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Es ist ein Albtraum: Im Atommülllager der Firma Western Atomic Longterm Dumping Organisation in Australien gibt es ein Leck. Bei dem Versuch, das Auslaufen von radioaktiver Flüssigkeit zu verhindern, wird Techniker Heinrich Schmidt lebensgefährlich kontaminiert. Als er feststellt, dass die Chefs der Organisation die Katastrophe der Öffentlichkeit verheimlichen wollen, flieht er aus der Anlage in das Dorf Paradise.
Dorthin sind auch Larry Stilson und seine Frau Carmel unterwegs. Sie wollen in einem Ferienhaus in freier Natur ausspannen, Job und Kinder für einige Zeit hinter sich lassen. Gerade als es kuschelig wird, erscheint Schmidt vor dem Haus. Sie nehmen den Schwerverletzten auf, ohne zu ahnen, was mit ihm los ist. Als er wieder zu sich kommt, kann er sich an nichts erinnern, allein einige Zahlen und Bilder schweben in seinem Kopf herum, er äußert Dinge, die keinen Sinn ergeben. Ansonsten ist er aber normal und nach anfänglichen Schwierigkeiten gewöhnt sich das Paar an ihn.
Während Larry im nächsten Ort versucht, mehr über den Fremden herauszufinden, schickt die Organisation Mr. Grey aus, um Schmidt wieder einzufangen, bevor er dem Unternehmen Schaden zufügen kann. Bald hat er herausgefunden, dass die Stilsons Schmidt verstecken, und rückt mit großem Gefolge vor dem Ferienhaus an. Für Rennfahrer Larry beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit und gegen hartnäckige Widersacher ...
Dieser australische Film aus dem Jahr 1980 schwimmt im Fahrwasser des Überraschungserfolges „Mad Max“, was unter anderem Mitproduzent George Miller zu verdanken ist, der bei dem Endzeitfilm mit Mel Gibson Regie führte. So sehen die Autoverfolgungsszenen sehr ähnlich aus, der ganze Film hat technisch einen ähnlichen Look, erzählt aber eine ganz eigene Geschichte, und zwar mit wunderbarer Naivität. Sechs Jahre vor der Tschernobyl-Katastrophe weist „Die Kettenreaktion“ bereits darauf hin, wie gefährlich das Spiel mit der Atomkraft sein kann. Ohne Schnörkel und Kompliziertheiten wird die Gefahr für Natur und Mensch aufgezeigt, die eine solche Panne mit sich bringt. Der Film ist dabei engagiert, symbolträchtig und unterhaltsam. Steve Bisley, der schon in „Mad Max“ eine der größeren Rollen gespielt hat, darf hier als Larry mit den Gegenspielern aufräumen, Arna-Maria Winchester darf als Carmel nicht nur schön aussehen, sondern auch eine vielseitige und starke Frauenrolle spielen – etwas, das „Mad Max“ fehlte. Als Atomtechniker Heinrich bringt Ross Thompson den Gedächtnisverlust gut herüber, mit seinem markanten Profil ist er eine sehr gute Wahl, und wenn man den Film mit englischem Originalton sieht, darf man den pseudo-deutschen Akzent genießen, den er dem Deutschen Heinrich Schmidt auf die Zunge legt.
Mit der Atommüll-Lagerung behandelt der Film ein damals wie heute hochaktuelles Thema, es werden auch Bilder von Anti-Atomkraft-Demonstrationen eingeblendet. Ein weiteres, damals in Deutschland sehr brisantes Thema wurde zumindest für die deutsche Fassung damals herausgeschnitten: Schmidt wird, damit die australische Polizei ihn ebenfalls sucht, als Terrorist des Baader-Meinhof-Komplexes ausgegeben. Das wäre damals unerfreulicher Sprengstoff für die von der RAF gebeutelte Bundesrepublik gewesen. Die herausgeschnittenen Szenen findet man nun auf der DVD wieder. Weiterhin sind auf der DVD ein Making-of mit Interviews, einige Trailer zum Film und der Kurzfilm „The Sparks Obituary“: Darin erzählt Ian Barry, Regisseur und Schreiber von „Die Kettenreaktion“, die Geschichte des Filmemachers Harry Sparks, der erblindet ist, aber durch eine neuartige Technik die Möglichkeit erhält, allein durch die Bilder, die er sich vorstellt und die von einer Maschine aufgezeichnet werden, einen letzten Film zu drehen. Sehr psychedelisch und abgedreht, aber eine interessante Idee.
Einen Punkt Abzug gibt es für die unverschämte Marketingstrategie, unter das DVD-Cover „Mit Mel Gibson“ zu schreiben. Gibson ist überhaupt der einzige Darsteller, der auf dem Wendecover genannt wird. Dabei taucht er nur in einer Einstellung zu Beginn des Films als Automechaniker auf, der Larry eine Flasche Champagner überreicht und etwas sagt, das im O-Ton schwer verständlich und in der deutschen Fassung unsinnig ist. Man muss schon genau hinschauen, um ihn erkennen zu können. Es ist ein winziger Cameo-Auftritt, Gibson wird weder in den Credits noch im Abspann erwähnt. Darauf sollte man nicht hereinfallen. Wenigstens Steve Bisley hätte man auf dem Cover nennen können, wenn man ihn schon groß in Heldenpose zeigt.
Wenn man von dieser Frechheit absieht, ist der Kauf dieser DVD dennoch eine lohnende Sache. Wer „Mad Max“ mochte, wird auch an diesem Streifen Gefallen finden. Eine Geschichte wie diese könnte auf diese Weise heute nicht mehr erzählt werden, ohne dass daraus ein B-Movie entstünde. „Die Kettenreaktion“ ist aber nicht B, sondern A.