Nahtlos wird die Handlung aus "Salzträume 1" in diesem zweiten und abschließenden Teil der Geschichte fortgesetzt. Wer "Salzträume 1" noch nicht gelesen hat, und sich keine Überraschungen nehmen lassen möchte, sollte die folgende Inhaltsangabe überspringen.

Graf Arpad und Charlotte von Sandling befinden sich weiterhin im Inneren des Berges auf der Suche nach einem Ausweg. Noch ist Charlotte am Leben, aber wie lange wird die junge Frau es ohne Nahrung noch aushalten? Dass sie sich in Gesellschaft eines Bluttrinkers befindet, verbessert ihre Situation keineswegs. Im Gegenteil, sie nährt ihn durch ihr Blut, Bisher schafft er es, nicht zu viel zu nehmen. Aber seine Leidenschaft und sein Hunger wird er nicht mehr lange im Zaum halten können. Das wissen sowohl der Graf als auch Charlotte.
Corrisande, Cerisé und Sophie versuchen, mit den mythischen Wesen des Salzkammerguts Kontakt aufzunehmen, was auch gelingt. An der Stätte der drei Heiligen Frauen erleben sie Unerwartetes, das sie der Rettung ihrer Geliebten und Ehemänner näher bringt. Dass die Waffe, die durch das "Verbrennen" von Fey komplette Landstriche auslöschen können soll, damit auch das Dasein derselben bedroht, haben mittlerweile auch diese mystischen Wesen verstanden. Normalerweise sind die Belange der Menschen für sie keineswegs interessant. Aber nun gibt es Grund genug einzugreifen und so helfen sie den drei Damen auf magische Weise in den Berg zu kommen, um ihre Liebsten zu finden und schlussendlich vielleicht auch die Waffe zu vernichten.

Delacroix und McMullen sind bereits der Gefangenschaft entkommen und wandern durch den Berg. Dass sie außerdem etwas sehr Böses geweckt haben, das nun Delacroix auf den Fersen ist, ahnen die Retterinnen nicht.
Asko von Orven, dessen Herz mit dem von Charlotte von Sandling magisch verbunden wurde, sehnt sich nach Charlotte und macht sich auf, um diese aus den Händen des Vampirs zu befreien. Er malte sich die fürchterlichsten Dinge aus und kaum hat er die Beiden im Berg gefunden, scheinen seine schlimmsten Vermutungen wahr zu werden ...

Zwischen dem Ende von "Salzträume 1" und dem Beginn dieses Nachfolgebands gibt es keine Verschnaufpause. Die Spannung, die im ersten Buch aufgebaut wurde, wird in "Salzträume 2" überführt und weiterhin gehalten. Man fragt sich, wie jemand über zwei Bücher hinweg über eine Wanderung durch einen dunklen Berg schreiben kann, ohne zu langweilen. Ju Honisch ist dies gelungen. Die Zweisamkeit von Charlotte von Sandling und Graf Arpad in der Finsternis des Berges bietet viel mehr als knisternde Erotik, obwohl diese durchaus auch vorhanden ist. Vielleicht macht das weibliche Fingerspitzengefühl der Autorin bei diesen Szenen viel aus. Zwar handelt der Roman nicht nur von Graf Arpad und Charlotte. Aber diese Szenen faszinieren am meisten, nehmen den Leser gefangen und sind in ihrer Zartheit wie Wildheit schön und authentisch.

Insgesamt ist dieser zweite Band etwas schwächer, als der Vorgänger. Einige Handlungsstränge ziehen sich doch etwas, außerdem scheint es mehr Bezüge zu Ju Honischs Erstling "Das Obsidianherz" zu geben. Kennt man diesen Roman nicht, kann man auch einige Einschübe nicht zuordnen. Nichtsdestotrotz handelt es sich um eine spannende und gefühlvoll geschriebene Fortsetzung mit einigen überraschenden Wendungen und einem nicht zu plötzlichem Ende. So ganz wird man das Gefühl nicht los, dass die Autorin mit ihren Hauptpersonen auch noch einiges vor hat und die Leser weitere Abenteuer erwarten dürfen.

Wer historische Settings gepaart mit phantastischen Elementen aus der Mythologie mag, wird sich von diesem Steampunk-Roman gut unterhalten fühlen.