Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Gefühl | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Gruselkabinett ist eine Hörspielserie des Labels Titania Medien, in der vorwiegend Gruselgeschichten aus dem 19. oder frühen 20. Jahrhundert vertont werden. Die jeweils abgeschlossenen Episoden heben sich nicht nur durch ihre beängstigend anmutende Spannung und eine ungeahnte Vielseitigkeit der Geschichten hervor, sondern überzeugen vor allem mit einer gelungenen akustischen Umsetzung, durch die das Grauen unweigerlich heraufbeschworen wird.
Sechs Jahre nach dem Erscheinen der ersten Folge, einer Novelle des irischen Autors Sheridan Le Fanu, hat Titania Medien eine Hörspielbox herausgebracht, in der sich die ersten drei Folgen der Hörspielserie befinden.
"Carmilla, der Vampir" von Sheridan Le Fanu – Gruselkabinett Folge 1Laura, die Tochter eines englischen Generals, wächst wohl behütet in einem alten Schloss in der Steiermark auf. Recht einsam ist es hier und so ist Laura froh, als eines Tages ein Unfall die lang ersehnte Abwechslung beschert. Eine Kutsche gerät vor den Toren des Schlosses ins Schleudern und eine mit ihr reisende unbekannte Lady ist gezwungen, die in Ohnmacht gefallene Tochter in die Obhut des Generals zu geben. Am nächsten Tag ist diese bereits wieder wohlauf und Laura erkennt in ihr die unbekannte Schöne wieder, die ihr bereits vor Jahren einen nächtlichen Besuch abgestattet hat. Ein Geheimnis, das Laura für sich behält, ohne zu ahnen, welche fatalen Folgen ihr Schweigen haben wird.
"Das Amulett der Mumie" von Bram Stoker – Gruselkabinett Folge 2Juli 1904. Der Archäologe Abel Trelawny geht in seinem Arbeitszimmer intensiven Forschungen zur ägyptischen Königin Tera nach, als eine Stimme ihn erschreckt. Sie scheint aus dem Mumiensarkophag der Königin zu kommen und verlangt die Herausgabe eines Amuletts, welches er wohlbehütet in seinem Tresor bewahrt. Am nächsten Morgen wird Abel Trelawny ohne Besinnung auf den Boden liegend vorgefunden. Sein linkes, schwer von den Krallen einer unbekannten Kreatur gezeichnetes Handgelenk weist auf den Panzerschrank und niemand von den Anwesenden kann sich erklären, was hier geschehen ist. Gefangen in einem mysteriösen Koma, kann auch der schwer verletzte Archäologe nicht zur Aufklärung beitragen, gibt aber weitere Rätsel auf als bekannt wird, dass er bereits vor einiger Zeit Vorsorge für diesen Fall getroffen hat. Eine Tatsache, die vermuten lässt, dass er weiß, was hier geschehen ist.
"Die Familie des Vampirs" von A. K. Tolstoi – Gruselkabinett Folge 3Die Geschichte des bekannten Autors A. K Tolstoi spielt im Jahr 1788, als der junge französische Diplomat Serge d'Urfe eine Reise zu Pferde wegen eines plötzlichen Wintereinbruchs unterbrechen muss. In Serbien befindlich, erhält er im Haus der Familie des alten Gortscha Unterschlupf. Doch an geruhsamen Schlaf ist hier nicht zu denken. Vor Tagen schon ist der Hausherr aufgebrochen, um den berüchtigten Vampir Alibek zu finden und ihn zu töten. Bevor er aber das Haus verließ, hat er seine Familie beauftragt ihn nur wieder einzulassen, wenn er binnen zehn Tagen zurückkehrt. Eine Frist, die in dieser Nacht ihr Ende findet. Und so bangt die Familie um ihn, denn wenn er nicht bald vor der Tür steht, ist auch er zum Vampir geworden. Ein Horrorszenario, an das Serge nicht so recht glauben mag, bald aber einsehen muss, dass in jeder noch so mysteriös anmutenden Geschichte ein Körnchen Wahrheit steckt.
Drei in sich geschlossene Geschichten findet der Hörer in dieser Box vor, deren Markenzeichen sanfter Horror ist. Alltägliche Begebenheiten mischen sich mit mysteriösen Vorkommnissen und führen im Verlaufe der Geschichte zu Ereignissen, die einer gewissen Unglaubwürdigkeit nicht entbehren. Doch gerade das ist es, was einen Schauer beim Hörer hervorruft: eine schleichend aufkommende Ungewissheit gepaart mit einer beklemmenden Atmosphäre und einer Spannung, die allmählich beginnt und eine stetige Steigerung erfährt. Eine Steigerung, die letztendlich in einem Finale endet, das überrascht. Aber nicht nur die Geschichten an sich sind gut gewählt. Auch ihre Umsetzung erfolgte in einer Art und Weise, die auch den letzten Hörer an das Geschehen fesselt und ihn erschauern lässt. Eine wirklich passende Musik, gut gewählte Effekte und stimmige Leistungen der Sprecher harmonieren perfekt miteinander und schaffen eine Atmosphäre, die nicht nur unheimlich erscheint, sondern auch realistisch wirkt. Dabei sind es nicht nur die Kirchenglocken, die zur passenden Zeit läuten, oder das Heulen der Wölfe, die verbunden mit einer schier unheimlichen Musik Gänsehaut-Feeling versprechen. Gerade die gut nuancierten Sprecherstimmen verstehen es, eine subtile Angst zu entfachen, die glaubwürdig erscheint. Ein rundum gelungenes Arrangement, das seine Wirkung beim Hörer nicht verfehlt.
Fazit:
Mit den ersten drei Schauergeschichten des Gruselkabinetts hat Titania Medien eine Hörspielserie ins Leben gerufen, die äußerst hörenswert erscheint und schon seit langem ihre Anhänger gefunden hat. Gut inszeniert, stellen diese akustische Leckerbissen für Anhänger klassischer Horrorgeschichten dar.