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Ein neuer Fall für Marcus Didius Falco: Diesmal wird der Privatermittler in die Hafenstadt Ostia geschickt mit dem Auftrag, den verschwundenen Scriptor Diocles ausfindig zu machen. Pikant an der Sache ist, dass Diocles unter dem Pseudonym Infamia auch als Klatschreporter tätig war, allerhand große und kleine Skandale aufdeckte und diese als Aushang auf dem Forum veröffentlichte – theoretisch könnten also durchaus mehrere Leute ein Interesse am Verschwinden oder gar Ableben des Scriptors haben.
In Ostia findet Falco zunächst nur wenige Spuren; niemand weiß, wo Diocles sich aufhalten könnte, das Zimmer, in dem der Schreiber gewohnt hat, ist verlassen. Merkwürdig ist nur, dass der Verschwundene all seinen Besitz zurückgelassen hat – ein weiteres Indiz, dass der Mann entführt wurde, oder gar Schlimmeres? Bald kommt Marcus Didius Falco einer Verschwörung auf die Spur: Anscheinend sind nach wie vor Piraten sehr aktiv in den Gewässern Roms, und das, obwohl alle Piraten doch schon vor langer Zeit von Pompeius Magnus höchstpersönlich vertrieben und getötet wurden. Dennoch verschwinden mehrere Frauen und ihre Männer werden um hohe Lösegelder erpresst. Falco sieht sich auf einer heißen Spur: Ist der vermisste Scriptor den Piraten, die es ja angeblich gar nicht mehr gibt, und der Lösegelderpressung auf die Schliche gekommen?
„Das Geheimnis des Scriptors“ von Lindsay Davis ist bereits der sechzehnte Roman der erfolgreichen Reihe um Marcus Didius Falco, den römischen Privatermittler. Der Krimi erschien bereits im Jahr 2004 unter dem Titel „Scandal takes a Holiday“, wurde also erst recht spät ins Deutsche übersetzt.
Diesmal ermittelt Falco nicht in Rom, sondern in der südlich von Rom an der Mündung des Tibers gelegenen Stadt Ostia, Anziehungspunkt für brave Bürger, Touristen und Verbrecher gleichermaßen. Die Autorin beschreibt den historischen Alltag zur damaligen Zeit zwar verwoben mit zahlreichen historischen Fakten, aber zugleich in sehr locker-humorvollem Tonfall. Das passt teilweise nur bedingt, weil die Figuren extrem flapsig miteinander sprechen, nicht alle Witze zünden und manche Ausdrücke einfach überhaupt nicht passen und den Spaß an dem historischen Lesevergnügen etwas verleiden – etwa wenn jemand sagt „Mach keine Fisimatenten“, ein Ausdruck, der erst mehrere hundert Jahre nach dem Zeitpunkt, zu dem diese Geschichte spielt, aufkam.
Die Handlung selbst kann leider auch nicht vollends überzeugen, denn sie zieht sich teilweise zäh wie Kaugummi. Zwar ist Marcus Didius Falco ein sympathischer Charakter und der historische Rahmen ist interessant und durchaus spannend, aber bis der Ermittler so richtig in die Gänge kommt, vergehen hunderte von Seiten, in denen die Piraten-Verschwörung und weitere Intrigen extrem langsam aufgebaut werden und kaum etwas Spannendes passiert. Natürlich sind es die großen und kleinen Skandale, Verstrickungen, Unterschlagungen und die überall herrschende Korruption, die einen dann irgendwie doch bei der Stange halten – schließlich will man wissen, was dem verschollenen Scriptor denn nun zugestoßen ist –, aber auf voller Länge kann dieser Krimi einen nicht fesseln.
Das Buch enthält im vorderen Teil zwei Karten, einmal von Ostia und zum anderen vom Mittelmeerraum zur damaligen Zeit, und eine Auflistung der Personen, die auch nötig ist, weil diesmal wirklich viele Nebenfiguren die Bühne betreten.
Wer historische Krimis mag, die bewusst einen flapsigen, lockeren Ton anschlagen und es nicht so genau nehmen mit Sprache und Verhalten der Personen im alten Rom, der sollte auf jeden Fall einen Blick in die unterhaltsame Krimireihe von Lindsay Davis werfen. „Das Geheimnis des Scriptors“ ist allerdings definitiv nicht der beste Fall der Serie und teilweise ziemlich langatmig, so dass man mittendrin die mehr als 500 Seiten eher lustlos umblättert auf der Suche nach des Rätsels Lösung – die sich am Ende als weit weniger spannend und spektakulär herausstellt als erhofft.