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Gleich drei Romane von Richard Laymon vereint dieser Band:
Im KellerDonna Hayes flieht mit ihrer Tochter Sandy vor ihrem gewalttätigen Ehemann. Aufgrund einer Autopanne stranden sie in Malcasa Point, einem verschlafenen Nest, das dank einer fragwürdigen Touristenattraktion zu zweifelhaftem Ruhm gelangte, denn dort steht das legendäre Horrorhaus, in dem seit Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts mehrere Menschen auf brutale Art und Weise ums Leben kamen. Seitdem veranstaltet die Eigentümerin Maggie Kutch Führungen, die aber nie nach 16 Uhr stattfinden, denn dann sollen dort grauenhafte Bestien ihr Unwesen treiben. Judgement Rucker, genannt Jud, und Larry Maywood sind ebenfalls nach Malcasa Point gekommen, allerdings um das Monster zu erledigen. Larry leidet seit einem traumatischen Erlebnis in seiner Jugend, als er mit einem Freund in das Horrorhaus eingebrochen ist, unter Alpträumen. Bei einer Führung lernen Jud und Larry Donna und ihre Tochter Sandy kennen. Ihr brutaler, skrupelloser Ehemann hat die Spur seiner Frau bereits aufgenommen und will sie in Malcasa Point abfangen. Doch gegen das, was die Menschen im Horrorhaus erwartet, ist ein durchgedrehter Killer kaum der Rede wert …
Das HorrorhausGorman Hardy ist ein erfolgreicher Horror-Schriftsteller, der von Janice, der Tochter der Inhaber des Motels "Welcome Inn", eingeladen wird, ein Buch über das Horrorhaus zu schreiben. Der Teenager hat ein altes Tagebuch der früheren Eigentümerin des Hauses gefunden. Doch Gorman Hardy ist ein skrupelloser Geschäftsmann, der vor nichts zurückschreckt, um einen weiteren Bestseller zu schreiben. Aber gegen die Brutalität der Kreaturen des Horrorhauses kommt auch Gorman Hardy nicht an. Das bekommen auch die beiden Frauen Tyler und Nora zu spüren, die eher zufällig in Malcasa Point Station machen und sich die Touristenattraktion nicht entgehen lassen wollen …
Mitternachtstour17 Jahre nach den grauenhaften Vorfällen im Horrorhaus, bei denen scheinbar alle Kreaturen ausgerottet wurden, ist das Anwesen zu einer noch größeren Attraktion geworden. Eigentümerin ist mittlerweile Janice, die damals selbst in den Strudel des Schreckens hineingerissen wurde. Bestandteil der Führung ist eine Mitternachtstour für besonders Hartgesottene. Geleitet wird die Führung von Lynn Tucker, der Stieftochter von Janice. Da sich die Eigentümerin des Horrorhauses mit ihrem Mann auf einer Kreuzfahrt befindet, wird Lynn von ihrer besten Freundin Dana unterstützt. Doch auf dieser Mitternachtstour läuft nichts ab wie geplant und die Gäste sehen sich einem Grauen gegenüber, das ihre schlimmsten Alpträume in den Schatten stellt …
"Der Keller" ist Richard Laymons ultimatives Werk, das sich kein Freund der härteren Horror-Literatur entgehen lassen sollte. Die Neuausgabe des Heyne-Verlags aus dem Jahr 2008 beinhaltet die drei Romane "Im Keller" (The Cellar), "Das Horrorhaus" (The Beasthouse) und "Mitternachtstour" (The Midnight-Tour), deren erste beiden Bücher bereits in den 80er Jahren im Goldmann-Verlag erschienen sind. "Im Keller" ist darüber hinaus Laymons erster veröffentlichter, komplexer Roman und konfrontiert den Leser mit einer blutigen, plakativen Horrorgeschichte, in die der Autor bereits Serienkiller-Elemente mit eingeflochten hat, auf die er auch in späteren Werken immer wieder gerne zurückgegriffen hat. Die Figur von Donnas Ehemann ist der Archetyp eines skrupellosen, triebgesteuerten Soziopathen, der selbst vor seiner eigenen Tochter nicht zurückschreckt und die Frage aufwirft, wer das grauenhaftere Ungeheuer ist: die offensichtlich missgestalteten Kreaturen oder der charmante, vorzeigbare Herr, der sich überall sehen lassen kann?
Allen Romanen in diesem Sammelband ist der flotte, minimalistische Stil Laymons zu eigen, der seine Bücher so unterhaltsam macht und trotz der insgesamt 1232 Seiten kann man den Band in Rekordzeit auslesen, wenn man sich von der Geschichte des Horrorhauses mitreißen lässt. Den Großteil des Buches nimmt die dritte Erzählung "Mitternachtstour" ein, die alleine schon länger ist als die ersten beiden Romane zusammengenommen. Dafür ist sie leider auch die langatmigste, was nicht nur an der Fülle an Charakteren und Handlungssträngen liegt, sondern vor allem an den oberflächlichen Dialogen und häufigen Tagträumereien der Figuren. Hier hätte die Geschichte sicherlich um gut 200 Seiten gekürzt werden können. Dank der präzisen und einfach gehaltenen Sprache muss man sich aber nicht durch die überflüssigen Zeilen quälen und kann sie in einem Rutsch durchlesen.
Die zentrale Figur aller drei Romane ist eigentlich Sandy, die Tochter von Donna Hayes, die im Verlauf der Bücher erwachsen wird und eine beispiellose Entwicklung durchmacht. Sie ist zugleich die schillerndste und faszinierendste Figur, da sie sich nicht in das Schwarzweißschema von Gut und Böse pressen lässt. Stark traumatisiert, praktisch veranlagt und in ihrer Jugend schwerwiegend manipuliert, kann man sie für viele ihrer Taten kaum verantwortlich machen. Insbesondere ihr Werdegang nach den Ereignissen im zweiten Roman bis zu den Geschehnissen in der Gegenwart von "Mitternachtstour", der ebenfalls in dieser Geschichte beschrieben wird, zeigt, wie aus Sandy eine reife Frau wird. Die Splatterszenen sind äußerst derb und sexuell geprägt, zumal das Buch generell nichts für prüde Gemüter ist. Hier geht es nicht in erster Linie um einen ausgefeilten Handlungsbogen, sondern um lebhafte Charaktere und eine düstere, brutale Geschichte, wenngleich die Verquickung der drei Romane sehr faszinierend gestaltet wurde. Wer die intensive, beklemmende Atmosphäre eines alten, unbewohnten Hauses zu schätzen weiß und sich vor der drastischen Beschreibung diverser Bluttaten nicht scheut, der kann bei diesem Buch bedenkenlos zugreifen. Einige unterhaltsame Stunden sind dem Leser dann gewiss. Für Fans des Schriftstellers Richard Laymon ist "Der Keller" ohnehin ein absoluter Pflichtkauf.
Ein treffendes Titelbild, das die Bedrohung und den Horror nur erahnen lässt und trotzdem neugierig auf den Inhalt macht. Das Papier und die Klebebindung sind sehr stabil und lassen das Buch nicht bereits beim Lesen auseinanderfallen.
Fazit:
Der ultimative Horror-Schocker von Richard Laymon. Eine bitterböse, zynische Geschichte, die sich kein Horror-Fan entgehen lassen sollte.