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Er ist smart, sieht gut aus – jedenfalls ist er davon überzeugt –, Frauenheld, patriotisch bis zum Abwinken und bringt ein Übermaß an Skrupellosigkeit im Umgang mit Schurken mit in den Job: Hubert Bonnisseur de la Bath hat alle Eigenschaften, die ein guter Superagent braucht. Als OSS 117 lehrte er bereits die Nazis das Fürchten, jetzt, in den 1950ern, sind andere Feindbilder an der Reihe.
Sein Vorgesetzter schickt ihn nach Ägypten, wo er Hinweisen auf einen illegalen Waffentransport für eine Separatistenorganisation nachgehen soll. Als neuer Besitzer einer Hühnerzucht ermittelt OSS 117 mit Hilfe seiner hübschen Kontaktperson und Reiseleiterin Larmina gegen zwielichtige Gestalten aus Deutschland, Russland und den USA, muss sich mit den Separatisten herumschlagen und wird auch mit Altlasten seiner Agentenkarriere konfrontiert. Aber ihn kann nichts erschüttern, solange er noch Fotografien seines verehrten Staatspräsidenten René Coty in der Tasche hat ...
„OSS 117 – Der Spion, der sich liebte“ aus dem Jahr 2006 ist natürlich in erster Linie eine James-Bond-Parodie, die den Look der alten Connery-Filme ganz gut einfängt. Der französische Superagent verfügt auch über die meisten Eigenschaften seines britischen Kollegen, ist aber völlig weltfremd und um einen gehörigen Tritt ins Fettnäpfchen nie verlegen. Zum Glück haben die Filmemacher darauf verzichtet, OSS 117 wie Leslie Nielsens Agent 00 tölpelhaft durch die Geschichte stolpern und am Ende nur durch Zufall gewinnen zu lassen: Dieser Film ist Klamauk auf etwas höherem Niveau, der auch französische Filme wie „Die purpurnen Flüsse“ parodiert.
Denn hier wird auch gehörig auf französische Eigenarten eingetreten, etwa auf den Nationalstolz und die Ignoranz gegenüber anderen Kulturen. Des Agenten ungläubiger Spott, als ihm Larmina mitteilt, wie viele Muslime es etwa auf der Welt gibt, und sein tätlicher Angriff auf einen Muezzin, der ihm mit seinen Gebetsrufen den Schlaf raubt, sind deutliche Anzeichen für eine gehörige Portion Selbstkritik. So mancher Spruch ist höhnische Kritik am militärischen Anti-Terror-Einsatz der Westnationen im Nahen Osten.
Herrlich Eitel, voller Selbstüberschätzung, mit Tendenz zur Homoerotik und zutiefst französisch spielt Jean Dujardin („Lucky Luke“, 2009) den Agenten, vor dem man sich umso mehr fürchten muss, weil er dumm, aber gefährlich ist. An einigen Stellen meint man gar, dass er Jean Connerys Mimik nachahmt. Hier wurde mit dem Schauspieler eine gute Wahl getroffen – und auch beim deutschen Synchronsprecher: Oliver Kalkove verleiht dem Agenten frech und lebendig seine Stimme. Dujardin zur Seite steht Bérénice Bejo („Ritter aus Leidenschaft“) als smarte Schönheit, die dem Agenten in kultureller Hinsicht mehrfach den Kopf gerade rücken muss.
Das Duo kämpft sich durch eine etwas verworrene Story, die manchmal in Albernheiten abdriftet – da liefern sich OSS 117 und sein Gegenspieler eine Hühnerschlacht mit lebenden Hühnern, was schon an Geschmacklosigkeit grenzt – und oftmals zum Schmunzeln anregt. Dann gibt es da noch einige Szenen, bei denen einem das Lachen im Halse stecken bleibt, beispielsweise die Begegnung mit einem Russen in einer Sauna, die damit endet, dass der Agent dem wehrlosen Russen das Genick bricht, weil dieser die wahre Identität des angeblichen Hühnerzuchtbesitzers kennt. Ein solches Gebaren legen in der Regel nur die Bösewichte in Filmen an den Tag; immerhin wird der anschließende Abgang des Agenten mit bedrückender Ernsthaftigkeit inszeniert. Man mag diese Szene als direkte Kritik an dem verstehen, was die Bond-Filme als „Doppel-Null-Status“ bezeichnen. Ebenso zeigt diese Szene die Gewissenlosigkeit der Hauptfigur. Jedenfalls schlägt sie in der ansonsten weitgehend locker-flockigen Agentenkomödie ein wie eine Bombe.
Bonusmaterial gibt es auf der Einzel-DVD nicht, sie hat nur den Film zu bieten, wahlweise mit Audiokommentar. Man kann auch die 2-Disc Collector’s Edition kaufen, die neben Making-of, Dokumentation, Gag-Reel und entfallenen Szenen auch eine Postkarte enthält – mit dem Bild von René Coty, von 1954 bis 1959 Staatspräsident von Frankreich.
Die Komödie präsentiert einen gut gelaunten naiven französischen Superagenten, der gerne lacht, ohne Hemmungen tötet und sich in der Welt nicht so wirklich auskennt. „OSS 117 – Der Spion, der sich liebte“ ist manchmal derb, manchmal zweifelhaft, meistens aber ganz entspannt und seicht, voller Seitenhiebe auf aktuelle Nahost-Politik nicht nur der französischen Regierung. Wer nicht genug davon bekommen kann, kann sich über die Fortsetzung freuen, die 2009 in den französischen Kinos lief.
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