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Als Dougs Frau Hailey nach einem Flugzeugabsturz stirbt, ist er am Boden zerstört. Er versinkt so sehr in Trauer und Selbstmitleid, dass er alles um sich herum vergisst. Sogar seinen wenige Jahre jüngeren Stiefsohn Russ, der seinen Kummer auf ähnliche Art und Weise wie Doug mit Alkohol und Drogen zu bekämpfen versucht und immer verhaltensauffälliger wird. Auch seine Familie und Freunde lässt Doug nicht mehr an sich heran. Die Einzige, die an ihn herankommt und ihn letztendlich auch aus seiner Lethargie holt, ist seine skrupellose Zwillingsschwester Claire.
Neben dem Gefühlschaos des Protagonisten werden eindrucksvoll weitere Familienmitglieder beschrieben. Dougs kleine Schwester Debbie zum Beispiel, die er seit dem Tag der Beerdigung seiner Frau hasst. Schon vorher war das Verhältnis beider schwierig, nun kommt noch erschwerend hinzu, dass Debbie am Tag der Trauerfeier mit Dougs bestem Freund geschlafen hat und diesen nun heiratet. Oder sein Vater, der seit einem Schlaganfall die Liebe zum Sohn entdeckt hat und immer wieder kurzweilig aus seiner eigenen Welt auftaucht und dadurch die Sehnsucht nach normalen Familienleben erwachen lässt. Dougs Mutter, die sich überall einmischt und mit Pillen vollpumpt, um dem Alltag zu entfliehen. Und natürlich Claire, Dougs Zwillingsschwester, die zu spät merkt, dass sie ihren Ehemann nicht liebt, das gemeinsame Baby aber trotzdem behalten möchte.
Letztendlich findet Doug mit Hilfe einer Kolumne, in der er sich seinen Kummer von der Seele schreibt, und seiner Familie nicht nur einen Weg, mit seiner Trauer umzugehen, sondern auch noch eine neue Liebe, deren Ausgang allerdings bis zum Ende ungewiss bleibt.
Jonathan Troppers Roman gibt einen tiefen Einblick in die Seele seiner Hauptfigur und lässt dadurch Gänsehaut aufkommen. Mitleiden und –lachen sind hier ebenso erlaubt wie Mitfiebern, ob Doug den Absprung in einen normalen Alltag schafft.
Besonders am Anfang ziehen sich allerdings die detaillierten Gefühlsbeschreibungen so sehr in die Länge, dass eine wirkliche Handlung fehlt und das Selbstmitleid der Hauptfigur kurz vor der Schmerzgrenze liegt.
Sprachlich ist das Buch flüssig geschrieben, nur die teils aggressive Fäkalsprache und die ausschweifenden Sex- und Drogenszenen sind zu viel. Eine schöne Gegenüberstellung von Dougs Verhalten nach außen und seinem Inneren geben die eingeschobenen Kapitel seiner Kolumne wieder, die reißenden Absatz findet. Damit schafft Tropper kurzzeitig Sympathie mit seiner todtraurigen Hauptfigur.
Das übergriffige Familienbild, das Jonathan Tropper zeichnet, ist klischeehaft und die Fehltritte der einzelnen Personen werden im Laufe der Geschichte immer wieder entschuldigt. Schuldzuweisungen werden gemacht, um dann wieder zurückgenommen zu werden, alles im Namen der heiligen Familie. Unangemessene Einmischungen und verletzende Äußerungen werden mit familiärer Liebe gerechtfertigt.
Gegen Ende löst Tropper die ineinander verwobenen Geschichten geschickt auf und schafft es so, den Schluss, obwohl positiv, nicht als „typisches Happy End“ erscheinen zu lassen. Einziger Wermutstropen auch hierbei bleibt aber, dass Doug anscheinend nichts gelernt hat. Er findet es immer noch berührend, dass sein „schöner, trauriger“ Stiefsohn seinet- und seiner neuen Liebe wegen ein Auto klaut und ihn damit ohne Führerschein abholen kommt, um den Liebesbooten Hermes für Doug und Freundin Brooke zu spielen.
Wem danach zu Mute ist, in eine Geschichte, der es teilweise an Spannung fehlt, genauso schnell ein- wie auch auftauchen zu können, für den ist dieses Buch genau richtig.