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Ein Fuchs und ein Dachs betrachten versonnen den einsamen Tempel. Hier ließe es sich gut leben. Doch der kleine Tempel wird von einem Mönch bewohnt. In Frieden und Eintracht mit der Natur und den Tieren des Waldes versieht der einsame Mann seinen Dienst an Buddha und sehnt sich weder nach den Segnungen der Zivilisation noch nach Gesellschaft.
Der Dachs aber will unbedingt in das kleine Haus einziehen und nötigt die Füchsin zu einer Wette. Wer von ihnen den Mönch vertreiben kann, dem soll der Tempel als Winterlager dienen. In der folgenden Nacht stürmt ein Trupp wilder Reiter in das ruhige Tal und umringt den Mönch. Der Anführer überbringt eine Einladung des Kaisers und fordert den sofortigen Aufbruch. Doch der Mönch bleibt gelassen und fragt, warum der Kaiser ihn, den unwichtigen Mönch, sehen will und warum eines der Pferde einen Dachsschwanz hat.
In der darauffolgenden Nacht findet der Mönch eine wunderschöne, junge Frau im Sturm, der den Berg umtost. Er bringt sie in seine Kammer und ist sich schmerzlich des zarten weiblichen Körpers unter der durchnässten Kleidung bewusst. Die junge Frau bittet ihn, sie nach Hause zu begleiten, da ihr Gefolge verloren sei. Der Mönch jedoch lehnt die dringlich vorgetragene Bitte ab und fragt die junge Dame, warum sie Fuchsaugen hat.
Sehnsuchtsvoll verlässt die Füchsin den Tempel, hat sie sich doch unsterblich in den jungen Mönch verliebt. Und diese Liebe ist die einzige Hoffnung für das Leben des Mönchs, der nicht ahnt in welch großer Gefahr er schwebt. Denn ein Meister des Yin und Yang, der mächtige, den Dämonen des Himmels und der Hölle gebietende Onmyoji, trachtet ihm nach dem Leben.
Zum zehnjährigen Jubiläum der "Sandman-Serie" des Briten Neil Gaiman entstand der Roman "Dream Hunter". Die Zusammenarbeit mit Yoshitaka Amano bei "Sandmann: Traumjäger" inspirierte P. Craig Russell eine Comic-Adaption zu versuchen. Doch erst zum zwanzigjährigen Jubiläum des Sandmans fanden Gaiman und Russell zusammen und kreierten den vorliegenden Band "Traumjäger". Endlich, im April 2010, ist es so weit, auch die deutschen Fans von Neil Gaiman und Craig Russell können das Ergebnis in perfekter Übersetzung begutachten.
Neben dem kurzen, klaren Text, der fast einem alten japanischen Mythos entsprungen sein könnte (und dies mit einer einleitenden Bemerkung auch suggeriert), sind es von der ersten Seite an die Bilder Russells, die aus "Traumjäger" etwas ganz Besonderes machen. Diese Mischung eines aus dem Mittelalter und der Samurai-Zeit entlehnten japanischen Stils und modernen Comiczeichnungen fasziniert. Klare Flächen, eine grandiose Aufteilung der Panels, die zur Dynamik und tiefgreifenden Wirkung der Geschichte beiträgt, sanfte Farben und wundervolle Traumsequenzen machen fast sprachlos.
Und dank immer wieder überraschender Wendungen kann auch die minimalistisch anmutende Erzählung selbst überzeugen. Gaiman verlässt sich ganz auf den Illustrator Russell und nimmt sich soweit zurück wie nur möglich. Das Ergebnis gleicht fast einer griechischen Tragödie oder einem Mittelalter-Epos - tragisch, unausweichlich und doch zum Heulen schön.
"Traumjäger" wartet mit grandiosen Bildern auf und entführt ganz nebenbei wieder einmal ins Universum des Sandman, sprich in die Fantasie-Welt Neil Gaimans, der mit der namensgebenden Serie Comic-Geschichte schrieb und dank Illustratoren wie Craig Russell immer noch schreibt. Und der Leser kann daran teilnehmen und gleichzeitig in Erinnerungen schwelgen - was kann es Schöneres geben?