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Als Linda Wallander und Nyberg zu einem heruntergekommenen, anscheinend verlassenen LKW gerufen werden, der schon einige Tage lang in Ystad parkt, ahnen sie noch nicht, was sie im Inneren vorfinden werden: neun Leichen liegen in dem Transporter, offensichtlich über die Grenze geschmuggelte Flüchtlinge. Wie durch ein Wunder hat allein ein sechs Monate altes Mädchen überlebt.
Kurt Wallander und sein Team nehmen die Ermittlungen auf. Doch sie können sich nicht erklären, warum der Fahrer des Wagens die Flüchtlinge eingeschlossen in dem LKW zurückließ, wo sie schließlich erstickten. Hinter dem Fall scheint mehr zu stecken als nur ein Ring skrupelloser Menschenhändler …
Es ist ein brisantes und aktuelles Thema, das dieser Fall aufgreift. Er beginnt mit einem abscheulichen Verbrechen: dem Massenmord an neun Menschen, die in einem LKW den Tod finden anstelle eines besseren Lebens in Schweden. Dabei hat der Kriminalfall einen interessanten Clou und bringt die Idee ein, dass nicht alle Menschenhändler skrupellose Verbrecher sind – die Rede ist von "humanitärem Menschenhandel", an dem sich sogar eine gläubige Äbtissin beteiligt.
Die Hörspielinszenierung von Sven Stricker nach einer Geschichte von Henning Mankell ist, wie man es von der Reihe aus dem Hörverlag inzwischen gewohnt ist, wahnsinnig atmosphärisch und gut durchkomponiert. Die Stimmung ist düster, die furchtbare Entdeckung am Anfang macht vor allem Kurt Wallanders Tochter Linda schwer zu schaffen. Ihr Vater hingegen erlebt in dieser Folge trotz aller Wut über die Menschenschmuggler so etwas wie eine neue Romanze – nach wie vor hat der grummelige Kriminalkommissar sein Privatleben nicht im Griff. Die Gegensätze in den Gefühlswelten sind gut gewählt und werden von den beiden Sprechern, die Vater und Tochter verkörpern, ausgezeichnet herübergebracht. Auch die Darstellung von Stefan Lindman, der den impulsiven, manchmal aggressiven und noch wenig abgebrühten Polizisten verkörpert, verdient an dieser Stelle ein besonderes Lob.
Wie immer sind alle Rollen in der sechzig Minuten dauernden Geschichte ausgezeichnet besetzt: Neben Axel Milberg als Kurt Wallander sind Ulrike C. Tscharre als Linda, Andreas Fröhlich als Erzähler, Christian Stark als Stefan Lindman und Hannes Hellmann als Nyberg zu hören. Neben dieser Stammbesetzung gehen auch die anderen Sprecher voll und ganz in ihren Rollen auf, unter anderem Sandra Borgmann als kühle Henrietta von Europol, Jürger Uter als Hosse und Elga Schütz als Äbtissin. Die Musik stammt wie immer von Jan Peter-Pflug.
"Tödliche Fracht" ist ein spannendes, stimmiges Hörspiel, das sich in die Reihe ausgezeichneter Wallander-Inszenierungen von Sven Stricker einreiht und eine Stunde lang sehr gut unterhält.