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Kanduras, ein Land wie jedes andere in der Fantasy-Welt: Die Menschen misstrauen einander und kämpfen gegen Goblins, Trolle und andere Kreaturen, um sich danach wieder um die Fehden zwischen den einzelnen Fürsten zu kümmern. Auch die Götter kennen untereinander nur Verrat und Intrigen, und so wurde vor ewigen Zeiten Aurelion, der Göttervater, von seinen Kindern verraten und verbannt.
Karandras, der Herold Aurelions, will die Götter stürzen und lässt sich mit dem verbannten Gott ein. Das Bündnis verleiht ihm Kraft und Macht, sein einziges Ziel ist es, die übrigen Götter zu strafen und sich selbst zum Gott zu erheben. Auch die Menschen sind der Angriffe der Barbaren und anderer überdrüssig. So versuchen mehrere Menschen, die verschiedenen Stämme unter einer Krone zu vereinen. Dabei spielen unterschiedliche Motive eine Rolle, und nur der Magier Gordan beweist etwas Weitsicht, als der große Kampf entbrennt.
"Bluttrinker" bietet auf über vierhundert Seiten nur eine mittelmäßige Unterhaltung, da sich in dem Roman von Stephan Bellem zu viele Schwächen eingeschlichen haben.
Die Ausgangslage klingt vielversprechend, und selbst wenn der Leser solche Szenarien und Geschichten durchaus schon gelesen hat, der Start in das Abenteuer ist spannend erzählt und lädt zum Weiterlesen ein. Doch nach und nach verstrickt sich Bellem in mehreren Netzen, die das Potential der Geschichte beinahe zunichte machen.
Die Charaktere sind für einen High-Fantasy-Roman doch recht platte und seelenlose Gestalten geblieben. Innerhalb von wenigen Minuten durchschaut man jede Figur und die auf der Rückseite des Buches gelobten "Wendungen" bleiben fast vollständig aus. So gibt es nur die typischen Klischees von Rache und Macht, und gerade zum Schluss werden die Erzählungen rund um Throndimar und Iphelia derart hingebogen, dass sie nicht mehr überzeugend sind.
Ein weiterer Kritikpunkt ist der Titel des Buches. Der klingt zwar vielsagend und bietet Platz für die phantastischsten Möglichkeiten, aber den Kern der Geschichte trifft er nicht. Im Buch gibt es zwar einen Charakter, der ab und an Blut zum Überleben benötigt, aber im Wesentlichen geht es in dem Buch eben nicht um diesen Charakter, zumindest wenn der Götterkampf in den Fokus gerückt wird.
Es fehlt auch Tiefe in diesem Werk. Es wurde zwar angekündigt, dass es "vier Einblicke in menschliche Abgründe" geben soll, aber der Leser huscht nur von einer Auseinandersetzung zur nächsten. Natürlich fließt in solchen Erzählungen Blut, aber es fehlt einfach die glaubhafte Zuspitzung der Ereignisse.
Im Prinzip läuft alles auf den finalen Kampf hinaus, der mit wenigen Sätzen ausgefochten wird, da wäre mehr drin gewesen.
Das Buch an sich ist ordentlich aufgebaut und bietet neben einer Landkarte auch ein Glossar rund um die auftretenden Figuren und eine recht ausführliche kandurische Chronik im Anhang. Der Schreibstil ist recht bodenständig und verständlich.
Insgesamt ist "Bluttrinker" trotz des in die Irre führenden Namens recht nett zu lesen, allerdings sind die Figuren zu platt und von dramatischen Wendungen ist nicht viel zu lesen. Auch ist schnell klar, worum es geht und wie das Abenteuer enden wird. Leichte Kost für Zwischendurch.