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Eigentlich hatte sich Wilhelmina darauf gefreut, endlich wieder zu Hause zu sein, auch wenn ihre Mutter zur Zeit bei Wilhelminas Oma ist, um deren Wohnung auszuräumen. Aber das ist ja auch noch Norbert, ihr Stiefvater. Doch als Norbert sie nicht vom Bahnhof abholt, schwant ihr Böses, und als sie mit ihrem schweren Koffer schließlich vor der Haustür des Hauses steht, wird ihre Ahnung bestätigt: Eine fremde Familie hat sich in der Gammel-Villa eingenistet, der Grund: Stiefvater Norbert hatte alles verspielt …
Da Wilhelminas Mutter noch nicht heimfahren kann und Wilhelmina kein Dach über dem Kopf hat, schickt ihre Mutter sie kurzerhand zu ihrem richtigen Vater, von dem Wilhelmina bis dato noch dachte, er wäre im Krieg gefallen. Wilhelminas Vater entpuppt sich als ein berühmter Theaterregisseur, der mit einer Schauspielerin zusammenlebt. Gemeinsam nehmen sie Wilhelmina freundlich auf und Wilhelmina darf sogar mit ihrem Vater ins Theater zu einer Probe. Ein schicksalsträchtiges Ereignis, wie sich im Nachhinein herausstellt, denn zusammen mit Wilhelmina sieht sich auch ein Filmregisseur die Arbeit ihres Vaters an. Beim anschließenden Essen erfährt Wilhelmina, dass der Regisseur eine Ersatzbesetzung für eine Rolle in seiner aktuellen Produktion in Norwegen sucht. Und das Glück ist Wilhelmina hold, sie wird eingeladen zu Probeaufnahmen und sollten die gut genug sein, könnte sie Filmstar werden und damit genug Geld verdienen, um das Haus ihrer Familie zurückzukaufen.
Welcher Jugendliche träumt nicht davon, einmal ein Star zu sein. Autorin Karla Schneider lässt diesen Traum für ihre Hauptfigur Wilhelmina in "Der Sommer, als ich Filmstar war" wahr werden. Dies alles erwächst aus einem riesigen Unglück, das über Wilhelminas Familie hereinbricht. Klar, dass so etwas wahrlich nur in einem Märchen oder eben in einer Geschichte passieren kann, doch trotzdem schafft es Autorin Karla Schneider diese merkwürdigen Zufälle nicht lächerlich erscheinen zu lassen.
Die Geschichte selbst spielt in der Nachkriegszeit des Zweiten Weltkrieges, so dass der Leser einen kleinen Einblick in diese Zeit bekommt und erlebt, welche Kluft zwischen Wilhelminas Welt und der Filmwelt dieser Zeit liegt. Aber es ist auch eine Geschichte über Familien, denn obwohl sich Wilhelminas Stiefvater solch einen Fehler erlaubt hat, hält seine Familie doch weiter zu ihm. Dieser Zusammenhalt, obwohl die Familie getrennt ist, ist ebenso prägend für das Buch wie die wundersame Welt des Films, in die man an der Seite von Wilhelmina eintaucht und die sich so gänzlich von dem unterscheidet, wie Filme heutzutage gemacht werden. Und dann kommt noch ein weiteres Element hinzu, denn wo Ruhm und Geld sind, sind auch die Machtbesessenen vertreten, die noch mehr Ruhm und vor allem mehr Geld haben wollen, und sowohl die Jungen als auch die Alten werden auf eine harte Probe gestellt, wenn es darum geht, zu entscheiden, was das Richtige ist.
Wie in vielen Büchern von Karla Schneider, wird auch hier auf jugendliche Art ein Einblick in eine andere Zeit gegeben, die für viele Jugendliche schon fast wie eine andere Welt anmutet. Verpackt wird dieser dabei in eine interessante Story, so dass auch die heutige Jugend davon begeistert werden kann. Doch am meisten überzeugt Karla Schneider, auch den älteren Leser, durch ihre Liebe zum Detail, die in scheinbaren Nichtigkeiten so deutlich hervortritt und einen authentischen Einblick in die Vergangenheit vermitteln.