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Will man eine gesamt-europäische Geschichte darstellen, hat man mit dem Problem zu kämpfen, dass selbst bei relativ kurzen Perioden eine wahre Flut an Informationen bearbeitet und integriert werden muss. So beschränken sich viele Werke entweder auf eine sehr kurze Periode, auf ein bestimmtes Themengebiet, einige Länder oder sogar auf eine Kombination mehrer Punkte.
Rainer Liedtke hat für die Zeit von 1815 bis zur Gegenwart eine europäische Geschichte verfasst, die im UTB-Verlag erschienen ist. Sie richtet sich vor allem an Studierende, die ein Überblickswerk suchen, aber auch an interessierte Leser anderer Fachdisziplinen oder außerhalb von Universitäten.
Die behandelten Länder umfassen nicht die Türkei, reichen dafür aber bis zum Ural, umschließen also den europäischen Teil Russlands.
Es wurde keine chronologische Herangehensweise gewählt, sondern die Geschichte des Kontinents in Bezug auf zwölf Themen dargestellt. Behandelt werden die politischen Entwicklungen in zwei Phasen (1815-1918 und 1919-2000), soziale und wirtschaftliche Strukturen, Kultur, Religion und Migration, Bildung und Wissenschaft, Konsum und Freizeit, Geschlechterbeziehungen, Verkehr, Kommunikation, Medien, Urbanisierung sowie der Kolonialismus. Die Kapitel sind nicht allzu lang und zusätzlich noch in mehrere thematische Absätze unterteilt.
Abgeschlossen wird das Buch mit nach Kapiteln geordneten Lektüretipps, einem Abbildungsnachweis sowie einem Personen-, Orts- und Sachindex.
Der Aufbau des Buches ermöglicht es, sich mit einem speziellen Interessensgebiet, zum Beispiel der Bildung, unabhängig von den anderen Kapiteln zu beschäftigen.
Das Layout der Texte ist zurückhaltend. Was allerdings auch bedeutet, dass man eingeschobene Infokästen oder auch schon mal eine Überschrift nicht auf den ersten Blick bemerkt. Hier wäre etwas mehr durchaus angemessen gewesen.
Einige wenige Bilder lockern die Texte etwas auf, auch wenn die schwarz-weißen Fotografien nicht allzu sehr hervortreten.
Der Stil der einzelnen Beiträge ist sachlich und erinnert an Lehrbücher oder Lexika. Wer Essays oder einen unterhaltsamen Stil erwartet, wird enttäuscht werden. Die Texte sollen schließlich einen Überblick über das behandelte Themengebiet geben und in diese Periode der Geschichte Europas einführen, mehr nicht.
Da das Buch auch für interessierte Leser verständlich sein soll, wurde dementsprechend nicht zu viel Fachjargon verwendet, wodurch der Lesefluss selbst für Studenten sehr angenehm sein sollte. Durch die Kürze der einzelnen Kapitel wirken einige Textstellen allerdings sehr abrupt, es gibt kaum Ein- oder Überleitungen. Wer wirklich nur sehr kompakt in ein Thema eingeführt werden möchte, wird sicher dankbar sein, die wichtigsten Informationen auf wenige Seiten zu erhalten, zumal Verweise zu anderen Kapiteln es auch ermöglichen, größere Kontexte zu erfassen und Zusammenhänge zu erkennen.
Allerdings können viele Themen nur gestreift werden. Möchte man ein Thema vertiefen, ist man auf die Lektüretipps am Ende des Buches angewiesen, die nach Kapiteln sortiert wurden.
Ebenso hilfreich sind die fünf Karten Europas am Ende des Buches und das Register.
Das Buch bietet eine solide Einführung in die europäische Geschichte bis ungefähr ins Jahr 2000. Man bekommt einen guten ersten Überblick und die Möglichkeit, sich tiefer mit der Materie zu beschäftigen, sollte dies erwünscht sein.