllenhexe“ genannt, kämpft nicht nur um ihre Vormachtstellung, sondern auch um ihren Exfreund Eric, der von Zoey ebenso fasziniert zu sein scheint wie sie von ihm.
Wenn man sich erstmal an die konsequente Schreibweise „Vampyr“ gewöhnt hat, nimmt einen der Roman recht schnell gefangen. Zoey ist nicht so normal, dass sie langweilig wäre, aber auch nicht so außergewöhnlich, dass ihre Gefühlswelt dem Leser komplett unverständlich wäre, daher lässt man sich schnell auf sie ein. Ihre Meinungen und Betrachtungen über die Highschool-Kids und das Vampyr-Internat sind so schön alltäglich - die gleichen Gruppierungen, wie sie beschreibt, wird man wohl an jeder anderen Schule und in jedem anderen Umfeld ebenfalls finden. Zoeys Charakter könnte allerdings auf europäische Leser stellenweise befremdlich wirken, vor allem, wenn es um ihren „Fast-Freund“ – was bitte ist das? – erzählt, dann aber doch sehr erschrocken und angewidert tut, als sie Aphrodite und Eric bei Fast-Oralsex überrascht. Aber zu Sex im Teenageralter hat wohl jeder Autor seine eigene Einstellung – dass hier Mutter und ihre junge Tochter zusammen einen Roman verfassen, macht die Beschreibung des Umgangs der Hauptcharaktere mit Sex wohl auch nicht einfacher.
Man merkt schnell, dass „Gezeichnet“ auf folgende Bände einstimmen soll. Vieles wird offen gelassen, am Ende des Buches bleibt der Leser mit einer deutlichen Kampfansage zurück und auch einige unheimliche Begebenheiten sind noch nicht aufgelöst. Lediglich die Fronten sind halbwegs klar, man glaubt zu wissen, wer auf Zoeys Seite steht und wer ihre Gegner sind. Alle diese Charaktere sind gut beschrieben, vor allem Zoey als Hauptperson ist glücklicherweise nicht als "braves Mädchen" angelegt, sondern hat durchaus ihre bösen Züge. Auch wenn sie natürlich dem Rauchen, Trinken, Kiffen und Sexhaben sehr ablehnend gegenübersteht, anders als Vampiren sonst unterstellt wird.
Ihre Freunde sind nicht minder liebenswert gezeichnet, haben alle ihre Eigenheiten, durch die sie dem Leser ans Herz wachsen und vielleicht auch im eigenen Bekanntenkreis Ebenbilder finden. Aphrodite als perfekte Gegnerin für Zoey sticht natürlich aus der Masse der Schüler heraus durch ihre Schönheit, Verschlagenheit und ihrem Umgang mit Sex.
So bleibt dem Leser am Ende des Bandes nur noch übrig, sich auf den zweiten Band „Betrogen“, der im März 2010 erscheinen soll, zu freuen und zu hoffen, dass die Zeit bis dahin nicht zu lang wird. Auch wenn sich Geschichten über Vampire, Vampirjugendliche, Geister, Dämonen und vor allem erste Liebe und ganz leicht erotische Erfahrungen in jüngster Zeit häufen, ist dieses Buch doch anders und bietet neue Ansätze.