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 Kommissar Erlendur, Folge 9: Frevelopfer

Serie: Kommissar Erlendur, Folge 9
Autoren: Arnaldur Indridason
Sprecher: Walter Kreye
Übersetzer: Coletta Bürling
Verlag: Bastei Lübbe

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Elinborg steht vor einem Rätsel: Der Tote ist ein harmloser, von allen geschätzter junger Mann. Bei Kollegen und Kunden war der Telefontechniker Runolfur beliebt, bei Nachbarn gern gesehen, und nichts deutet daraufhin, dass es ein Motiv geben könnte.
Doch wer hat dem Mann dann die Kehle durchgeschnitten? Wer hat ihn auf so grausame und furchtbare Art das Leben genommen? Die Spuren sind spärlich. Ein T-Shirt, ein Kondom und ein Schal geben Elinborg Rätsel auf. War eine Frau bei ihm? Hat sie den jungen Mann getötet? Hat ein Dritter Rache geübt an Runolfur?
Elinborg reist in das Heimatdorf Runolfurs, sucht immer wieder den Freund des Telefontechnikers auf und versucht immer verzweifelter, die junge Frau aufzuspüren, die in der Todesnacht bei ihm gewesen sein muss. Denn zwei Fakten, die schließlich ans Tageslicht treten, machen aus dem Fall etwas Besonderes. Zum einen findet man in der Jackentasche Runolfurs das Medikament Rohypnol, zum anderen findet es sich auch in Rachen und Blut des Toten. Elinborg stellt sich die Frage, ob der harmlos erscheinende Tote dieses als Vergewaltigungsdroge bekannte Mittel einsetzte und wer seine Opfer waren.

Der zehnte Kriminalroman von Arnaldur Indridason ist ein Novum für seine treuen Fans. Kommissar Erlendur spielt keine Rolle, hat sich in den Urlaub verabschiedet und überlässt Kollegin Elinborg das Feld. Noch ärger sieht der Fall bei dem deutlich gekürzten Hörbuch aus. Hier ist es gerade mal ein Satz, der sich Erlendur widmet, ansonsten Fehlanzeige. Auch weitere Kollegen Elinborgs treten bestenfalls am Rande und nur sehr kurz in Erscheinung. Des Weiteren fehlen in der Hörbuchfassung viele Passagen aus dem Privatleben Elinborgs - vor allem zahllose Kochrezepte, die im Buch Erwähnung finden, fehlen komplett - und der Vortrag von Walter Kreye konzentriert sich fast zu 100% auf die Ermittlung.

Der Fall selbst ist furchtbar, die reihenweisen Vergewaltigungen alleinstehender, meist junger und hübscher Frauen ist kaum auszuhalten - vor allem, da dem Hörer kaum etwas erspart bleibt.
Und doch badet Indridason nicht - wie so viele Krimiautoren in letzter Zeit - in ekligen Schilderungen und grauenhaften Details. Seine Fallstudie ist realistisch und bar jedes voyeuristischen Elements. Die eigentliche Brutalität liegt in eben dieser unprätentiösen Art der Darstellung. Nichts ist geschönt, alles wirkt überaus real und bar jeder Fantasie.

Und wer am Anfang noch das Gefühl hat, Indridason betrüge seine Fans durch die Auslassung seines verschrobenen Hauptkommissars und seiner privaten Probleme, hängt bald an den Lippen Elinborgs. Sie macht ihre Sache hervorragend, sorgt für psychologische Tiefe, emotionale Anteilnahme und ehrliche Aussagen. Ihre ruhige, stille, fast behutsame Art der Ermittlung, ihr Schneid und ihr Durchhaltevermögen machen aus "Frevelopfer" etwas ganz Besonderes.
Und auch wenn die Ermittlungen des Öfteren vorhersehbar sind und der Täter am Ende keine Überraschung ist, kann Indridasons neunter Fall doch in der vorliegenden Hörbuchversion ganz und gar überzeugen. Das liegt zum einen an der glänzenden Vorlage und den sinnvollen, die Handlung straffenden Kürzungen. Zum anderen aber am brillanten Vortrag Kreyes. Er findet immer den richtigen Ton, vermittelt die Tragik des Geschehens ebenso wie den Charakter Elionborgs.

"Frevelopfer" ist ein gutes, spannendes, gelegentlich sogar verstörendes Hörbuch, das von einem glänzend aufgelegten Walter Kreye perfekt vorgetragen wird.

Stefan Erlemann



CD | CD-Anzahl: 4 | Erschienen: 1. März 2010 | ISBN: 9783785742822 | Laufzeit: 294 Minuten | Originaltitel: Myrká | Preis: 19,99 Euro | Sprache: Deutsch

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