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 Der Abkassierer

Mit vollem Einsatz


Cover
Gesamt +++--
Action
Anspruch
Aufmachung
Bedienung
Bildqualität
Brutalität
Extras
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Vinnie (Peter Falk), ein Korea-Veteran und Träger diverser Verdienstorden, ist Betreiber einer Bar in Brooklyn. Doch seine Haupteinnahmequelle stellt die Buchmacherei dar. Die Kundschaft kommt aus sozial schwachen Schichten, deren Alltag von Alkohol und Arbeitslosigkeit bestimmt wird. Vinnies Bar ist Rückzugs- und Treffpunkt im Viertel und bietet ein familiäres Umfeld.

Obwohl er sein Geld mit der Spiel- und Alkoholsucht der anderen verdient, ist Vinnie immer Mensch geblieben. Er kennt seine Kunden und sorgt sich um sie, verteilt zinslose Kredite und hat für alle ein offenes Ohr. Außerdem lässt er nicht alle Wetten zu: Sind die Kunden zu hoch verschuldet oder wollen verrückte Wetten abgeben, lässt er nicht mit sich handeln. Sein Motto lautet: Lass die Leute jede Woche mit geringen Beträgen wetten, so dass sie stetig ihre Schulden abzahlen können und trotzdem weiter Geld verlieren. Er ist ein alter Hase im Geschäft, zahlt selber Schutzgeld an die Mafia und die Polizei, in Person von Al Sheehan (Colm Meaney). Da Vinnies Schuldner kaum Geld haben, um ihre Schulden zu bezahlen, gibt er nur noch wenig Geld an die Mafia weiter, was dort für Unzufriedenheit sorgt. Die „Firma“ entschließt sich, einen Aufpasser und Schuldeneintreiber bei Vinnie zu installieren, der sein Geschäft über kurz oder lang übernehmen soll und will.

So gelangt Tony (Freddie Prinze Jr.), Neffe eines Mafia-Mitglieds, in die Bar und sorgt sogleich für Unruhe. Er versucht, nicht vorhandenes Geld einzutreiben und übt Druck auf Vinnie und seine Schuldner aus. Als der arbeitslose, verschuldete Alkoholiker und Familienvater Frankie (Timothy Hutton) betrunken bei Tony eine aussichtslose 5000-Euro-Wette auf Kredit abgibt, eskaliert die Situation: Frankie verliert und obwohl Tony die Wette nicht weitergibt, besteht er auf „sein“ Geld. Durch den Druck der Mafia ist auch Vinnie machtlos. Da weder Frankie noch seine Frau Marybeth (Lauren Holly) Geld besitzen, soll Marybeth wöchentlich die 5000 Euro abstottern und sich bei Tony „was dazuverdienen“, also „in Naturalien“ zahlen. Doch das will und kann Vinnie nicht zulassen ...

„Der Abkassierer“ (OT: „Vig“ aka „Money Kings“) wurde 1998 unter der Regie von Graham Theakston gedreht und ist ein Mafia-Film der etwas anderen Art. Im Gegensatz zu Werken wie „Die Unbestechlichen“ (1986), „Der Pate I-III“ (1972/74/90) oder „Good Fellas“ (1990) steht nicht der Konflikt zwischen Mafia und Polizei oder rivalisierenden Mafia-Gruppen mit actiongeladenen Schusswechseln im Mittelpunkt der Geschichte. Vielmehr geht es um die Personen aus sozialschwachen Schichten: Verschuldet, ohne Arbeit und dem Alkohol verfallen, geraten Wettsüchtige, wie Frankie, in den Einflussbereich der Mafia. Die Besetzung sowie die schauspielerischen Leistungen sind wirklich überzeugend. Mit Peter Falk („Columbo“), Freddie Prinze Jr. („Eine wie keine”), Lauren Holly (“Dumm und Dümmer”) und Timothy Hutton (“Der Ghostwriter”) sind hochklassige Schauspieler vertreten, die nichts schuldig bleiben. Zu Beginn des Films leidet die Spannung noch unter der recht ausführlichen Darstellung der handelnden Figuren. Auf spektakuläre und ständig wechselnde Schauplätze und, wie so häufig in Mafia-Filmen, auf eine Vielzahl an Mafioso mit ähnlichen Namen und noch ähnlicheren Frisuren, wird verzichtet. Die Handlung spielt überwiegend in Vinnies Bar, ergänzt durch die Wohnungen und Arbeitsplätze der Nebendarsteller.

„Der Abkassierer“ überzeugt durch die schauspielerische Besetzung und Leistung, die Story ist leider etwas dürftig und vorhersehbar. Sowohl Vinnie als „Held“ als auch Tony der Gangster sind übertrieben gezeichnet: Vinnie, der ehrbare Kriegsheld mit Orden an der Wand, „Kneipenvater“ und liebender Ehemann, auf der einen Seite und Tony, der etwas zurückgebliebene, koksende Schwachkopf, der ohne moralische Bedenken Karriere und Geld machen will, auf der anderen Seite. Die Fronten im Film sind schnell geklärt, spannende Nebenhandlungen, überraschende Verstrickungen oder Intrigen sowie packende Nebenschauplätze sucht man leider vergebens. Technisch ist der Film nicht auf dem Stand der Technik, lediglich Dolby Digital Sound und eine Epix-Trailershow können hier auf der Haben-Seite aufgeführt werden. Weder Untertitel, Outtakes, Interviews oder Specials sind auf der DVD vorhanden. Außerdem sind lediglich Deutsch und Englisch in der Sprachauswahl verfügbar.

Obwohl der Film eine Altersfreigabe ab 16 Jahren hat, wird größtenteils auf Gewalt verzichtet. Insgesamt wird eine sehenswerte und unterhaltsame Mafia-Geschichte erzählt, die Abzüge für Handlung, Umfang und technische Standards bekommt, aber durch schauspielerische Klasse mächtig Punkte sammelt.

Jan Schrübbers



DVD | Disc-Anzahl: 1 | EAN: 4047879400964 | Erschienen: 1. Januar [Value3] | FSK: 16 | Laufzeit: 96 Minuten | Originaltitel: Vig | Preis: 11,99 Euro | Verfügbare Sprachen: Deutsch, Englisch

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