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 S.T.A.L.K.E.R. - Complete Edition

Verlag: Koch Media

Cover
Gesamt +++++
Action
Anspruch
Aufmachung
Bedienung
Bildqualität
Brutalität
Extras
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Strategie
Ton
Das Reaktorunglück von Tschernobyl im Jahr 1986 gilt als größte Katastrophe des Atomzeitalters. Die Kernschmelze verseuchte ein gigantisches Gebiet in und um die ukrainische Stadt Prypiat, raffte zigtausende Menschen dahin und machte die gesamte Region auf Jahrtausende hinweg unbewohnbar. Durch die hohe Strahlung meidet heute fast jeder die Gegend, außer ein paar Forschern und zynischen Katastrophentouristen.

In "S.T.A.L.K.E.R. - Shadows of Chernobyl" dienen Prypiat und sein Umland allerdings als Kulisse für einen knalligen Egoshooter mit SF- und Rollenspielanleihen. Der Spieler schlüpft in die Rolle eines sogenannten Stalkers, der in die verseuchte Zone reist, um sein Glück zu machen. Denn Jahrzehnte nach dem Unglück hat sich die Natur um Chernobyl auf seltsame Weise verändert. Tiere und Menschen sind mutiert, seltsame Anomalien finden sich an allen Ecken und Enden, geheimnisvolle Artefakte liegen (oder kriechen) in der Gegend herum. Vor allem mit ihnen lässt sich gutes Geld machen. Die Stalker sind dabei knallharte Glücksritter, die mit dem Gewehr im Anschlag durch die Zone ziehen, Artefakte bergen und sich dabei gegenseitig ausbooten. Shoot first, ask later, so heißt die Devise.
Mit "S.T.A.L.K.E.R. - Shadows of Chernobyl" ist dem ukrainischen Hersteller GSC Games World dabei ein internationaler Topseller gelungen, der mit Kritiker- und Spielerlob überhäuft wurde und zwei Fortsetzungen spendiert bekam. Sie alle sind nun in einer neuen Complete Edition versammelt, für jeden Hardcore-Stalker und Egoshooter-Experten. Und diese Edition kann bedingungslos empfohlen werden. Warum?

Nun, weil "S.T.A.L.K.E.R." trotz der heute etwas angestaubten Grafik noch immer eines der dichtesten Spielerlebnisse bietet, die man in der Ära des Computerspiels verzeichnen kann. Die Zone, die GSC Games World in trist-braunen Farben entworfen hat, strahlt im wahrsten Sinn des Wortes einen Realismus und eine Düsternis aus, gegen die andere Settings getrost einpacken können. Verlassene Schrottplätze und Fabriken, vermodernde Häuser, abgewrackte Tunnelsysteme und überwachsene Sumpfgegenden - all das kennt man freilich auch aus anderen Shootern. Doch selten stellt sich eine so beklemmende Stimmung ein wie in "Shadows of Chernobyl" und seinen zwei Nachfolgern "Clear Sky" und "Call of Prypiat". Die Faszination der Zone lässt sich schwer benennen; vielleicht ist es die geschickte Mischung aus Open-World/Sandbox-Atmosphäre, mit frei umherirrenden Tierrudeln, Stalkerbanden und Soldatentrossen, und einer linearen, aber sehr treibenden Hintergrundgeschichte um den namenlosen Stalker.
Vielleicht sind es die zynischen Stalker-Kommentare mit ihrem bärbeißig-russischen Humor, die allgemein knallharte Söldner-Atmosphäre und die großartig in Szene gesetzten Schauplätze.
Vielleicht sind es die sehr dezenten, aber erkennbaren Anspielungen auf die Vorlage des Egoshooters - den SF-Roman "Picknick am Wegesrand" der Strugatzki-Brüder sowie dessen Verfilmung "Stalker" durch den Ausnahmeregisseur Andrek Tarkowski aus dem Jahr 1979. Oder ist es schlichtweg das süchtig machende Spielprinzip, das Versatzstücke aus Rollenspiel und Shooter geschickt montiert? Die Quests sind fast immer fesselnd, nie banal, stets herausfordernd. Die Ballereien sind taktisch und anspruchsvoll, aber nie schwergängig. Der vom Spieler verkörperte Stalker steht immer mit einem Bein im Grab und muss darauf achten, dass Verwundung, Erschöpfung und Strahlenschäden ihn nicht dahinraffen. Außerdem muss er unter den Stalkern Freunde gewinnen, seinen Feinden ausweichen, mit verschiedenen Fraktionen interagieren und dabei stets schauen, nicht aus dem Hinterhalt erledigt zu werden. Selten leidet man bei einem Egoshooter so mit ...

Grafik und Steuerung sind freilich nach heutigen Maßstäben leicht veraltet, denn das Hauptspiel stammt aus dem Jahre 2007 und war schon damals durch seine lange Entstehungszeit nicht mehr "State of the Art". Die beiden Nachfolger "Clear Sky" und "Call of Prypiat" benutzen dabei dieselbe Engine, mit nur leichten optischen Verbesserungen. Dennoch unterscheiden sich die drei Spiele nicht unerheblich voneinander. Während der erste Teil atmosphärisch unübertroffen bleibt, ist der zweite Teil "Clear Sky" als Prequel angelegt und schraubt den Schwierigkeitsgrad durch allzu knackige Zeitlimits in frustrierende Höhen. Der dritte Teil "Call of Prypiat" ist dann wieder rollenspiel- und geschichtslastiger, und holt mit sehr originellen Quests noch einmal alles aus dem Setting heraus. Letztlich sind alle drei Spiele einen Besuch in der Zone wert, zumal man sie nun dank der vielen Patches auch bugfrei genießen kann (was vor allem bei "Clear Sky" zum Veröffentlichungszeitpunkt nicht der Fall war). Die Patches liegen allerdings nicht der Complete Edition bei und müssen selbst heruntergeladen werden - ein kleines Manko dieser ansonsten exzellenten Sammlung.

Fazit: Wer einen wirklich originellen Shooter mit anspruchsvoller Hintergrundstory und einmaliger Atmosphäre kennenlernen will, kommt an dieser Box nicht vorbei, da sie erstmals alle drei "Stalker"-Teile vereint. Das unverbrauchte Setting, die russisch-herbe Härte und eine durchweg exzellente Ausstattung (jedem Spiel liegt ein gedrucktes Handbuch bei) lassen den Wertungsdaumen in die Höhe schnellen. Ein Spiel, das man einfach nicht verpassen darf. Zugreifen, Stalker!

Hagen Hoffmann



DVD | Erschienen: 27. November 2009 | FSK: 18 | PC | Preis: 49,45 Euro | Sprache: Deutsch | Systemanforderungen: Grafikkartentypen: NVIDIA GeForce FX 5900, ATI Radeon 9600 PRO/XT
DirectX Version: 9.0c
Grafikkarte: DirectX kompatibel, 128MB
Arbeitsspeicher: 768 MB
Prozessor: 2.2 GHz, Pentium 4, AMD Athlon XP
Festplattenspeicher: 6.0 GB

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