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 Das Geheimnis der großen Schwerter, Band 2: Der Abschiedsstein


Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Zwar haben Simon, Jiriki, Binabik, Qantaqa und Sludig den Angriff des Eisdrachens und des Jägers der grausamen Nornenkönigin mehr oder weniger überstanden und sind endlich in Yiqanuc angekommen, aber dennoch scheint das Schicksal ihnen übel mitzuspielen: Binabik und Sludig sind von den Qanuc gefangen genommen und zum Tode verurteilt worden – Sludig, weil er ein Rimmersmann ist, und Binabik, weil er Verrat an seinem Volk geübt hat. Simon, der von seinem Kampf schwer angeschlagen ist, will alles tun, um die beiden zu retten – doch die Herrscher der Qanuc haben ihr Urteil bereits gefällt …
Währenddessen ist Naglimund in einem grauenhaften, unnatürlichen Kampf gefallen. Der einarmige Prinz Josua hat das Gemetzel überlebt und sich mit einer winzigen Schar seiner Anhänger – die letzten Erkynländer, die nicht König Elias dienen – in die Wälder retten können. Doch auch hier drohen Gefahren und Angriffe durch die Nornen, die bald weitere Leben kosten. Schließlich erreicht die stark dezimierte Gruppe die Thrithinge - nur um sich in einen Kampf auf Leben und Tod mit Varas Stamm, dem stolzen Reitervolk, gegenüber zu sehen …
Auch andere Bewohner Osten Ards werden zunehmend in den Kampf zwischen den freien Völkern und dem Sturmkönig Ineluki verstrickt: Maegwin, die Tochter Lluths, versucht den kläglichen Rest ihres Volkes vor dem Rimmersmann Skali und den Schrecken des ungewöhnlich lang anhaltenden Winters zu retten. Ihr Weg führt sie und Graf Eolair tief in die Höhlen Hernystirs, wo fremdartige Wesen leben.
Währenddessen, an einem ganz anderen Ort, macht sich der Wranna Tiamak, Mitglied des Bundes der Schriftrollenträger, auf den Weg nach Nabban. Er folgt damit einem Wunsch von Morgenes, ohne zu ahnen, dass der Gelehrte längst tot ist …

Die vielen Namen, Völker und Orte lassen es bereits erahnen: An den zweiten Teil von Tad Williams' grandioser Osten-Ard-Saga, die Klett-Cotta endlich neu aufgelegt hat, sollte sich nur heranwagen, wer den ersten Band "Der Drachenbeinthron" bereits gelesen hat. Am Anfang des Buches gibt es aber auch eine ausführliche Zusammenfassung der Handlung des ersten Teils, so dass man sich alles noch einmal genau ins Gedächtnis rufen kann.
Stärker noch als vorher trennt der Autor hier die Wege der Protagonisten, die bald über ganz Osten Ard verteilt sind. Zwar liegt der Schwerpunkt auf den Reisegruppen aus Simon, Binabik und Sludig beziehungsweise aus Josua und seinem Gefolge, doch auch andere Charaktere rücken nun viel stärker in den Fokus – etwa Herzog Isgrimnur, Miriamel und ihr mysteriöser Begleiter Cadrach, die Kammerfrau Rachel, Graf Guthwulf, Tiamak oder Maegwin und Eolair.
Schließlich läuft alles darauf hinaus, dass sich die einzelnen Gruppen, die für das Überleben der Menschheit kämpfen und auf der Suche nach den drei Schwertern Dorn, Leid und Minneyar sind, zum Abschiedsstein aufmachen müssen – einem uralten Ort aus der Vergangenheit der Sithi.

Obwohl die Perspektive häufig wechselt und den Leser viel zu oft in atemloser Spannung zurücklässt - wie kann Williams das Kapitel ausgerechnet an dieser Stelle enden lassen? -, sind alle Erzählstränge gleichermaßen spannend und faszinierend. Die Ereignisse spitzen sich merklich zu und der Leser bekommt mehr und mehr Gefühl für die komplexen Zusammenhänge und den enormen Detailreichtum, den der Autor hier eingebracht hat. Hernystiri, Sithi, Rimmersgarder, Erkynländer, Qanuc – jedes Volk, das der Autor hier beschreibt, ist so individuell, so lebensecht mit ihrer Kultur und ihrer Lebensweise dargestellt, dass man, wie bereits beim ersten Band, das Buch nicht mehr aus der Hand legen mag. Es gibt einige unglaublich spannende Szenen, die diesmal nicht lange auf sich warten lassen (Band 1 begann ja sehr gemächlich). Bereits am Anfang erleidet der Leser einen kleinen ungläubigen Schock, denn Simon und Binabik werden nicht, wie man vermutet hatte, mit offenen Armen von den Qanuc empfangen. Auch das Schicksal Josuas bei den Thrithingbewohnern ist so dermaßen spannend geschrieben, dass man nicht mehr aufhören kann zu lesen. Leider müssen hier, mehr als zuvor, liebgewonnene Figuren ihr Leben lassen, aber dadurch gewinnt die Erzählung natürlich noch an Tiefe. Auch die Charakterisierung der Hauptfigur Simon, der jetzt nicht mehr "Simon Mondkalb" ist, sondern "Simon Schneelocke" – nicht die letzte Verwandlung übrigens – ist Tad Williams wieder ausgesprochen gut gelungen. Zwar ist Simon nicht mehr der tollpatschige, ungelenke Junge, der er auf dem Hochhorst war, sondern wird langsam zum Mann, aber immer noch quälen ihn Fragen, nagende Zweifel und immer wieder furchtbare Einsamkeit.

Die Aufmachung der Neuauflage macht ebenfalls wieder etwas her – der dicke Hardcover-Band hat einen schön gestalteten Schutzumschlag und ein Lesebändchen. Die Anhänge listen ausführlich Personen, Orte und fremdsprachige Begriffe auf, und innen aufgedruckt ist wieder die mittlerweile bekannte Karte Osten Ards, die man zur Orientierung auch wirklich braucht.

Fazit: "Der Abschiedsstein" ist ein grandioser zweiter Teil der vierbändigen Reihe "Das Geheimnis der großen Schwerter". Extrem unterhaltsam, liebevoll und detailreich ausgedacht, intelligent und atemberaubend spannend: Das ist High Fantasy, wie man kaum bessere in diesem Genre findet. Teil 3 "Die Nornenkönigin" soll bereits im August bei Klett-Cotta erscheinen; der vierte und letzte Teil "Der Engelsturm" ist für den Herbst 2010 angekündigt.

Eine Leseprobe von "Der Abschiedsstein" gibt es auf der Website von Klett-Cotta.

Christina Liebeck



Hardcover | Erschienen: 1. Februar 2010 | ISBN: 9783608938678 | Originaltitel: Memory, Sorrow and Thorn: Stone of Farewell | Preis: 24,90 Euro | 890 Seiten | Sprache: Deutsch

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