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Im Januar 2007 machen zwei Streifenpolizisten in Hamburg eine furchtbare Entdeckung. Eine völlig abgemagerte Frau läuft unbekleidet und mit einem Eisenring um den Hals die Straße entlang. In der Hand hält sie einen Ziegelstein, der mittels einer Kette mit dem Eisenring fest verbunden ist. Ein Anblick, den die beiden Beamten nicht so schnell vergessen werden.
Ähnlich ergeht es dem Tatortanalytiker Sam O´Connor, der im Jahr darauf, auf Anforderung von Europol, nach Rom beordert wird. Der Fall einer nackten Frau, die auf einem öffentlichen Platz an einen Laternenpfahl gebunden und teilweise verbrannt wurde, steht von nun an im Mittelpunkt seiner Ermittlungen. Auch wenn der Profiler die verstümmelte Leiche nur noch auf Tatortfotos betrachten kann, präsentiert sich die Tat als überaus grausam. Doch es wird nicht die einzige Frau bleiben, die von einem Serientäter regelrecht hingerichtet tot aufgefunden wird. Denn kurz darauf liegt in Salzburg ein nackter Frauenkörper ohne Kopf in einer Badewanne und alle Indizien weisen darauf hin, dass die Ermittler es hier mit ein und demselben Täter zu tun haben. Den entscheidenden Hinweis gibt eine Bibel, von der weitere Exemplare an anderen Tatorten in Hamburg, Rom, Salzburg und Amsterdam eine Rolle spielen. Mit einem Eintrag versehen, die sie als Eigentum der katholischen Gemeinde Winterhude/Hamburg ausweisen, sind sie die wichtigste Spur. Aber der dortige Pfarrer kann den Ermittlern nicht weiter helfen und so bleibt die Frage offen, wer all diese Frauen tötete, die sich mit Esoterik und Wahrsagerei beschäftigt haben.
„Gottesopfer“ ist das gelungene Debüt der Schriftstellerin Tanja Pleve, die mit ihrer Familie in Kolumbien lebt. Folter, Hexenverbrennung und Teufelsglaube stehen im Mittelpunkt ihres Thrillers, der nichts für zartbesaitete Leser ist. Denn während die Hauptfigur des Buches, der Tatortanalytiker Sam O´Connor, dem Leser als sympathischer Ermittler erscheint, sind die Fälle mit denen er sich beschäftigen muss überaus brutal und erschreckend. Aber nicht nur beruflich hat Sam O´Connor eine schwere Last zu tragen. Auch im privaten Bereich läuft einiges schief. Während er versucht, einen sadistischen Mörder zu fassen, der sein Unwesen in ganz Europa treibt, befindet sich seine Schwester Lilly in der Psychiatrie und niemand weiß, ob sie je wieder am normalen Leben teilhaben kann. Probleme, die ihm enorm zu schaffen machen und viel von seinen Gefühlen offenbaren. Doch nicht nur seine Gedanken und Empfindungen werden von der Autorin offen gelegt. Bereits am Beginn des Buches erfährt der Leser von einem kleinen Jungen, der von seiner Mutter schwer misshandelt in ein Kloster gebracht wird. Eine Kindheit, an der dieser schwer zu tragen hat und die ihn zu einem Menschen heranwachsen lässt, der falsche Ideale verfolgt.
Überaus spannend und flüssig geschrieben, ist „Gottesopfer“ ein Buch, das man nicht mehr aus der Hand legen kann. Versehen mit interessanten Charakteren und überraschenden Wendungen bleibt fast bis zum Schluss offen, wer für die grausamen Geschehnisse verantwortlich ist. Dabei präsentiert die Autorin den Täter beizeiten, lässt allerdings völlig im Unklaren, wer dieser ist. Ein geschickter Schachzug, der zusätzlich Spannung ins Geschehen bringt. Denn immer wenn der Leser zu wissen glaubt, wer die Frauen misshandelt und getötet hat, muss er feststellen, dass er wieder einmal falsch liegt. Ein Buch, das gleichzeitig fesselt und überrascht.
Fazit:
„Gottesopfer“ ist ein rasanter Thriller, der auf der ganzen Linie überzeugt.