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Oberflächlich betrachtet mag es so erscheinen, als hätte sich Österreich erst spät entschlossen, der EU beizutreten und wäre dann in Rekordzeit aufgenommen worden. Dabei ist der Weg nach Europa für das Land lang und steinig gewesen – und auch nach dem Beitritt war die Zusammenarbeit zwischen Österreich und seinen Mitgliedsländern keinesfalls unkomplizierte, man denke nur an die Sanktionen gegen das Land aus dem Jahre 2000.
Genug Stoff also für eine wissenschaftliche Abhandlung, um die der Historiker Michael Gehler gebeten wurde. In seinem beim Studienverlag erschienen Buch zeichnet er den Weg Österreichs nach, beginnend bei Ende des ersten Weltkrieges bis ins Jahr 2008. Gehler teilt den Prozess in zehn Perioden ein, über „Österreich auf verlorenem Posten“ in der Zeit von 1918 – 1945, über den Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg und die ersten Annäherungen an Europa, zum „Scheitern der EWG-Assoziierung“ bis hin zur Aufnahme in die EU 1994-95 und die Phase als Mitgliedsland. Da versucht wurde, den Fußnotenteil möglichst knapp zu halten, besitzt das Buch nach der Bilanz circa hundert Seiten Quellenanhang, ein Glossar, eine Chronologie sowie ein Personenregister und ein Literatur- und Linkverzeichnis.
Historische Sachtexte neigen dazu, trocken präsentiert zu werden. Auch hier führt der Anspruch an einen möglichst umfassenden und objektiven Text dazu, dass sich viele Stellen nur dann flüssig lesen lassen, wenn man sich wirklich für den Inhalt interessiert. Da ist es erfreulich, dass die einzelnen Kapitel nicht allzu lang geraten sind und somit den Leser nicht allzu sehr ermüden oder mit zu vielen Informationen überfrachten.
Auch dass neben Tabellen und Schautafeln auch Quellen in die Texte eingebundene wurde, fällt positiv auf. Darunter sind besonders die Auszüge aus Zeitungen zu nennen, seien es nun Schlagzeilen oder Karikaturen. Somit bekommt der Leser nicht nur die Aussagen des Autors anschaulich präsentiert, sondern auch noch ein echtes Stück Zeitgeschichte in die Hand. Neben dem umfangreichen Quellenteil macht dies das Buch besonders für Studenten und Wissenschaftler interessant. Hier wird wirklich die lange Geschichte der Beziehung zwischen Europa und dem modernen Österreich nachgezeichnet und Gehler macht sich die Mühe, auch Österreichs Zeit als EU-Mitglied in das Buch zu integrieren.
Fazit: Ein sicherlich interessantes Buch, auch wenn es durch sein Thema auf einen begrenzten Interessenkreis zugeschnitten ist.